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Reviews

Widmann, J. – Strauss, R. – Beethoven, L. v. (Widmann, J.)

Con Brio


Info

Musikrichtung: Klassik - Spätromantik - Neue Musik

VÖ: 01.10.2021

(Alpha / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. Alpha 767)

Gesamtspielzeit: 67:39

MIT UND OHNE BRIO



Witzig und burlesk, manchmal auch grotesk klingt die Konzertouvertüre „Con Brio“, mit der der Komponist, Klarinettist und Dirigent Jörg Widmann hier dem großen Ludwig van B. Tribut zollt. Ohne direkte Zitate, dafür aber mit anspielungsreichen Gesten serviert Widmann sein bereits 2008 geschaffenes Werk mit dem Irish Chamber Orchestra, das hier in ganz klassischer Besetzung – die Beethovens 7. und 8. Sinfonie entspricht – ganz unklassische Sachen tut, tonlos durch die Instrumente blasen, die Pauke schlagen (aber nicht aufs Fell), Knacken, Zischen usw. In Kombination mit den kurzatmigen „richtigen“ Orchestereinwürfen ergibt sich daraus ein stark disruptives Geschehen. „Con Brio“ ruft damit in etwa den Eindruck hervor, den ein Musikkritiker anlässlich einer Aufführung von Beethovens 7. im Jahr 1827 notierte: Man höre „ein wahres Quodlibet von tragischen, komischen, ernsten und trivialen Ideen, welche ohne allen Zusammenhang vom hunderten in das tausende springen, sich zum Überdruss wiederholen.“ Letzteres wie auch die vom Rezensenten bemängelte Überlänge des Ganzen möchte man Widmanns rund zehnminütigem Capriccio nicht attestieren. Ansonsten bekommt man hier einen schönen Eindruck davon, wie Neue Musik à la Beethoven Anfang des 19. Jahrhunderts wahrgenommen wurde – nämlich ähnlich überbordend und überfordernd wie die heutige.

So gesehen wird das „Duett-Concertino“ für Klarinette, Fagott und Orchester, das Richard Strauß gegen Ende seines Lebens 1947 komponierte, geradezu von einer gegenläufigen Tendenz bestimmt: Hier wird ein Lebenswerk resümiert, auch befragt, aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt. In einem zwar spröden und fragilen, aber dann doch wieder unverschämt eingängigen Neo-Rokoko-Sound mit Anspielungen auf Strauß‘ große Erfolgswerke parlieren Klarinette und Fagott mit dem apart gesetzen Orchester launig und virtuos miteinander. Die Solopartien werden exemplarisch ausgeführt von Widmann selbst und dem Fagottisten Diego Chenna. Doch was vordergründig so anheimelnd retro wirkt, ist hintergründig eben auch ein Abgesang auf eine Epoche, die sich mit dem 2. Weltkrieg auch kulturpolitisch völlig diskreditiert hatte.

Das Finale des Programms gehört Beethoven, genauer: seiner 7. Sinfonie, jenem Werk, das einst den Wiener Kritiker von 1827 so provozierte. Obwohl Widmann die schnellen Metronomangaben Beethovens berücksichtigt und sogar noch etwas schneller spielen lässt als manche historisch informierten Kollegen, befriedigt diese Interpretation nicht richtig. Es fehlt – ironischerweise – an Brio. Das Orchester klingt recht dumpf. Man hat das Gefühl, dass die ganze Zeit gegen einen Widerstand anmusiziert wird. Die Musik wirkt vor allem in den ersten drei Sätzen etwas zu schwerfällig, will nicht abheben. Angesichts des vielversprechenden Auftakts mit Strauß und Widmanns eigenem Werk ist das schade.



Georg Henkel

Trackliste

1Jörg Widmann: Con Brio
2R. Strauss: Duett-Concertino
3L. v. Beethoven: Symphonie Nr. 7

Besetzung

Irish Chamber Orchester

Jörg Widman (Klarinette & Leitung)
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