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Sol & Pat
Info
Musikrichtung:
Barock bis Neue Musik Kammermusik
VÖ: 01.10.2021 (Alpha / Note 1 / CD DDD / 2014-2018 / Best. Nr. Alpha 757) Gesamtspielzeit: 80:28 |
FREUNDSCHAFTFEST
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und die Cellistin Sol Gabetta feiern auf diesem Album ihre zwanzigjährige persönliche wie künstlerische Freundschaft mit 23 Duos für ihre spezielle Besetzung.
Um einige mehrsätzige "klassische" Hauptwerke für Violine & Cello herum gruppieren sie locker epochen- und stilüberschreitend Musik vom Barock bis zur jüngsten zeitgenössischen Musik. Sie tun das auf ihre ganz eigene, unverwechselbare Weise und loten die klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente, sofern dies nicht sowieso von den Komponisten vorgesehen ist, selbst im älteren Repertoire bis in die letzten Resonanznischen aus.
Da gibt es offenbar keine spieltechnische Grenzen. Die Streicherkünste der vergangenen Jahrhunderte kulminieren gleichsam in diesem synthetischen Programm, bei dem ein herzhaft aufgebürstetes Tambourin von Jean-Jean Marie Leclair und eine folkloristische Klangendladung von Iannis Xenakis sich zu spiegeln scheinen. Auch die berühmte späte Sonata in A-Moll von Maurice Ravel und ein Presto aus der Feder von Carl Philipp Emanuel Bach scheinen nicht mehrere Generationen zu trennen. Ein parodistisches „Dorffest“ des Schweizer Komponisten Julien-François Zbinden, der 2021 im Alter von 103 Jahren verstorben ist, eine „Hommage“ von György Ligeti, ein Duo von Zoltan Kodály und ein finales „Prelude“ von J. S. Bach, das eigentlich aus dem wohltemperierten Klavier stammt, ergänzen und kommentierten sich in diesem Kaleidoskop nicht weniger selbstverständlich: Sämtliche Stücke sind den beiden Musikerinnen so zu eigen geworden, dass sie hier lediglich wie unterschiedliche Facetten eines einzigen Oeuvres erscheinen und auf gewisse Weise zeitlos.
Ob man die artikulatorischen Extreme, die dynamische Spreizung und hart gesetzten Farbvaleurs bei der Ravel-Sonate goutiert oder nicht, ob man das Perkussive und Oszilatorische im Kontext der barocken Meister mag oder maniriert findet – das ist letztlich Geschmacksache. Man kann einwenden, dass hier des Guten zuviel getan wird. Doch die Saiten-Sprünge der beiden Künstlerinnen sind in jedem Fall authentisch, die entfesselten Soundenergien und Spiellust dann doch mitreißend. Aber vielleicht könnten sie live noch viel unmittelbarer wirken als digital konserviert.
Freilich empfiehlt sich eine gute Dosierung beim Zuhören, denn jedes Stück, und sei es noch so kurz, wird so einfallsreich und schier überquellend an klanglichen Impressionen dargeboten, dass es am besten mit ausreichend Stille davor und danach gehört werden sollte.
Georg Henkel
Trackliste
Jörg Widmann: Duos für Violine & Cello
Carl Philipp Emanuel Bach: Presto
Francisco Coll: Rizoma
Maurice Ravel: Sonate für Violine & Cello a-moll
Marcin Markowicz: Interlude
Julien-Francois Zbinden: La Feste au villange op. 9
Iannis Xenakis: Dhipli Zyia
György Ligeti: Hommage a Hilding Rosenberg
Zoltan Kodaly: Duo für Violine & Cello op. 7
Johann Sebastian Bach: Präludium BWV 860
Besetzung
Sol Gabetta, Cello
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |