Reviews
The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows
Info
Musikrichtung:
Indie Pop-Rock
VÖ: 12.11.2021 (Transgressive) Gesamtspielzeit: 59:29 Internet: https://www.damonalbarnmusic.com/ https://www.pias.com/ http://www.transgressiverecords.com/ |
Wem der Name Damon Albarn eventuell nicht geläufig sein sollte, dann sei nachzuhelfen mit dem Hinweis, dass er Sänger und Kopf der Brit-Pop-Band Blur war und mit den virtuellen Gorillaz ebenso erfolgreich war.
Im Zuge seiner Solo-Karriere legt der 1968 geborene Brite nun nach mit The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows. Dieser Albumtitel ist von einem Gedicht von John Clare hergeleitet. Geplant war das Projekt als eine orchestrale Bearbeitung, inspiriert von der Landschaft Islands, aber angesichts der Pandemie entschied sich Albarn für die nun vorgelegte Version.
Bereits fünf Singles wurden hieraus veröffentlicht: "The Nearer the Fountain, More Pure the Stream Flows", "Polaris", "Particles", "Royal Morning Blue" und "The Tower Of Montevideo". Inhaltlich beschäftigen sich die Texte mit Themen wie Zerbrechlichkeit, Verlust, Auftauchen und Wiedergeburt.
Mit dem Titelsong startet die Platte sehr geheimnisvoll, eine Elka Space Organ wabert durch den Hörraum, Albarn mit seiner klaren und ausdrucksstarken Stimme im meist tiefen Tonbereich schwebt inmitten dieses Klangteppichs gekonnt durch den Song, der sich mit Wasserrauschen verabschiedet, ein Sample eines "field recordings" - "Ocean at Hellnar".
"The Cormorant", das erinnert mich ein wenig an Songs von David Sylvian, aber auch etwas an David Bowie hinsichtlich des Gesangs. Und auch schwebt der Song erneut durch den Raum, hier allerdings noch vom lasziven Sound eines programmierten Schlagzeugs vorwärts getrieben. Leider findet sich dieses Programming immer wieder im Laufe der Platte, bei "Royal Morning Blue" empfinde ich es als sehr störend, denn die ansonsten sehr harmonische Atmosphäre, emotional zwar stark in Moll-Bereichen angesiedelt, wird dadurch selbst dieser Emotionen ein wenig beraubt.
Ansonsten regiert eine gewisse Dunkelheit, Düsternis, auf "Combustion" zum Beispiel tragen dazu die geschickt eingesetzten Posaunen etwas dazu bei, bevor es nach gut einer Minute dann plötzlich ganz frei wird und ein Saxofon wilde Eruptionen zum Besten gibt, aber nur kurz, bevor sich der Song aufzulösen scheint und seinen anfänglichen struktuellen Aufbau zu verlieren scheint, nun, dieses ist einer der sonderbarsten Titel der Platte.
"Daft Wader" wird wieder zugänglicher, mit reichlich Melancholie versehen, trägt der Song gar Spuren früher Pink Floyd in sich. Die zarte Melodie von "The Tower Of Montevideo" wird durch Saxofonbegleitung umspielt, doch leider klickert und klackert im Hintergrund erneut diese recht störende programmierte Rhythmik. Die offensichtlich auf das Lieblingsland des Protagonisten, Island, abgestellte atmosphärische Ausstrahlung verliert dadurch stark an Schönheit und Klarheit. Ein vordergründiger Einsatz von Streichern und eines dezent gespielten echten Schlagzeugs hätte dem Ganzen eine große Schönheit verleihen können, denn die elf Songs bergen dieses Potential in sich, und auch gesanglich sind alle Voraussetzungen gegeben...
Zum Schluss, nachdem sich "Particles" nach 3:21 Minuten verabschiedet hat, gibt es eine kleine Pause, bis sich zu perkussiven Klängen mehrere Personen in einer mir nicht zu erkennenden Sprache wild durcheinander unterhalten, ich vermute - man spricht isländisch...Zum Schluss werden dann noch elektronische Zutaten dazugemischt und - wie aus einem Zauberwald erschallend - eine Trompete erklingt aus diesem - werden wir in eine unwirkliche Welt, inmitten von Trollen und anderen geheimnisvollen Wesen, entführt, eine Welt, die sich noch wabernd und gruselig, insgesamt bis 23:03 Minuten dahinwälzt.
Trackliste
2 The Cormorant
3 Royal Morning Blue
4 Combustion
5 Daft Wader
6 Darkness To Light
7 Esja
8 The Tower Of Montevideo
9 Giraffe Trumpet Sea
10 Polaris
11 Particles
Besetzung
Simon Tong (acoustic guitar - #1, 5, electric guitar - #1–8, 10, drums - #9)
Josephine Stephenson (cello - #1, 4, 7, 8)
Romain Bly (French horn - #1, 2, 4, 7, slate marimba - #1, 7)
Rakel Björn Helgadóttir (French horn - #1, 2, 4, 7)
André de Ridder (violin - #1–4, 7)
Alexina Hawkins (viola - #1, 2, 4, 7)
Sigrún Jónsdóttir (trombone - #1, 2, 4, 7, 8)
Sigrún Kristbjörg Jónsdóttir (trombone - #1, 2, 4, 7, 8)
Árni Benediktsson (field recordings: "Ocean at Hellnar" - #1, 7, 8, "Wind Outside House" - #8, "Birds Close to the Beach" - #10 , "Under the Waterfall" - #11)
Mike Smith (Elka Space Organ -#3–6, 9, harmonium - #4, 5, saxophone - #4, 6, 8, 10, Farfisa - #6)
Samuel Egglenton (drum programming - #3 , bass guitar - #4)
Caimin Gilmore (double bass - #3)
Laura Nygren (double bass - #3, 4)
Carol Jarvis (bass trombone - #4, 8)
Shelley Sörensen (viola - #4)
Bergrún Snæbjörnsdóttir (French horn - #8)
Einar Örn Benediktsson ("a Snapchat" - #10)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |