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Purcell, H. (Guillon, D.)

Odes & Welcome Songs

Info Musikrichtung: Barock Ensemble VÖ: 04.03.2022 (Alpha / Outhere / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. Alpha 780) Gesamtspielzeit: 63:23

Bei Henry Purcell hört man in den diversen Oden und Welcome-Songs, die er als Willkommensgruß für die Rückkehr der englischen Königsfamilie aus ihrer Sommerfrische nach London komponierte, schon viel vom späteren Theatermusiker, dessen „King Arthur“ und „The Fairy Queen“ die reife Fülle seiner Kunst vor den Zuhörenden ausbreiten werden.
Ausgehend von den religiösen frühen Anthems konnte Purcell in den überschaubar dimensionierten Gelegenheitswerken seinen Stil weiter entwickeln, englische, italienische und französische Einflüsse fusionieren: instrumentale Sinfonien, liedhafte Arien, madrigaleske Chöre, angeschärfte Harmonik.
Das Ergebnis ist eine trotz der kammermusikalischen Besetzung – es waren damals kaum mehr als ein Dutzend Sänger und Instrumentalisten beteiligt – ausgesprochen farbige, abwechslungsreiche Musik. Das liegt sicherlich auch an den bildstarken Libretti, die auf tagespolitische Ereignisse (die nicht immer friedlich waren) anspielen und die den Komponisten glücklich inspirierten.

Drei dieser musikalischen Grußmusiken haben sich Countertenor Damien Guillon und sein klein, aber fein besetztes Ensembles „Le Banquet Céleste“ vorgenommen und mit handverlesenen Solist:innen eingespielt. Was auffällt ist eine gegenüber älteren Aufnahmen, die das theatralische Element auch schon bei dieser Werkgruppe herausstellen, insgesamt beruhigtere, wenn man so will: klassisch ausgewogene Interpretation. Der Klang ist harmonisch und gerundet, wozu auch der weniger lineare Vokalstil beiträgt. Die Ausführenden geben sich im Timbre individueller, bieten auch mehr Vibrato, als man es z. B. von englischen Ensembles kennt.

Vielleicht eröffnen die Musiker:innen des „Himmlischen Bankett“ uns auf diesem Weg eine eher französische Hörperspektive? In jedem Fall bereichert ihr Ansatz das Verständnis dieses „mittleren“ Purcells und schmeichelt den Ohren und der Musik.

Georg Henkel