Reviews

Nathasja Van Rosse

Loving Urgency

Info Musikrichtung: Gitarre, Klassik VÖ: 18.02.2022 (Acoustic Music Records / Galileo Music Communication) Gesamtspielzeit: 50:38 Internet: https://vanrosse.com/en/ http://www.acoustic-music.de

Nathasja Van Rosse meldet sich nach eine längeren – ungeplanten – Pause mit einem neuen Album zurück. Loving Urgency erscheint wieder bei Acoustic Music Records und zeigt die Klassikgitarristin nicht nur als Interpretin, sondern auch als Komponistin und im Booklet auch als Poetin. Daneben sind vor allem Werke junger Komponisten enthalten.

Den Einstieg bilden “Three @muses“ von Nathasja Van Rosse selbst. Alle drei Titel zeigen sowohl das enorme kompositorische, wie auch gitarristische Niveau der sympathischen Künstlerin. Grandios, wie locker perlend zum Beispiel das Stück “Bubbles“ fließt (auch live im Konzert ein Hochgenuss, wie ich Ende letzten Jahres erleben durfte).
Es folgen zwei ‚ältere‘ Werke. Einmal die abwechslungsreich und bunt gestaltete “Regenetüde“ der österreichischen Gitarristin und Komponistien Luise Walker (1910-1998), sowie ein Werk von Astor Piazzolla (1921-1992) in einer Bearbeitung von Sergio Assad. Das Werk von Luise Walker begeistert durch die virtuose Interpretation und feine Herausarbeitung der verschiedenen Stimmen. Auch wenn mir die Musik Astor Piazzollas immer etwas fremd geblieben ist, so ist die Umsetzung von “Invierno Porteño“ auf der Gitarre doch sehr gelungen.
Die dreiteilige Sonatina des 1987 geborenen Österreichers Florian Palier gehört zu den absoluten Highlights auf Loving Urgency. Als Sohn des bekannten Gitarristen Johan Palier wurde ihm das Instrument sozusagen in die Wiege gelegt und in seinen Kompositionen hört man, dass er vom Instrument kommt. Die Musik aus verschiedensten Stilen wie Jazz, Romantik und Improvisation zeigt, dass man aus dieser Mixtur wunderbare Kompositionen kreieren kann, wenn ein Könner am Werk ist. Inspiriert vom Dichter Rainer Maria Rilke gelingt es ihm bei der Sonatina in quasi vollkommener Weise. Und Nathasja Van Rosse macht sich die Musik sozusagen zu eigen und interpretiert sie famos.
Jan Depreters “Eilean Donan“ ist eher als Zwischenstück zu sehen. Gut gespielt und interpretiert, aber kein wirkliches Muss der Gitarrenliteratur. Da gefällt “Currents Jiving“ von Nathasja van Rosse in der kompositorischen Anlage deutlich besser. Und die eigene Interpretation ist natürlich stets ein Referenzpunkt. Perfekt gelungen!
Den Abschluss bilden zwei Ersteinspielungen aus der Feder des jungen Australiers Damien McCluskey. Die erste Komposition - “Tide Pools“ ist Nathasja Van Rosse gewidmet und passt hervorragend zum gitarristischen Stil der Künstlerin, wie auch das kurze abschließende >Dreamscape“. Beide Stücke bilden einen würdigen Abschluss der CD.

Loving Urgency ist eine CD, die man immer wieder konzentriert anhören kann. Klanglich von Peter Finger bestens eingefangen. Sehr natürlich klingt die Gitarre (2020 von Kolya Panhuyzen gebaut) und das Spiel von Nathasja Van Rosse. Enorm musikalische Interpretationen gepaart mit hervorragender Spieltechnik. Hier sollte man unbedingt zuschlagen. Sehr empfehlenswert!

Ingo Andruschkewitsch