····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Lully, J.-B. / Rebel, J.-F. u.a. (Goebel)

Les caractères de la danse


Info

Musikrichtung: Barock / Wiener Klassik

VÖ: 04.03.2022

(CVS / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. CVS055)

Gesamtspielzeit: 70:06

Internet:

Reinhard Goebel

ENTWICKLUNGEN

Zwei Bögen spannt Dirigent Reinhard Goebel mit diesem Album: Der eine reicht von Mannheim/München/Salzburg nach Paris und Versailles, der andere vom Barock bis zur Wiener Klassik. Das verbindende Element ist der Tanz und zwar so, wie er als zunächst streng institutionalisierte Ausdrucksform am Hofe Ludwigs XIV. Platz griff, sich von dort aus aber stilbildend und Einfluss nehmend über ganz Europa verbreitete.

Ein solches Programm kann nur mit Lully beginnen. Die Suite aus "Le Bourgeois Gentilhomme" (1670) stellt Goebel mit dem Versailler Orchestre de l´Opera Royal im Sinne eines königlichen Zeremoniells vor - klanglich opulent, stolz und kraftvoll musiziert. Nach Rebels "Les Caracteres de la Danse" (1715), einer Art vergnüglichem Schnelldurchlauf durch alle zeitgenössischen Tanzformen, folgt dann konsequent Rameau (Suite aus Pygmalion, 1748): Goebel bleibt hier dem eingangs angeschlagenen Ton und Zugriff treu, weit ausgreifende, druckvolle Streicherbewegungen, ein höhenbetontes Klangbild und Taktstrenge inklusive. Hier würde der Musik allerdings mehr "Luft unter den Flügeln" gut zu Gesicht stehen, denn die Suite böte durchaus auch Raum für Swing und Humor, so man denn möchte. So bleibt es gewissermaßen ein deutsch gefärbter Ansatz, eher den Konnex zum Ausgangspunkt Lully betonend.

Deutlich setzt sich davon Glucks "Orphée ed Euridice" (1762) ab. Die Balletteinlagen sind hier musikalisch bereits stärker verselbständigt, werden zum psychologisierenden, den Fluss des Dramas antreibenden Element. Das Martialische, Zupackende lässt man sich natürlich im Tanz der Furien gerne gefallen. Ouvertüre und Air vif tut der Aufenthalt in der goebel´schen Überdruckkammer mit harscher Pauke hingegen weniger gut, wohingegen der Reigen Seliger Geister sich durchaus entspannt entfaltet.
Mozarts Ballettmusik zu seiner Oper Idomeneo (1781) knüpft an die Tonsprache Glucks bruchlos an. Auch hier lässt Goebel es ordentlich krachen, erreicht damit aber - wie dereinst Hogwood (L'Oiseau-Lyre, 1996) - einen brillanten, dramatisch überzeugenden Effekt, der zudem bei genauem Hinhören tatsächlich noch "Spuren von Lully" enthalten kann, um es im Lebensmittelsprech zu sagen, womit sich die Sache am Ende rundet.




Sven Kerkhoff

Trackliste

Jean-Baptise Lully: Le Bourgeois Gentilhomme - Suite
Jean-Fery Rebel: Les Caracteres de la Danse
Jean-Philippe Rameau: Pygmalion - Suite
Christoph Willibald Gluck: Orphee et Eurydice - Ballettmusik
Wolfgang Amadeus Mozart: Idomeneo-Ballettmusik KV 367

Besetzung

Orchestre de l´Opera Royal

Reinhard Goebel: Ltg.
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger