Reviews
Space Big Band
Info
Musikrichtung:
Big Band Jazz / Fusion
VÖ: 22.10.2021 (Challenge) Gesamtspielzeit: 71:02 Internet: https://space.bigband.me/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/ http://www.kennethdahlknudsen.net http://www.tomsrudzinskis.com |
So wird man auf der Webseite empfangen: SPACE BIG BAND is the debut album of Berlin-based contemporary jazz big band project by jazz musicians & composers Danish bassist KENNETH DAHL KNUDSEN and Latvian saxophonist TOMS RUDZINSKIS..
Knudsen, das ist Kenneth Dahl Knudsen, der dänische Bassist und Komponist, er blickt mittlerweile auf fünf Alben unter eigenem Namen zurück, und Rudzinskis, das ist der lettische Saxofonist/Flötist, den man bereits als die beeindruckendste Entdeckung des lettischen Jazz der letzten Jahre bezeichnet hat. Sein Debüt resultiert aus 2014.
Die Space Big Band umfasst siebzehn Musiker, und dirigiert wird sie von Malte Schiller, der ansonsten mit seiner eigenen Band auch als Saxofonist agiert. Die Band setzt sich zusammen aus Musikern aus Deutschland, Dänemark, Lettland, den USA, Russland, der Ukraine, Frankreich, Schweden und Österreich. Anders an dieser Big Band ist, dass, unabhängig von der Größe der Formation, nicht mit dem üblichem Schema gearbeitet wird. Man hat versucht, moderne und zeitgenössische Kompositionen in ein Gewand zu packen, dass nicht nur vom Jazz, sondern auch von Rockelementen geprägt wird. Und - der Versuch ist gelungen, sehr gelungen sogar!
Lassen wir uns also entführen in unendliche Weiten des Weltraumes, Captain Knudsen startet den Flug mit "Orsa". Scheinbare Signale aus dem Unbekannten rufen, bis die irdische Bigband mit kraftvollem Auftakt einen Jazz Rock präsentiert, der mich gedanklich in die Siebzigern schweifen läßt. Ja, genau diese Elemente tragen das Gerüst des Songs, abgerundet durch das Bläserarrangement, dass mich an Peter Herbolzheimer und seine Big Band erinnert. Das ist ein vielversprechender Auftakt, der mich auf dem Weg in die "Dark Ages" vorbereitet. Doch so dunkel wird es gar nicht, vielleicht dann doch eher beim Besuch des "Hades"? Dort darf ich über zehn Minuten lang verweilen. Angeführt von der einleitenden E-Gitarre, setzt Knudsen seinen brummelnden Bass ein und die Bläser formen ein Bild griechischen Mythologie, oder nicht?
So bedarf es ein wenig Vorstellungskraft, sich den einzelnen Songtiteln zu nähern, und welche Absichten die beiden Komponisten Knudsen und Rudzinskis mit ihren Songs verknüpften. Und so bemühe ich mich auch, eigene Deutungen zu finden, die für mich und meine Gedankengänge passend sind. Ich fliege also weiter mit und bin mit Track Acht auf dem Mars angekommen. ("Arrival To Mars") Nicht nur der Bandname, sondern auch der Plattentitel lautet Space Big Band. Dabei scheint es sich nicht nur allein um den Begriff des Weltraums zu handeln. Denn der Begriff "Space" bedeutet schließlich auch "Raum" und damit verbundene Weite, nicht Einengendes. Und wer dann letztlich nicht der Reise in ferne Galaxien gedanklich folgen kann, wird zumindest feststellen können, dass sich die Band mit den Kompositionen viel Freiraum gönnt, angefangen von den üblichen Soli einzelner Musiker innerhalb des Big Band-Gerüsts bis hin zur Offenheit der Kompositionen und der Arrangements.
Die beiden Komponisten ergänzen sich mit ihren Kompositionen (jeweils hat jeder fünf geschrieben) und bringen ihre persönlichen Elemente ein, sich dabei perfekt verbindend, dabei Rhythmik und Melodik jeweils geschickt verschmelzend. Dabei wird ganz viel Wert auf detailgenaue Umsetzung gesetzt, viele verschiedene Klangbilder werden erzeugt, viele harmonische mit experimentellen Elementen verquickt zu einem Gesamtsound, der durch eine grossartige Vielfalt und Strahlkraft Abwechslung vermittelt, die gebannt zuhören läßt. Und man sollte auch keinen Moment verpassen, um sich die nuancenreiche Stimmung nicht entgehen zu lassen.
Also - auf in das Abenteuer, entweder im All oder auf Erden in grossflächigem Raum...Auf jeden Fall ist diese Big Band eine willkommene Bereicherung des Genres. Und neben Assoziationen einzelner Passagen zu Herbolzheimer vermag ich meine Gedanken auch in Richtung Gil Evans zu lenken...
Trackliste
2 Dark ages
3 Hades
4 Permia
5 Terra
6 Before time
7 Anima
8 Arrival to mars
9 Phobos and deimos
10 Vaalbara
(Tracks 2, 5, 6, 8, 9 by Kenneth Dahl Knudsen)
(Tracks 1, 3, 4, 7, 10 by Toms Rudzinskis)
Besetzung
Dima Bondarev (trumpet, flugelhorn)
Jakob Sørensen (trumpet)
Johannes Böhmer (trumpet)
Shems Bendali (trumpet)
Alistair Duncan (trombone, flugabone)
Andrej Ugoljew (trombone)
Nils Marquardt (trombone)
Jonas Lindh (bass trombone)
Toms Rudzinskis (alto saxophone, soprano saxophone, flute)
Dustin Drews (alto saxophone, EWI, flute)
Ignaz Dinne (tenor saxophone, soprano saxophone)
Julius Gawlik (tenor saxophone, clarinet)
Leonie Freudenberger (baritone saxophone, bass clarinet, flute)
Povel Widestrand (piano, synthesizers)
Sebastian Boehlen (guitar)
Kenneth Dahl Knudsen (electric bass)
Mathias Ruppnig (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |