Reviews
Achtung Überlebensgefahr
Info
Musikrichtung:
Deutsch-Pop-Rock
VÖ: 15.10.2021 (Pussy Empire Records) Gesamtspielzeit: 32:56 Internet: https://schwessi.de/#About https://bite-it-promotion.de/ https://timezone-records.shop/ |
Sonja Schwabe firmiert unter ihrem Künstlernamen Schwessi. Sie stammt aus Bayern und lebt seit 2007 in Hamburg. Dort arbeitete sie unter anderem bei Udo Lindenberg als Texterin. Dieser ermutigte sie dann auch zu ihrem ersten Solo-Album, Achtung Überlebensgefahr. Vorher, das war 1998 gründete sie die Hip-Hop-Formation Schwess.
Doch nun zur Gegenwart. "Achtung bidde!", eine knapp eine Minute lange Ansage der Protagonistin mit der Bitte, nicht in Panik zu geraten, es könnte sein, dass wir alle überleben! Man soll Herzen an die Mauer malen, und please, stay cool and smoke some weed! Nun, solange das nicht legalisiert ist, müssen wir uns zunächst erst einmal dem legalen Rausch der Musik hingeben. Und diese startet dann mit der "Revolution". Sonja Schwabe singt mit rauer und ausdrucksvoller Stimme und trägt hier die Geschichte einer Dreizehnjährigen vor, wer möchte, kann diesen und die anderen Texte gern im beigefügten Booklet nachlesen. Alle Texte wirken recht frech und lässig-schnoddrig im Umgangston. ("Arschlecken", "...richtig auf die Schnauze", "scheissegal", "pissen" etc.)
Diese Bissigkeit wird entsprechend musikalisch untermauert, sei es mit knalligem Pop-Rock oder auch mal karibisch eingefärbt, hier "Wer ist das Volk". So singt Schwessi "wie Ihr Ihr Schnabel gewachsen ist" und wird damit in erster Linie jüngeres Publikum ansprechen, nun, knapp an Stammtischparolen schrammt da so manche Textzeile schon, insofern allesamt ohne wirkliche Lösungen, aber mit Denkanstößen. Das mag halt Jede/r so halten, wie Sie/Er es möchte. Denn die aufgeführten Themen wie Kampf gegen Kapitalismus, mangelnde Werte in der Gesellschaft, Zweifel an der Demokratie, das ist alles nicht neu, hier nur recht frech verpackt, mit einem entsprechendem Wortwitz, der aber auch flach sein kann.
Und so bleibt die Musik, weil die teils provokanten Texte doch oft im Vordergrund stehen, tatsächlich ein wenig zweitrangig. Etwas ruhiger und ein wenig melancholisch klingt es dann, gekoppelt mit Rap-Elementen, wenn "Hallo Selbstmitleid" erklingt. Dieser Song strahlt eine starke harmonische Prägung aus, und er würde perfekt zu Udo Lindenberg passen, das klingt sehr ähnlich. Letztlich mischen sich Elemente von Pop, Rock, Reggae und Hip Hop zu einem Ganzen, recht eingängigen Sound, der einfach und locker auf den Punkt kommt und keine besonderen Raffinessen aufweist, eher Mainstream halt. Gelegentlich bieten Teile der Arrangements einige kurze Einschübe, die etwas bereichernd wirken. Gut wird es dann, wenn sich mit den Boxhorns die Bläser-Arrangements einschleichen, gelungen zum Beispiel bei "Die politisch nicht korrekte Libido".
So wird im Großen und Ganzen so etwas wie eine rebellisch wirkende Stimmung geboten, mit Inhalten, denen man, jenachdem, auf welcher Seite man steht, zunicken mag oder sie in ihrer Form anzweifelt. Das ist halt diese Art Provokation, die möglicherweise so gewollt ist. Und es ist, wie es ist - Udo Lindenberg schimmert ständig durch.....
Trackliste
2 Revolution
3 Wer ist das Volk
4 Kannst du mich hören
5 Hallo Selbstmitleid
6 Alles geht
7 Kopf oder Zahl
8 Ich bin so frei
9 Die politisch nicht korrekte Libido
10 Ohne Worte
Besetzung
Stephan Gade (Gitarren, Bass, Keyboards)
Julia Schmiedeberg (Gitarren, Muddichor)
Katja Stoffels (Bass, Muddichor)
Markus "Mosch" Schröder (Keyboards)
Claudia "Redrum" Lippmann (Drums, Muddichor)
Die Boxhorns (Bläser)
Die Sonnenstimmen (Kinderchor)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |