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Elizabeth S.

Gather Love

Info Musikrichtung: Electronic / Rock / Avantgarde / Experimental / Neo-Folk VÖ: 15.10.2021 (Klangallerie) Gesamtspielzeit: 51:20 Internet: https://www.discogs.com/artist/649638-Elizabeth-S https://eyelessingaza.com https://elizabeths.bandcamp.com/releases

Elizabeth S. ist die Ehefrau von Martyn Bates, dem Macher hinter der Kultband Eyless in Gaza. Aber sie ist nicht nur das, sondern schon seit vielen Jahren ebenfalls Mitglied oder Mitwirkende bei dieser Band. So wundert es nicht, dass Gather Love, ihr erstes Soloalbum, nicht nur durchaus Parallelen zum Sound dieser Band hat sondern auch Musiker (u.a. Bates) aus diesem Umfeld auf einigen Stücken dieses überwiegend von ihr alleine eingespielten Albums vertreten sind.

Und es gelingt Ihr mit diesem Album aus dem Stand ein Meisterwerk des Neofolk / Postrock / Avantgarde Rock zu liefern.

Noisige Sounds aus Gitarre und Elektronik lassen am Anfang ein Inferno erwarten, doch auch hier bilden sich schon zarte instrumentale Songstrukturen hinaus. Im weiteren Verlauf reiht sich dann ein wunderbarer Neofolk-Song an den nächsten und liefern so das perfekte Winteralbum 2021. Die Instrumentierung ist überwiegend zerbrechlich arrangiert aus Piano, Streichern, Saiteninstrumenten und auch jeder Menge Elektronik, die jedoch überwiegend dezent und atmosphärisch eingesetzt wird.
Die Songs schweben und schwelgen zumeist in traumhafter Melancholie, unter dem Sound brodelt es mitunter und kratzige Elemente bewahren vor zu viel traumhafter Melancholie. Immer wieder brechen auch andere Klänge heraus: psychedelische Wall of Sounds schwingen sich zu ritualen Trommeln in andere Sphären, elektronische Wellen tragen melancholische Bläser und und und.

Das prägendste Element ist jedoch die kratzige und zerbrechliche Stimme der Protagonistin. Zumeist ist es mehr Sprechen als Gesang, so wird der schwebende Sound konterkariert und die emotionale Ebene noch stärker präsentiert.

Gather Love ist ein wunderbares Werk, perfekt instrumentiert und genau aufeinander abgestimmt. Die Künstlerin schert sich nicht um irgendwelche Konventionen oder Erwartungen, sondern hat zwölf Stücke pures Gefühl in die Klänge umgesetzt, die eben diese Gefühle eins zu eins in Klang darbieten. Nach Referenzpunkten gefragt fallen mir die ruhigen und experimentellen Stücke von Talk Talk, This Mortal Coil, Tuxedomoon und Current 93 ein. Aber am allermeisten erinnert mich dieses Meisterwerk an einen meisterhaften Sampler aus dem Tuxedomoon-Umfeld aus den 80ern: Fuck your dreams, this is heaven. Und da passt sogar auch der Titel zu dieser Musik.

Ich lege mich fest: hier haben wir das beste Neofolk-/Avantgarde-Album des Jahres – vielleicht sogar der letzten Jahre.

Wolfgang Kabsch