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Vous avez dit Brunettes? - Französische Lieder des 17.& 18.Jahrhunderts
Info
Musikrichtung:
Barock Vokal
VÖ: 05.11.2021 (Alpha / Note 1 / CD DDD / 2020 / Best. Nr. Alpha 761) Gesamtspielzeit: 63:05 |
FRISCH, SINNLICH & FRECH
Tircis sehnt sich nach seiner Chloris, Phyllis oder Iris; Colin steigt der Nanette, Margot oder Lisette hinterher … Auch in den idyllischen pastoralen Traumwelten des 17. und 18. Jahrhunderts herrschte eine klare Standesordnung: Edle Hirtinnen und Hirtengestalten aus der antiken Mythologie zeichnen sich durch feine Umgangsformen, Charme und Tapferkeit aus (man kann sich nicht vorstellen, dass sie irgendwie anders duften als nach Lavendel und Rosenwasser, auf keinen Fall aber nach Stall und Mist). Ihre Gegenstücke aus der bäuerlichen Welt, die dann doch mehr normale Menschen als Halbgötter und Nymphen sind, dürfen dagegen auch schon mal die derberen Seiten menschlicher Natur verkörpern und sich in komische und schlüpfrige Liebeshändel verwickeln …
Über 300 Lieder sogenannter „Brunettes“ umfasst die Sammlung, die Christophe Ballard 1703 in Paris veröffentlichte. Der Titel dieser Gattung spielt auf den brünetten Frauentyp an, der in diesen Lieder häufig besungen wird. Dieses urfranzösische Repertoire, das die glückliche Dreieinheit von Mensch, Natur und Liebe in bukolischem Ambiente preist, verschmilzt anonyme volkstümliche Lieder mit den Kniffen der Kunstmusik zu einem Genre, das noch bis zur Gegenwart lebendig geblieben ist: 1978 machte beispielsweise Nana Mouskouri aus „Où êtes-vous allées, mes belles Amourettes“ einen Hit für ein breites Publikum. Im 17. und 18. Jahrhundert freilich erging sich vor allem der schwer in Standesdünkeln und Etikette befangene Adel in den imaginären Hirten-Welten, wo man zumindest im Schäferkostüm mal zwanglos sein konnte.
Das Mouskouri-Stück ist auch auf dieser CD enthalten, wo die vier Damen der „Kapsber’Girls“ einen bunten Querschnitt durch das Repertoire bieten. Sie klingen dabei frisch, sinnlich und auch neckisch und frech, weniger sentimental als weiland die griechische Sängerin. Man befindet sich dann doch eher in der Welt einer historisch informierten Aufführungspraxis, die verschiedene Facetten des Repertoires herausarbeitet, ohne dass das ganze freilich zur akademischen Lehrstunde wird. Dafür sorgen schon kleine witzige Einlagen wie ein mehrfach wiederkehrendes „Jingle“ mit blökenden Schafen oder künstliches Vogelzwitschern.
Die einfach-kunstvollen Melodien, die sich hier aneinandereihen, erklingen in ein- oder mehrstimmiger Bearbeitung für zwei Sängerinnen, Gambe und Zupfinstrumente. Immerhin wurden die oft anonymen Vorlagen auch von den seinerzeit berühmtesten Komponisten veredelt oder weitergesponnen, weshalb sich auch bekannte Namen wie Elisbeth Jacquet de la Guerre, Michel Lambert und Jean-Philippe Rameau unter den Bearbeitern finden.
Ob man nun brünette Damen attraktiv findet oder nicht: Sehr charmant und kurzweilig ist das, wie die alten Stücke auf diesem Album in wechselnden Arrangements serviert werden.
Georg Henkel
Trackliste
Jean Marie Leclair: Amis, laissons l'amour, saisissons la bouteille
Giuseppe Fedeli Saggioni: Si je fais l'amour; Quand je veux boire qui m'engage
Julie Pinel: Boccages frais; Poruquoy le berger qui m'engage
Elisabeth Jacquet de la Guerre: Les Rossignols, des que jour commence
Jacques Naude: En verite severe Margoton; Aimables Rossignols
Michel Lambert: Rochers, vous etes sourds
Jean-Philippe Rameau: Avec du vin
Jean-Baptiste Dupuits: Sarabande "La Dupuits"
Nicolas Lendormy: Rondeau "La Desme"
Nicolas Hotman: Chaconne
Robert de Visee: La Villanelle
Besetzung
Alice Duport-Percier – Axelle Verner: Gesang
Garance Boizot: Gamben
Albane Imbs: Zupfinstrumente und Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |