Reviews

Schubert. F. (Chang)

Impromptus

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 18.04.2005 Audite / Naxos (SACD hybrid (AD: 2003) / Best.nr. 92.514) Gesamtspielzeit: 65:19 Internet: Audite

Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt bei dieser SACD das Klangbild: Bei aller Räumlichkeit und Plastizität wird doch zugleich mit stethoskopartiger Genauigkeit dem Instrument (einem Flügel der Marke Kawai) jede noch so kleine Regung abgelauscht.

Das Spiel der jungen Taiwanesin Chiao Ying Chang ist demgegenüber zwar auch von technischer Perfektion und erstaunlicher Leichtigkeit gekennzeichnet, bleibt aber zu stark an der Oberfläche der Impromptus. Die kleinen Stücke perlen und schimmern zunächst verlockend, die naiv-sangliche Interpretation der 24jährigen Pianistin lotet indes die Tiefen und Abgründe, die sich auch in diesen nur scheinbar harmlosen Schubert-Stücken finden, bei weitem nicht aus. Es macht sich ein pastellfarbener Wohlklang breit, eine Salonmusik, die manchmal eher an Chopin denken läßt.
Man mag diese Deutung als objektiv empfinden und - je nach Geschmack - loben, aber ein persönlicher Gestaltungswille wird nicht erkennbar. Erst recht vermisst man expressive Momente, zu denen die Impromptus durchaus Raum geben.

Michael Struck-Schloen schreibt in seinem kundigen Booklet-Text u.a. daürber, wie sich das zuvor oft "zuckersüße" Schubert-Bild nach dem 2. Weltkrieg gewandelt hat. Hörend nachvollziehen kann man das anhand dieser SACD nicht. Hier bleibt Schubert auch im Moll in erster Linie immer noch unterhaltsam.

Sven Kerkhoff