Reviews
First Of The Roll
Info
Musikrichtung:
Jazz meets Electronic
VÖ: 22.10.2021 (Challenge) Gesamtspielzeit: 39:29 Internet: https://henningneidhardt.de/henning-neidhardt-trio https://www.jazzthing.de/ https://www.martinaweinmar.de/ https://challengerecords.com/ |
"Jazz thing Next Generation“-die Reihe wird fortgesetzt mit Vol. 90. Dieses Mal wird ein Piano-Trio in den Fokus gerückt, das Henning Neidhardt Trio, bestehend aus dem Pianisten Neidhardt aus Bocholt (Jahrgang 1992), dem Essener Bassisten mit vietnamesischen Wurzeln Duy Luong und dem Schlagzeuger Karl-F. Degenhardt aus Eisenach.
Der Pianist beschäftigte sich während seiner Ausbildung sowohl mit Klassik als auch mit Jazz und Pop. Die ersten Jazzplatten, die sich der noch junge Musiker kaufte, sollen solche von Ella Fitzgerald und Charlie Parker gewesen sein. Alle drei Musiker des Trios hatten in Essen studiert und bringen in ihre gemeinsame Platte First Of The Roll eigene Erfahrungen und Ideen ein, so hat man auch elektronische Einflüsse in der Musik eingeflochten. Mittels Synthesizern und Effekten hat man insofern die typische Charakteristik von Jazz-Trio-Formationen herkömmlicher Art erweitert.
Und das wird sogleich mit dem "Intro" deutlich, das ist ein sehr eigenwilliger Einstieg, der eine besondere Stimmung ausstrahlt. Alle Eigenkompositionen von Neidhardt werden ergänzt um die wunderschöne Ballade "Mild" von Jakob Bro. Bis auf "The Cleaners" ist allerdings jeder andere Song auch eher im beschaulichen und ruhigen Modus angesiedelt.
Und so kann man sich gern verleiten lassen, mit der Musik dahinzutreiben und die einerseits reduziert wirkende Atmosphäre und andererseits auch sehr farbenfrohe Ausprägung durch eine breit gestreute und mitunter minimalistisch wirkende Vielfalt zu geniessen. Stellt sich dann das "Interlude I" ein, dann gerate ich erstmals richtig in diesen elektronischen Strudel. Es wabert, dazu tupft Degenhardt sein Schlagzeug, perkussiv ergänzt um "sensory percussion". Ja, das ist ein wahrhaft mystisches Zwischenspiel, aus der Tiefe meldet sich der brummelnde Bass. Hier wird Stimmung geschaffen, hier wird ein Bild gemalt, hier werden Emotionen eingekleidet.
Nun "The Cleaners" in angezogenem Swing-Modus, treibendes Schlagzeug, akzentuierender Bass in flotten Schritt-Tempo und dazu Piano-Wolken, die von elektronischen Fetzen untermalt werden, da steigen bei mir hinsichtlich einiger Passagen Assoziationen auf zur Musik von George Russell! Nun, das "Lydian Chromatic Concept of Tonal Organization" ist es noch nicht, aber eine gewisse Abstraktion und Abgrenzung zu bekannten Harmonien sind deutlich zu vernehmen, spätestens dann, wenn der Song nahtlos in das "Interlude II" übergeht.
Von "Doris Day" kann man in dieser verträumten Stimmung des Songs gern träumen, eine harmonisch schleichende Jazz-Ballade, bis wir dann einundfünfzig Sekunden lang mit "Rewind" verabschiedet werden mit improvisiertem Ausklang. Jazz und Elektronik, das geht auch in dieser Form, ohne dass es gleich in Richtung Jazz Rock oder Fusion wandert, ein wenig Ambient-Atmosphäre verbindet verschiedene Elemente zu einer sehr spannenden Mischung.
Trackliste
2 Epilogue
3 Milo
4 Interlude I
5 The cleaners
6 Interlude II
7 Doris' day
8 Featuring
9 Muffin boy
10 Rewind
Besetzung
Duy Luong (double bass, effects)
Karl-F. Degenhardt (drums, sensory percussion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |