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Baldwin, J. - Byrd, W. – Taverner, J. u. a. (Musicke & Mirth)

A Store Housse of Treasure (John Baldwin's Commonplace Book)

Info Musikrichtung: Renaissance Barock Ensemble VÖ: 04.02.2022 (Ramée / Note 1 / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. RAM 2001) Gesamtspielzeit: 70:00

Ein Lagerhaus voller musikalischer Schätze, so bezeichnete der englische Sänger, Komponist und Kopist John Baldwin (1560-1615) sein berühmtes „Commonplace Book“, in dem er umfangreiches Repertoire für Aufführungen in Kirchen, Theatern oder bei privaten Aufführungen sammelte. Die Komponisten sind überwiegend alte englische Meister und solche des elisabethanischen Zeitalters. Doch auch damals führende italienische Komponisten mit ihrer modernen, am Madrigal entwickelten Tonsprache finden sich.

Das Ensemble „Musicke & Mirth“ hat daraus eine repräsentative Auswahl für eine großzügige Stunde zusammengestellt. Ein wesentlicher Teil sind Consort-Versionen von ursprünglich mehrstimmiger vokaler geistlicher Musik, die im Zuge der Reformation in England ihre liturgische Funktion bzw. die lateinischen Texte einbüßte. Hier hört man sozusagen das reine polyphone „Maßwerk“, das auch ohne den „Inhalt“ Wohlklang verbreitet, zumal in der sehr sensiblen Interpretation der vier Musiker:innen, die ihre Gamben mit zurückhaltender Eleganz spielen. Doch finden sich auch immer wieder solistische oder mehrstimmige Vokalstücke, wobei die Texte teilweise durch die Solminationssilben mi, fa, so, la usw. ersetzt wurden. Auch hier wahrt „Musicke & Mirth“ einen intimen Ton, zumal auch die harmonische Delikatesse der späten Renaissance die meisten der hier versammelten Werke entsprechend prägt. Diese Kabinettstücke wenden sich damals wie heute an ein Publikum von Kennern und Liebhabern.

In dieser Interpretation sind die Ausdrucks- und Farbwerte relativ einheitlich, herbstlich und gedämpft. Eine etwas lebhaftere Diktion und energischere Gestaltung hätte den Stücken vielleicht auch mehr Individualität verliehen und die versammelten Schätze Baldwins zum Funkeln gebracht. So herrscht eine gewisse noble Blässe vor.

Georg Henkel