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Reviews

Händel, G. F. (Alarcon)

Semele


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 04.02.2022

(Ricercar/ Outhere / Note 1 / 3 CD / 2021 / Best. Nr. RIC 437)

Gesamtspielzeit: 170:15

Internet:

Millenium Orchestra

GLATT DURCH

Händels "Semele" gehört zwar zur Gattung seiner weltlichen Oratorien, ist aber eigentlich doch eine verkappte Oper und stand schon zu Zeiten der Uraufführung im Ruch der Unanständigkeit ob der recht unverblümt dargestellten Liebeshändel und genussreichen Brüche der ehelichen Treue. Im vergangenen Jahr ging das Werk bei den Festivals in Beaune und Namur klassisch nicht-szenisch über die Bühne. In Namur entstand daraus diese Aufnahme, die eher nach Live-Mitschnitt tönt (dies aber wohl nicht ist), da die Sänger:innen in weitem Raum klanglich relativ weit hinten abgebildet werden.

Gleichwohl sollte man beim Barockspezialisten Leonardo Garcia Alarcon eigentlich einen erfrischenden und farbenkräftigen Händel-Abend ewarten, zumal der Dirigent ansonsten durchaus Vorliebe und Händchen für klangliche Effekte hat und dem Millenium Orchestra mit Chouchane Siranossian zudem eine äußerst versierte Konzertmeisterin vorsteht. Gemessen an diesen Erwartungen wird jedoch erstaunlich glatt und unwiderständig musiziert. Der Orchesterpart wird über weite Strecken mit britischem Understatement dargeboten: sauber durchgezählt und hübsch poliert. Das geht glatt ins Ohr, aber eben auch schnell hindurch und trägt so nicht über die Länge von 3 CDs. Die Ohrwurmqualität und der Swing, den viele der Arien durchaus haben, bleiben auf der Strecke. Dass und wie es anders geht, haben die Altmeister Christie (Decca, 2007) und Gardiner (SDG, 2019) vorgemacht. Solches erfordert aber eine größere Binnendifferenzierung und sprechendere Phrasierung als sie hier anzutreffen ist. Da helfen auch gelegentliche Knalleffekte von Chor oder Pauke nicht weiter.

Dies gilt umso mehr, als sich die Riege der Sängerinnen und Sänger ihrerseits mit einer soliden, aber nicht eben dramatisch durchgeformten Performance zufrieden geben. Das wirkt alles gebremst, etwas coronamüde und rasch produziert, wobei der Semele von Ana Maria Labin auch die nötige Laszivität abgeht und Dara Savinoya eine arg milde gestimte Juno gibt. Überzeugender schon Matthew Newlin (Jupiter) und Andreas Wolf (u.a. als Cadmus). Lawrence Zazzos Counter hat sich erstaunlich gut und stabil gehalten, bleibt durch die stets hörbaren Registerwechsel aber stimmlich begrenzt.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Semele, HWV 58

Besetzung

Ana Maria Labin
Matthew Newlin
Dara Savinoya
Chiara Skerath
Lawrence Zazzo
Andreas Wolf

Choeur de Chambre de Namur
Millenium Orchestra

Leonardo Garcia Alarcon: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger