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Come IN
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz Fusion
VÖ: 24.09.2021 (Double Moon) Gesamtspielzeit: 49:01 Internet: https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Ray Anderson ist ein Posaunist aus Chicago. In San Francisco und New York kam es zu wichtigen Zusammentreffen mit den Musiker prägenden Kollegen aus der Jazzszene. Charles Moffett und vor allem Anthony Braxton, mit dem er einige Jahre zusammenspielte, Barry Altschul und Bennie Wallace waren hierbei große Einflüsse auf seinen besonderen Stil. Massgeblich mag sicher auch gewesen sein, dass sein erster Kontakt mit Jazz die Dixieland-Schallplattensammlung des Vaters war. Vorbilder waren hierbei Vic Dickenson und Trummy Young, die frühen berühmten Posaunisten.
Und diese Tradition führt er auch heute weiter mit seiner Ray Anderson Pocket Brass Band. Diese Band im "Taschenformat" vermag es im Viererpack einen Eindruck einer Marching Band aus New Orleans zu erwecken. Dabei geht man mit ganz viel Witz und Humor vor, wie diese Liveeinspielung vom 11.März 2020 aus dem Glad House in Cottbus belegt. Mit Come IN werden wir nun auch mittels der neuen Veröffentlichung eingeladen, dem Konzert beizuwohnen.
Und dieses stand dann auch noch unter einem besonderen Stern. Gerade war die Corona-Pandemie ausgebrochen. Hierzu führt Anderson aus: Diese Nacht werde ich nie vergessen. Nach dem Gig wussten wir nicht, ob wir in die USA zurückkommen oder die ganze Pandemie in Europa überstehen müssten. Alles war kompliziert, aber so wie wir auf der Bühne standen, spürten wir nur noch Freude. Das Publikum war ein unglaublicher Teil der Musik. Die Leute dort folgten uns von der ersten Sekunde an und wurden Teil der Komposition.
Der Posaunist zählt mit seiner rauen und frechen Spielart zu den besonderen Vertretern dieses Instruments, dabei stets das ganze Spektrum seines Instruments ausreizend. So kann man auch schon einmal den Eindruck gewinnen, er liess die Posaune sprechen - ein gutes Beispiel ist hier auch im letzten Song des Albums, "Next March", nachzuhören.
Doch zum Start - "Calling In The Spirits" - ja, das ist eine lustige Geisterbeschwörung aller Musiker, wildes Gerufe ("what?", "who?"), Gebrülle und Gelächter scheinen die Dämonen entweder rufen oder vertreiben zu wollen. Mich erinnert das ganz stark an Auftritte des Art Ensembles Of Chicago. Frei improvisiert ist das eine Gemeinschaftsarbeit der vier Musiker, während drei weitere Titel von Anderson stammen (#2, 3, 6), "Come Sunday" von Duke Ellington und "Dear Lord" von John Coltrane.
Letztlich sind jedoch alle Kompositionen dem speziellen Stil der Band und des Posaunisten einverleibt worden, mit sehr viel Leidenschaft und einem individuellem Klangbild, das ständig hin- und herpendelt zwischen freiem Jazz, Avantgarde und kurze Hinwendungen zum alten New Orleans Jazz oder solchen modernen Brass Bands wie zum Beispiel die Rebirth Brass Band. Mithin - viel Spass ist angesagt, der so ganz besondere Sound der Band ist faszinierend und spannend.
Trackliste
2 Yo Cats (11:44)
3 Who Knows What (9:02)
4 Come Sunday (4:03)
5 Dear Lord (8:26)
6 Next March (11:16)
Besetzung
Steven Bernstein (trumpet and slide trumpet)
José Davila (sousaphone)
Tommy Campbell (drums and squeeze toys)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |