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Bach, J. S. – Abel, C. F. (Boulanger, L.)

Solo Bach-Abel

Info Musikrichtung: Barock Gambe VÖ: 04.02.2022 (Alpah / Note 1 / 2 CD / DDD / 2020 / Best. Nr. Alpha 783) Gesamtspielzeit: 90:00

J. S. Bach hat nur wenige Stücke für Gambe komponiert. Drei Sonaten für Gambe und Basso Continuo sind überliefert. Wenn Lucile Boulanger also ein Album für Solo-Gambe mit u. a. Bachschen Werken zusammenstellt, dann ist sie auf (in diesem Fall eigenhändige) Transkriptionen angewiesen. Die Cello-Sonaten bieten sich dafür an, aber auch Stücke für Laute, Tasteninstrument oder sogar Flöte eignen sich, wie ihre Zusammenstellung auf ihrer ersten Alpha-CD „Solo Bach-Abel“ überzeugend demonstriert.
Mit ihrem granatdunklen, körperlich-runden Ton spielt sie sich gleich tief in die musikalische Substanz von Bachs virtuellen Kontrapunkten hinein und erzeugt eine dichte, konzentrierte Atmosphäre. Sicherlich liegt es auch an der angemessen mitschwingenden Akustik der Abteikirche von Noirlac, die für einen kraftvollen Grundton und ein sonores Spektrum an Obertönen sorgt.

Boulangers weitgefasste, singende Bögen und ihre klare, unaufgeregt sprechende Artikulation verlebendigen aber nicht nur Bachs Stücke. Auch bei Carl Friedrich Abel liegt die Musik technisch und musikalisch in sensiblen Händen bzw. unmittelbar ansprechend auf den sieben Saiten ihres Instruments.
Abel, fast zwei Generationen jünger als Bach, war einer der letzten Virtuosen-Komponisten auf diesem Instrument. Aus dem nur handschriftlich überlieferten und offenbar allein für den persönlichen Gebraucht bestimmten sogenannten Drexel-Manuskript hat Boulanger wie bei Bach tonartlich verwandte Stücke zu Suiten zusammengestellt. Abel hat hier seine Kunst resümiert und der Gambe, die damals schon weitgehend außer Mode war, noch einmal eine Stimme gegeben: leichter, weicher, sanglicher, aber unverkennbar in der großen Tradition dieses intimen Instruments.
Boulanger hat eher ruhige, vergrübelte Stücke aus der Sammlung ausgewählt, die stilistisch dem noch etwas archaischer gefärbten Barock Bachs nicht so fern stehen.

Beide Komponisten ergänzen sich so zu einer großen, neunzigminütigen Kontemplation auf den sieben Gamben-Saiten.

Georg Henkel