Reviews
Road
Info
Musikrichtung:
Avantgarde/Jazz
VÖ: 29.10.2021 (Intakt) Gesamtspielzeit: 104:15 Internet: http://www.fredfrith.com/ http://www.nuzzcom.com/ https://www.intaktrec.ch/ |
Fred Frith Trio, diese Angabe zählt nur für die erste CD dieses Doppelpacks, denn auf CD 2 gibt es zwei Gäste, die Saxofonistin Lotte Anker und die Trompeterin Susana Santos Silva.
Fred Frith. ja, das ist ein recht außergewöhnlicher Musiker und Komponist, 1949 in East Sussex, England, geboren. Der mehrere Instrumente spielende Mann wurde jedoch in der Regel bekannt durch seine ungewöhnliche Bearbeitung der Gitarre. Zunächst ging es einen recht normalen Weg, Beat, Blues Rock, die Einbeziehung klassischer Musik, Folklore aus Osteuropa und Asien, bis es 1968 zur Gründung der Avantgarde/Art-Rock-Band Henry Cow kam. Diese Außenseiter warteten mit einer kühnen Mischung, die auch Jazz mit einbezog, auf, und das ebnete schließlich den weiteren Weg für Frith.
Es folgten wegweisende Zusammenarbeiten mit John Zorn, Brian Eno, Aki Takase, Sonny Sharrock, Peter Brötzmann und anderen, so dass sich der avantgardistische Weg und die Beschäftigung mit Free Jazz eine Erweiterung der Bandbreite ergaben. Und so hörte man den Sound der Gitarre wie noch nie zuvor erklingen, als der Protagonist mit sehr eigentümlichen Klanggebilden und Spielarten eine Tür aufstiess, eine Tür zu einer abstrakt klingenden Klanglandschaft.
Mit dem 1974er Album "Guitar Solos" kam ich mit dem Musiker erstmals in Berührung und war irritiert und auch fasziniert. Mittels Volumen-Pedalen, Klopfen auf dem Korpus der Gitarren, ungewöhnlichen Akkorden und Grifftechniken produzierte er absolut unorthodoxe Klänge, da schepperte es, flirrende Töne schwirrten durch den Raum und allerlei Geräusche entsprangen dem Verstärker, frei improvisierte Avantgarde.
Regelmäßige Veröffentlichungen zeigten immer neue Wendungen und durch Kolloborationen mit anderen Musikern ergaben sich stets hochinteressante und fordernde musikalische Ausprägungen, die für manche Hörer*innen durchaus zermürbend wirken konnten. Ja, und nun eine neue Herausforderung mit der Doppel-CD Road. Die Aufnahmen zur ersten CD, im Trioformat, entstanden am 18.10.2019 beim "Week-End Fest" in der Stadthalle Köln und jene der zweiten CD am 4.10.2019 in der "Old cabell Hall, University of Virginia, Charlottesville (#1, 4) und am 31.10.2019 im Alten Kino in Ebersberg, in Deutschland. (#2, 3)
Entgegen aller Erwartungen erweist sich die Musik der ersten CD durchaus als sehr zugänglich, "Lost Weekend" in sieben Teilen, lässt gar "normale" Gitarrenklänge ertönen, dabei bleibt es jedoch stets experimentell ausgerichtet, man könnte gar Assoziationen zu Stücken von Frank Zappa oder auch King Crimson herzustellen. So haben auch Elemente des Jazz Rock Einzug gehalten. Selten hat man in der Vergangenheit solche ein wenig mehr strukturierte Musik gehört, die auch Elemente von Rock und Jazz verschmilzt auf sehr individuelle Art.
Ein wenig anders verhält es sich mit den vier Stücken der zweiten CD. Wenn man sie sofort im Anschluss an CD 1 hört, bemerkt man, dass man bereits einen guten Zugang zur Musik hat finden können. So fliesst "Color Of Heat" stärker losgelöst dahin, und durch die Trompete entsteht ein vom Jazz inspirierter Anstrich. Dabei integriert sich Susana Santos Silva sehr einfühlsam in den Klangkosmos von Frith, der seine Gitarre zwischen experimentell und normal einsetzt, sehr verstärkt, mitunter an Sonny Sharrock erinnernd. Immer wieder lässt er das Instrument aufheulen, bei einigen Passagen denke ich daran, dass er genau so auch bei Miles Davis hätte mitwirken können, als dieser seine Alben "Agharta" und "Pangaea" vorlegte.
"The Tree Speak" und "Sinking In" wurden mit der Saxofonistin Lotte Anker eingespielt, und auch sie bringt mit ihrer eigenständigen Spielweise einen weiteren Aspekt in die Musik, wobei diese Kombination sehr gut zusammenpasst. Denn dadurch öffnet sich die Musik wiederum mehr dem Jazz, und diese Freiheit erweitert den Horizont. Auf jeden Fall muss sollte man sich nicht abgeschreckt fühlen vor dieser Musik, denn sie ist so gar nicht in Verbindung zu bringen mit den eher schräg anmutenden Frühwerken von Frith.
Trackliste
1 Lost Weekend 1 (11:38)
2 Lost Weekend 2 (3:19)
3 Lost Weekend 3 (5:02)
4 Lost Weekend 4 (12:12)
5 Lost Weekend 5 (4:06)
6 Lost Weekend 6 (7:56)
7 Lost Weekend 7 (4:50)
CD 2:
1 Color of Heat (18:50)
2 The Trees Speak (13:46)
3 Sinking In (7:41)
4 Color of Heart (14:53)
Besetzung
Fred Frith (electric guitar, voice)
Jason Hoopes (electric bass)
Jordan Glenn (drums)
CD 2
Fred Frith (electric guitar, voice)
Jason Hoopes (electric bass)
Jordan Glenn (drums)
Lotte Anker (saxophones - #2, 3)
Susana Santos Silva (trumpet - #1, 4)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |