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Reviews

Händel, G. F. (Piau)

Enchantresses - Opernarien


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 07.01.2022

(Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. ALPHA 765)

Gesamtspielzeit: 67:20

Internet:

Sandrine Piau

ZAUBER

An starken Frauengestalten in barocker musikalischer Verpackung herrschte zuletzt wahrlich kein Mangel: Da gab es das Amazonen-Album von Lea Desandre, die Heldinnen-Riege der Jeanine de Bique und nun also die Zauberinnen, derer sich die - man darf es mittlerweile wohl sagen - Altmeisterin des barocken Sopranfachs, Sandrine Piau, angenommen hat. Überraschend angesichts der entstandenen Repertoirebreite, dass sie sich dabei konsequent auf Händel konzentriert, von dessen Musik Piaus Karriere einstmals ihren Ausgangspunkt nahm. Und ja: Wenn die Auswahl so erlesen und die Interpretation so brillant ist, lässt man sich diesen Fokus gerne gefallen, selbst wenn dabei notgedrungen einige vielgehörte, vielgespielte Evergreens unvermeidlicher Bestandteil des Programms sind.

Piau versteht es noch immer, mit extremer Geläufigkeit in Erstaunen zu versetzen und die Figuren trotz der schlaglichartigen Aneinanderreihung von Arien aus höchst verschiedenen Werken mit Leben und individueller Deutung zu versehen. Dabei ist vor allem ihre Interpretation des A´-Teils immer wieder von erstaunlicher Eindringlichkeit: Piau begnügt sich hier nie mit der Hinzufügung bloßen Zierrats, sondern nutzt die Wiederholung dazu, weitere Tiefenschichten der Figuren freizulegen, neue Affektschattierungen einzustreuen. Nicht um der Abwechslung willen, sondern ganz im Sinne eine psychologisierenden Darstellung.
Dass die Stimme in der Höhe ein wenig an Glanz eingeüßt hat, macht die Französin durch profunde Erfahrung und Gestaltung mühelos wett. Ihre Zauberinnen werden so zu starken Frauen in nicht selten schwachen Momenten, verzweifelt liebend, um Fassung und um das magische Mittel ringend, das ihnen dauerhaftes Glück bescheren könnte. Doch die Bandbreite ist groß: Vom tonal mäandernden, avantgardistisch in der Schwebe bleibenden "Alla salme infedel" (Lucrezia) bis zum triumphalistischen "Desterò dall´empia dite" (Amadigi), vom halsbrecherisch virtuosen "Tornami a vagheggiar" (Alcina) bis zum überirdischen "Lascia ch´io pianga" (Rinaldo).

Nicht recht sinnvoll einfügen in die Zauberinnen-Truppe will sich die Figur der Cleopatra. Vielleicht der Grund dafür, dass Piaus Darstellung allein hier, nämlich im berühmten "Piangerò la sorte mia", eher blass bleibt und sich in purer vokaler Schönheit erschöpft, ohne diesen Moment äußerster Verletzlichkeit überzeugend auszudeuten.

Das Ensemble Les Paladins begleitet mit einem Maximum an Präzision, setzt viele farbige Akzente und versteht auch in den rein instrumentalen Einschüben jederzeit für sich einzunehmen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Lotario, HWV 26: Aria "Scherza in mar la navicella" 5:50
Rinaldo, HWV 7a : Aria "Il vostro maggio" 3:10
Giulio Cesare In Egitto, HWV 17: Aria "Da tempeste" 6:29
Concerto Grosso No. 4 in A Minor, Op. 6: I. Larghetto affetuoso 3:17
Giulio Cesare In Egitto, HWV 17: Recitativo "E pur così" 0:39
Giulio Cesare In Egitto, HWV 17: Aria "Piangerò la sorte mia" 6:29
Concerto Grosso No. 4 in A Minor, Op. 6: II. Allegro 3:10
Lucrezia, HWV 45 : Aria "Alla salma infedel" 3:02
Alcina, HWV 34 : Aria "Ah! mio cor!" 11:53
Amadigi Di Gaulo, HWV 11 : Overture 3:29
Amadigi Di Gaulo, HWV 11 : Aria "Desterò dall'empia Dite" 6:28
Concerto Grosso No. 6 in G Minor, Op. 6: I. Larghetto e affettuoso 3:32
Alcina, HWV 34: Aria "Tornami a vagheggiar" 4:43
Alcina, HWV 34: Aria "Lascia ch'io pianga" 5:14

Besetzung

Sandrine Piau: Sopran

Les Paladins
Jérome Correas: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger