Reviews
Mean Mean Machine
Info
Musikrichtung:
Jazz-Fusion
VÖ: 19.11.2021 (ZenneZ) Gesamtspielzeit: 43:28 Internet: http://www.teissemey.com https://www.zennezrecords.com/ https://arlettehovinga.com/ |
Der dänische Gitarrist Teis Semey freundete sich bereits im Alter von sieben mit der Gitarre an. Nun lebt er mittlerweile in Amsterdam, wo er auch am dortigen Konservatorium studierte.
Nach "Where The Fence Is The Highest" (2019) und "Throw Stones" (2020) legt der Musiker mit Mean Mean Machine nun nach. Im international besetzten Quintett mit Musikern aus Schottland (Payne), Spanien (Soares), den Niederlanden (Terwijn) und Korea (Hong) präsentiert er Musik, die sehr außergewöhnlich ist und nicht unbedingt der Norm entspricht. Denn reiner Jazz ist es nicht, dazu rockt der Eröffnungstitel bereits zu heftig, so heftig, dass man gedanklich eigentlich beim sogenannten Punk Jazz landen kann. Da gab es halt solche Acts wie die Lounge Lizards oder James Chance And The Contortions, um nur zwei zu nennen, die diese gewagte Mischung einst mit auf den Weg brachten.
Doch die damit fast ausschließlich auch verbundenen Dissonanzen im Aufbau der Musik, die sich aus Elementen von Free Jazz, Funk und Punk aufbaute, sind hier nicht unbedingt maßgeblich in vorderster Front beteiligt. Denn bereits der zweite Song der Platte geleitet mich in eine andere Richtung, gleichwohl der freche Gitarrensound noch betont wird. Doch das vom akustischen Bass geführte Thema und die unisono gespielten Passagen von Saxofon und Trompete orientieren sich stärker am Jazz traditionellen Zuschnitts. Gleichwohl ist das Arrangement sehr modern gestaltet, gibt mehr Raum für fusionierende Elemente.
So entstand ein durchaus auch tanzbarer Jazz mit ebenfalls emotional geprägten Elementen, die auch einmal träumerisch dahinfliegen ("Bamboo Eyes") und mit diesem Song eine sehr harmonische Stimmung erzeugen. Und so bleibt auch "Requiem" am Boden, spielt jedoch mit filigranen Klangfetzen, die eine enorme elektrisierende Spannung erzeugen, Saxofon und Trompete sind hier entsprechend involviert.
Erst "Monday In Turquoise" nimmt wieder Fahrt auf und mittels des komplexen und verschachtelt wirkenden Arrangements wird es lebendiger, bevor mit "Glue (Or The Eternal Struggle Of Beauty)" wieder ein Quäntchen Abstraktion die Szene betritt. Die hervorragenden Musiker beherrschen es, diese Stimmungen umzusetzen und Zuhörer dazu zu bewegen, näher zuzuhören, weil viel Spannung erzeugt wird und detaillierte und punktuell gesetzte Statements dazu auffordern. Hier finden wir keine typischen Strukturen, die mit entsprechenden Funktionen wie "Thema/Solo/Thema" aufwarten, sondern oft sind es nur solistische Fetzen oder Ansätze, die ein Gesamtbild ergeben, wie Mosaiksteinchen, die behutsam zusammengesetzt werden.
Und so, obwohl es eine Platte des Gitarristen Semey ist, stellt sich dieser nicht in den Vordergrund, sondern wirkt als Teil des Ganzen. Somit, weil sich die Band nicht zwingend auf ihn konzentrieren muss, entstehen Momente der Kreativität, Momente, die sich ausdehnen und zu ganzen Songs wachsen. Doch wenn sich Semey einmal in den Vordergrund stellt, dann kann man bemerken, dass er mit einem sehr individuellen Sound punkten kann. Seine Gitarre klingt sehr klar und wirkt mitunter fast eher akustisch denn elektrisch, beispielhaft verweise ich auf das sehr einfallsreiche Solo auf "Tragedie".
Trackliste
2 A Strange Absence Of Birds
3 Bamboo Eyes
4 Requiem
5 Monday In Turqouise
6 Glue (Or The Eternal Struggle Of Beauty
7 Tragedie
Besetzung
Alistair Payne (trumpet)
José Soares (alto saxophone)
Jort Terwijn (double bass)
Sun Mi Hong (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |