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Die 3 Counter-Tenöre
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 01.10.2021 (CVS / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. CVS050) Gesamtspielzeit: 72:15 Internet: Filippo Mineccia Samuel Mariño Valer Sabadus |
AUF KOKS
Zur Fußball-WM traten 1990 einst erstmals die 3 Tenöre gemeinsam zum Konzert an und fügten dem sportlichen einen musikalischen Wettstreit und Überbietungswettbewerb hinzu. Auf "Die 3 Countertenöre" musste man noch lange warten, aber 2021 ist es nun auch in diesem Stimmfach so weit: Im Spiegelsaal von Versailles treten Filippa Mineccia, Samuel Mariño und Valer Sabadus gegeneinander und doch miteinander an. Dabei darf man das werbewirksame Label nicht ganz wörtlich nehmen, denn eigentlich repräsentieren die drei Herren durchaus unterschiedliche Stimmfächer: Mariño als männlichem Sopranisten steht mit Mineccia ein klassischer Counter bzw. Altus gegenüber, während Sabadus die Mezzo-Lage bedient. Das ist nicht nur eine erstklassige, sondern auch eine geschickte Mischung, um ein möglichst breites Repertoire abzudecken und zudem ein paar Ensemblestücke einstreuen zu können (wobei u.a. bewiesen wird: Monteverdis unverwüstliches Liebesduett "Pur ti miro" funktioniert auch als flotter Dreier..)
Mariño hat sich stimmlich noch einmal weiterentwickelt und kommt dem Kastratenklang vermutlich am nächsten. Er wirbelt mit Vergnügen durch die Koloraturen und schwingt sich zu schier schwindelerregenden Höhen auf - das ist oft im besten Sinne unerhört bis ungehört, wobei der gebürtige Venezolaner hörbar Spaß daran hat, sein Publikum in zirzensischer Manier zu verblüffen. Mineccia wartet mit dramatischem Gespür, vor allem aber mit stimmlicher Durchschlagskraft auf. Sabadus edle, gerundete Stimme trägt selbst im heiklen "Lascia la spina" tonschön, schmeichelnd und stabil.
Das Orchestre de l´Opéra Royal geht gerade die schnellen barocken Bravoustücke unter Stefen Plewniak einigermaßen hemdsärmelig an, bemüht, dem Wettstreit zusätzlich Pfeffer zu geben und den ohnehin vorhandenen Zug dieses Repertoires ins Hysterisch-Übergeschnappte noch zu unterstreichen. Das tönt auf diese Weise alles ein bißchen wie "auf Koks" und macht damit, man kann es nicht leugnen, besonderen Spaß. Diesen vergrößert es durchaus, das Ganze dabei dank der beigegebenen DVD zusätzlich auch noch im Bild verfolgen zu können. Sieger gibt es in diesem angenehm sinnfreien, nicht immer ganz bierernstem (Purcell "Sound the trumpet") Wettstreit am Ende nur einen: den Zuhörer, der aus dem Staunen über das, was mittlerweile im Counterfach möglich ist und an Niveau erreicht wurde, kaum herauskommt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
+Carl Heinrich Graun: Arie "Tra le procelle assorto" aus Cleopatra e Cesare
+Johann Adolf Hasse: Arie "Sagace e la mano" au La Spartana Generosa
+Leonardo VincI: Arie "Vo solcando un mar crudele" aus Artaserse
+Händel: Ankunft der Königin von Saba aus Solomon; Arie "Lascia la spina" aus In Trionfo del tempo e del Disinganno; Duett "e il mio amor fu il tuo delitto" aus Berenice; Arie "Crude furie degli orridi abissi" aus Serse
+Attilio Ariosti: Vespasiano-Ouvertüre
+Henry Purcell: Duett "Sound the trumpet"
+Claudio Monteverdi: Pur ti miro aus Incoronazione di Poppea
Besetzung
Filippo Mineccia: Altus
Valer Sabadus: Mezzosopran
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |