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Reviews

Parzival

David: The Hymn


Info

Musikrichtung: Rock / Klassik-Rock / Worldmusic / Rock-Musical

VÖ: 29.10.2021

(Hypertension-Music / MIG GmbH / Zebralution)

Gesamtspielzeit: 82:13

Internet:

http://www.facebook.com/ParzivalOffiziell
http://www.youtube.com/watch?v=fJZkoOMDBY

Mit David: The Hymn veröffentlicht die deutsche „Krautrockband“ Parzival ein neues Album. Und das ist mit Verlaub eine fast größere Sensation als das neue Album von ABBA, denn das letzte Album der Band liegt fast 50 Jahre zurück. Nun gut, Parzival waren auch weitaus kurzlebiger und weniger bekannt, existierten sie doch nur wenige Jahre und hinterließen nur zwei Alben. Diese jedoch haben nicht nur deutsche Rockgeschichte geschrieben und gelten bis heute als das Beste vom Besten des deutschen „Krautrocks“.

Nun fand die Band tatsächlich in Originalbestzung (der ersten Formation) zusammen und produzierte über viele Jahre ein mächtiges Doppelalbum, welches sich mit der Flüchtlingskrise sowie der Klimasituation beschäftigt, an dem insgesamt 130 Musiker*innen und Sänger*innen mitgearbeitet haben. Das nenne ich mal einen Paukenschlag.

Um dieses Album nun bewerten zu können, sollte man von zwei Seiten herangehen. Für die erste lasse ich mal die Geschichte der Band außen vor. David: The Hymn ist das wohl bestproduzierte und ausgefeilte Konzeptalbum, das mir in den letzten Jahren zu Ohren gekommen ist. Die 23 Stücke sind allesamt sehr gute Kompositionen, in die eine gewaltige Portion Folk und Worldmusik mit eingeflossen sind. Ist es Rock? Hier gibt es ein klares Jein! Natürlich sind Rockspuren vorhanden, doch die Herangehensweise kommt eher aus der Klassik. Es gibt keinen ausgewiesenen knackigen Rocker unter den Stücken, aber immer wieder wunderbare Gitarreneinlagen. In der Mehrzahl liegen die Stücke im Midtempobereich und der eigentliche Charme ist diese unglaubliche Vielfalt der eingesetzten Stimmen und Instrumente. Neben den schon angesprochenen Folkanteil fühlt man sich über eingefügte Gesänge und Chöre durchaus manchmal und auch positiv an Peter Gabriel oder Paul Simon erinnert. In den ganzen Gesangsaufnahmen liegt viel Gefühl und Herzblut.

Zusätzlich ist es Band und Ensemble gelungen, diese Megaproduktion niemals überladen klingen zu lassen. Ja, es gibt auch eine schöne Portion Pathos, aber niemals über eine Grenze zum Kitschigen hinaus. Ich wiederhole, musikalisch ist dieses Comeback ein Meisterwerk geworden bei dem jeder Ton notwendig ist, alles perfekt arrangiert und eingespielt ist und aus einer Vielzahl unterschiedlichster Kulturen ein wahrhaftiges Weltmusikalbum geworden ist. Und es macht Spaß und Freude es am Stück zu hören. Einzig fehlt mir vielleicht tatsächlich dieser eine Höhepunkt (oder auch zwei), auf den musikalisch hingearbeitet wird. Das hätte den eigentlich guten Flow des Albums nochmals aufgewertet.

Nun zur zweiten Ansicht: Ist das Album das, was man von Parzival erwartet hat bzw. setzt es die Geschichte der Band logisch und/oder würdig fort? Dazu muss man sich zunächst mal fragen, ob das nach fast 50 Jahren überhaupt geht. In gewisser Weise haben wir hier nach wie vor dieselbe Band, welche dieselben Wurzeln und Herangehensweisen hat wie damals: Rock mit klassischem Ansatz zu produzieren. Was völlig verschwunden ist, ist der Krautrock und auch Psychedelik-Anteil der alten Tage. Wie erwähnt gibt es keinen tatsächlichen Rocker auf dem Album. Trotzdem finde ich, dass Parzival hier einfach nur konsequent umsetzen, was sie Anfang der 70er mit geringeren Mitteln, egal ob finanzielle oder technische, getan haben. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Mitglieder über ihre Tätigkeiten nach dem Ende der Band Zugriff auf die Mittel und Möglichkeiten hatten, ein Album genau so umzusetzen, wie sie es haben wollten. Hier wäre besonders Walter Quintus zu nennen, der als Produzent mit Größen wie Eric Clapton, den Eurythmics, Kraftwerk, Gary Moore, Pat Metheny und anderen gearbeitet hat zu erwähnen.

Natürlich haben 50 Jahre mehr Lebenserfahrung und Entwicklung ein Übriges getan und lassen dieses Abum nicht mehr wie 1972 klingen. Ich denke, dass Parzival mit diesem Album genau das Album erschaffen haben, was Sie immer machen wollten. Ihr Magnus Opus. Somit liegt mit David: The Hymn nun eines der besten Konzeptalben vor, das ich persönlich kenne, mit einem tiefgehenden und wichtigen Thema.

Traurig nur, dass Walter Quintus die Fertigstellung und Veröffentlichung nicht mehr erleben durfte, er verstarb 2017. Um so wichtiger wäre es, dass dieses Meisterwerk wirklich Gehör bekommt und nicht wie die beiden Vorgängeralben hochgelobt, aber letztlich nicht wirklich erfolgreich wird.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

CD 1:
1.Ouverture/Prolog 1:56
2.Old Love 2:47
3.Party Bird 2:55
4.Cash Castle 4:49
5.Never 2:14
6.He’s The One 4:12
7.When The Night Comes 3:20
8.Keep Your Eyes On Us (Avalokiteshvara) 5:24
9.Man In The Tower 2:42
10.Wind Blows 6:34

CD 2:
1.Incantation (Give Us Rain) 2:55
2.Monsoon 1:24
3.Rain Dance 4:30
4.Emayove 4:10
5.Juanita 7:05
6.Liqueur Talk 3:04
7.Wind Blows (Reprise) 2:14
8.Salvation (The Answer Lies Within) 3:55
9.All My Love 3:00
10.Break Of Dawn 3:35
11.Mighty Mouse 3:00
12.Rise Up! 1:03
13.Future Cities 5:25

Besetzung

Thomas Olivier
Walter Quintus
Lothar Siems

Sowie 130 weitere Musiker und Sängerinnen aus allen Teilen der Welt
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger