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Reviews

Lou-Duo

Souvenir


Info

Musikrichtung: Jazz/Klassik/Folk-Fusion

VÖ: 08.10.2021

(Metropolmusik)

Gesamtspielzeit: 46:37

Internet:

https://lou-duo.de/
https://felixschneiderrestschikow.de/
https://www.jonassorgenfrei.com/
http://www.unitrecords.com/
https://uk-promotion.net/

Beim Lou-Duo geht es im Wesentlichen um zwei Musiker - den Pianisten Felix Schneider-Restschikow und den Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei. Mit Eigenkompositionen von Schneider-Restschikow (#1, 3, 5, 9) und Sorgenfrei (#4, 6, 7) sowie zwei armenischen Folksongs, arrangiert vom Pianisten, stellt das 2018 gegründete Duo mit ihren zweiten Album Souvenir Musik vor, die sich verschiedener Quellen bedient. Im Wesentlichen sind das auf der Basis von zeitgenössischem Jazz traditionelle Elemente des Balkans, russische als auch armenische Musik, sowie Anteile klassischer Musik und mitunter Passagen von freier Improvisation.

Gleich zu Beginn, mit dem Song "Geburah", kann ich spontan Parallelen zur Musik des Münchner Labels ECM herstellen. Langsam beginnend, entwickelt sich die Stimmung ständig, getragen von der Melodik des Pianos und der sich steigernden Intensität des Schlagzeugspiels. Sehr bemerkenswert empfinde ich es, wenn ich im Laufe der Spielzeit des Songs feststelle, dass tatsächlich nur die beiden Musiker spielen. Sie sind so intensiv beim Aufbau und der Gestaltung beschäftigt, dass ich es gar nicht vermisse, weitere Musiker herbei zu wünschen.

Dennoch ist es andererseits das ganz besondere "i-Tüpfelchen", wenn sich die weiteren Beteiligten zu Wort melden. So ist es beim armenischen Folk-Song "Hoy Nazan" die Sängerin Ionna Gkrigkorian, die eine sehr wichtige Rolle einnimmt, und auch Cellistin Nectaria Delgadillo trägt zur Ausgestaltung dieses Songs wesentlich bei, und zusammen ist das erste Stück mit einer bedeutsamen Fusion gelungen. Und Fusion ist auch angesagt beim nächsten Song, bei "Dorogoi V Pavlovku", bei dem sich Sorgenfrei auch wieder energischer betätigt, und wenn die Intensität dann zurück genommen wird und das Piano nach vorn tritt, dann erfolgt bereits die nächste positive Überraschung - ein Harfe! Das Instrument fügt sich sanft in das Gesamtbild ein, ausfüllend, nicht in den Vordergrund drängend, ebenso wie das zum Schluss kurz eingestreute Cello.

Man bemerkt die stark professionelle Ausrichtung aller Musiker, und die beiden Bandleader können schließlich auch auf eine große Bandbreite von Kooperationen mit bekannten Größen zurückblicken, die wohl allesamt auch Einflüsse hinterlassen haben. So verstehen es die Musiker, großartige Klangbilder zu schaffen, die zwischen lyrischen Momenten, kraftvoller Energie, improvisatorischer Freiheit eine gemeinsame und dichte Klangwelt schaffen, die ganz einfach mitreisst.

Bei "Takin' The Bird Train" stellt sich Anton Mangold mit der Harfe näher vor und leitet den Song mit sanften und zarten Klängen ein. Schon bald gesellt sich das Cello dazu und man gleitet nun schwerelos in die Welt der klassischen und romantischen Musik. Das wirkt sehr beruhigend und ist von wunderschönem Ausdruck. Doch im Laufe des Songs wird die Stimmung angehoben, es wird wild, es wird kraftvoll, es steigert sich zu Höhepunkten, das ist genial umgesetzt! Ein absoluter Spitzensong!

Durch die Instrumente Harfe und Cello gewinnt die Musik von Schneider-Restschikow und Sorgenfrei diesen ganz besonderen Ausdruck von Individualität. In dieser Kombination ist das wirklich faszinierend. Und so kann man gar nicht von einer reinen Jazz-Produktion sprechen, denn allein durch das prägnante und mitspielende Element des Schlagzeugs gibt es stets diese Ausflüge in Richtung Fusion. Und das gelegentliche Eintauchen in die Welt der Klassik, kombiniert mit der Freiheit des Jazz ergibt dann zusammen genau diese emotional stark ausgeprägte Ausrichtung, die zupackend und mitreissend ist, unweigerlich wird man in diesen Maelstrom, diesen Sog, hineingezogen, in dem man gern verbleibt, und wird man auch noch so viel herum gewirbelt.

Ist man einmal eingetaucht, dann fühlt man sich wohl, und möchte auch bleiben, weil es stets sehr abwechslungsreich bleibt, immer wieder lauert etwas Neues, immer gibt es Überraschungen, eine großartige Frische wird von dieser Produktion ausgestrahlt!

Auf "Bingyol" lässt sich Ionna Grigkorian noch einmal hören und entführt uns in die armenische Folkore, und zum Schluss, mit dem "Rondo Alla Cocek" hüpft die Stimmung und man fühlt sich rasch an die Musik von The Nice erinnert, die ja einst auch auf ihrem Debüt den Song "Rondo" boten. Wie zum Beginn der Platte, so beenden auch die beiden Bandleader diese Platte wiederum als Duo, und das sehr ausdrucksstark und schwungvoll.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Geburah (6:12)
2 Hoy Nazan (3:25)
3 Dorogoi V Pavlovku (5:36)
4 Takin' The Bird Train (6:17)
5 Wospominanije (4:12)
6 Distant Land (5:09)
7 Awake (3:57)
8 Bingyol (5:28)
9 Rondo Alla Cocek (6:20)

Besetzung

Felix Schneider-Restschikow (piano)
Jonas Sorgenfrei (drums)
Ioanna Gkrigkorian (voice)
Nectaria Delgadillo (cello)
Anton Mangold (harp)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger