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Music for the Eyes. Masques and Fancies
Info
Musikrichtung:
Barock Instrumental
VÖ: 04.03.2022 (Arcana / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. A523) Gesamtspielzeit: 63:59 |
HÖFISCHE MASKENSPIELE
Ein Programm, mit dem das Ensemble „Concerto Scirocco“ in die altenglische Musiktheaterwelt entführt, in die Zeit der Masques, eine Kunstform, die vor allem im elisabethanischen Epoche blühte. Dort eiferten Szenografen, Ausstatter und natürlich Komponisten den prächtigen italienischen Intermezzi und verschwenderischen französischen Hofballetten nach. Selbst „Touristen“ aus diesen Ländern zeigten sich vom musikalischen Abwechslungsreichtum und den visuellen Reizen dieser Unterhaltungen beeindruckt.
Das „Concerto Scirocco“ bietet einen kleinen Querschnitt durch das Repertoire, wobei die Tänze oder illustrativen Stücke mit „Fancies“, Fantasien, abwechseln. Die Musik ist sehr unterschiedlich besetzt. Das Spektrum reicht von kammermusikalischen Duetten für Flöte, Streicher und Continuo bis hin zu Spätrenaissance „Bigband“-Formationen, bei denen Zinken, Posaunen und Dulciane zusammklingen. Immer wieder sorgen sehr virtuos ausgearbeitet „divisions“ traditioneller Melodien für eine attraktive, ohrengängige Mischung aus Volks- und Kunstmusik.
Die „ernsten“ Masques wurden meist durch humorvoll skurrile „Anti-Masques“ eröffnet, bei denen in bizarren Kostümierungen nicht minder schräge Tänze aufgeführt wurden. Angesichts der spontanen Tempo- und Temperamentswechsel kann man sich die Verrenkungen der Ausführenden in Robert Johnsons „The Satyrs Masque“ oder im anonym überlieferten „The Tempest“ gut vorstellen.
Wobei das „Concerto Scirocco” unter der Leitung der Dulcian-Spielerin Giulia Genini stets kultiviert und stilvoll zu Werke geht und nie den imaginären höfischen Kontext aus den Augen bzw. Ohren verliert. Da wird bei aller Lebendigkeit im Detail nichts übertrieben dargestellt, alles wahrt ein gewisses aristokratisches Maß, selbst da, wo der Beat durch Schlagzeug punktiert wird.
So entfaltet sich das Programm in seinen getragenen, schwungvollen wie spaßigen Momenten mit erlesenem Feinschliff, ohne dass der Eindruck entsteht, lediglich in einem antiquierten Notenalbum zu blättern. Auch tontechnisch befindet sich alles in schönster Balance.
Georg Henkel
Trackliste
Robert Johnson: The Satyrs Masque
John Adson: Courtly Masquing Ayres Nr. 16, 17, 20 & 21;
Anonymus: Johney Cock thy Beaver - a Scotch Tune to a Ground; Division Woodycock; A Divission; The Tempest
William Brade: Paduana; Der Pilligrienen Tanz; Cazone XVI; Coral
John Ashton / William Whytbroke: Hugh Aschton's Masque
William Byrd: Sermone Blando
Anthony Holborne: Almaine The Night Watch
Besetzung
Giulia Genini, Dulcian & Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |