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Brahms, J. (Belcea Quartet)

Streichsextette

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 04.03.2022 (Alpha Outhere / Note 1 / CD / 20219 / Best. Nr. ALPHA 792) Gesamtspielzeit: 75:54 Internet: Belcea Quartet

Mögens Brahms´ zwei Streichsextette für seine Verhältnisse auch Frühwerke sein, so sind sie doch formvollendete Beiträge zu dieser reizvollen Gattung und schon ganz durchzogen von den für ihn so typischen harmonischen Subtilitäten, komplexen Binnenverweisen und motivischen Verwandlungskünsten, die bisweilen ins Amorphe abgleiten , um sogleich wieder von sanglichen Passagen aufgefangen zu werden. Kein Wunder, dass die beiden Schwesterwerke in der Gunst des Kamermusikpublikums weit oben stehen und es an renommierten Einspielungen nicht mangelt.

Das britische Belcea Quartet, verstärkt durch Tabea Zimmermann und Jean-Guihen Queyras, fügt dem Katalog nun seine eigene Deutung hinzu. Und die braucht wahrhaftig keinen Vergleich zu scheuen: Die beiden Gastmusiker:innen fügen sich vollkommen harmonisch in Klang und Interpretationsauffassung des Quartetts ein. Es entsteht ein Brahms-Sound, der sich samtig-erdig rundet, nie schneidend ist, sehr wohl aber - wo es angebracht ist - auffahrend impulsiv sein kann. Am berückendsten sind die feinen, warmen Klangschattierungen und die zahllosen dynamischen Abstufungen, mit denen hier musiziert wird. Man höre (und genieße) nur einmal das Ende des in dieser Differenzierung wohl kaum je geahnte Andante ma moderato aus Opus 18. Eine Perfektion, die staunen macht, und die sich zugleich auf das ausgewogene, satte Klangbild der im Wiener Konzerthaus entstandenen Aufnahme erstreckt. Hier wurde von allen Beteiligten hörbar lange an jedem Detail gefeilt. Das Resultat ist ein von heiligem Ernst durchglühtes Spiel, wie es Brahms sich gewiß gewünscht haben dürfte.

Sven Kerkhoff