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Variations on Buenos Aires
Info
Musikrichtung:
Tango
VÖ: 28.01.2022 (Berlin Classics / Edel / CD / 2021 / Best. Nr. 0302615BC) Gesamtspielzeit: 67:38 Internet: Isabelle van Keulen Ensemble |
NACHSCHLAG
Einmal Nachschlag zum Piazzolla-Jahr 2021, in welchem der Begründer des "Tango nuevo" 100 Jahre alt geworden wäre. Seine Kompositionen sind üblicherweise für ein Orquesta Típica geschrieben, also für eine Formation bestehend aus Klavier, Violine(n), Cello, Kontrabass und mehreren Bandoneon. Doch waren und sind verschiedenste Instrumentationen und Besetzungsstärken denkbar und Piazzolla selbst scheute zu seinen Lebzeiten nie davor zurück, die eigenen Stücke neu zu arrangieren. Gleichwohl geht die Geigerin Isabelle van Keulen, die mit ihrem Ensemble schon einige Piazzolla-Alben veröffentlicht hat, ein gehöriges Wagnis ein, indem sie nun ihr zweites künstlerisches Standbein mit ins Spiel bringt. Sie ist nämlich auch Künstlerische Leiterin der Deutschen Kammerakademie Neuss und so hat sich Badoneonist Christian Gerber angeschickt, Ensemble und Kammerakademie durch passende Bearbeitungen zusammenzubringen. Zum Teil hat er dazu "nur" die Instrumentierung an die große Formation angepasst, zum Teil aber auch (dialogisch wirkende) Gegenstimmen ergänzt.
Gerber und van Keulen sind musikalisch klug und versiert genug, um den damit verbundenen Drahtseilakt zu erkennen - und letztendlich zu meistern. Denn natürlich laufen die so bearbeiteten Kompositionen Gefahr, ins Filmmusikalische abzugleiten oder geschmäcklerisch jenen rauhen Ton einzubüßen, den es für die "echte" Tango-Atmosphäre nun einmal braucht. Insofern gibt es, wie es sich für das Balancieren auf dem Dratseil gehört, gleich zu Beginn einen gehörigen Schreckmoment, denn tatsächlich bewegt sich das eröffnende "Tangazo" immer wieder minutenlang hart an der Schwelle zur Süßlichkeit und auch "Tres Minutos con la Realidad" tendiert in diese Richtung. Doch danach tritt das Isablle van Keulen Ensemble immer mehr in den Vordergrund, so dass die andere, zupackendere Seite der Musik mehr Raum gewinnt.
Was entsteht, ist ein etwas ungewohnter Piazzolla-Sound, phasenweise symphonischer als gewohnt und mit nicht unbedingt immer zwingenden, breitformatigen (Streicher-)Einwürfen, aber doch von eigenem Reiz und "erhöhter Durchschlagskraft", zudem noch immer mit Ecken, Kanten, Widerspenstigkeiten und Überraschungen versehen. Kraft und Energie, Sehnsucht und Weltschmerz inklusive.
Sven Kerkhoff
Trackliste
2 Tres Minutos con la Realidad 03:03
3 Oblivion 05:11
4 La Camorra 09:35
5 Homenaje a Córdoba 07:07
6 Adiós Nonina 08:48
7 Soledad 08:02
8 Fugata 03:40
9 Tangataa 08:41
Besetzung
Isabelle van Keulen: Violine
Ulrike Payer: Klavier
Christian Gerber: Bandoneon
Rüdiger Ludwig: Kontrabass
Deutsche Kammerakademie Neuss
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |