Reviews
Symphony Hall Concert
Info
Musikrichtung:
Jazz
VÖ: 17.09.2021 (Mack Avenue) Gesamtspielzeit: 36:04 Internet: https://www.mackavenue.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
In etlichen Archiven schlummern wohl noch viele unentdeckte musikalische Kostbarkeiten. Das gilt auch für diese Aufnahmen des Jazzpianisten Erroll Garner (1921-1977). Am 17.Januar 1959 spielte der Musiker im Trio in der Boston Symphony Hall, präsentiert vom Promoter (und Musiker) George Wein. Das Cover von Symphony Hall Concert ziert dann auch das damalige Konzertposter, auch aus den Archiven zutage gefördert.
Garner war seinerzeit schon einige Zeit im Geschäft, nach Gründung des ersten eigenen Trios im Jahre 1945. Das wohl bekannteste Album des Protagonisten ist "Concert By The Sea" aus 1955, eine hervorragende Live-Einspielung. Diesem Meilenstein stellt sich nun also eine weitere Liveaufnahme, präsentiert zum 100.Geburtstag des Pianisten. Die gesamte Musik wurde mit Hilfe des sogenannten Plangent-Verfahrens von den originalen analogen Masterbändern neu übertragen und sorgt für die gute Klangqualität.
Mit dem Klassiker "A Foggy Day (In London Town)" startet der Reigen weiterer Klassiker. Auffällig ist hier die Spielweise des Trios, ein Sound, der recht "alt" klingt, nach Kansas City Jazz der Dreissiger riecht, es "stompt" regelrecht treibend dahin, recht forsch und druckvoll. Nun, dass passt natürlich perfekt zu Garner, basierte sein außergewöhnliches Spiel doch auf verschiedenen Elementen der Geschichte des Jazzpianos, vom Stil des Stride-Pianos und des Bebops hauptsächlich, und dazu kamen noch Elemente aus klassischer Musik. Stark getrennt war dabei die unterschiedliche Gestaltung der beiden Hände, die getrennt voneinander agierten und somit einen sehr orchestralen Ausdruck schaffte. Sein Swing war sehr flüssig und gefühlvoll, und seine Balladen bestachen durch ihre hohe Emotionalität, bestes Beispiel ist die Komposition “Misty“, das natürlich auch in Boston nicht fehlen durfte.
"But Not For Me" atmet ebenfalls diesen Hauch von Gestern. Mitunter erinnert mich die Musik an Jene, die Lester Young Ende der Vierziger/Anfang der Fünfziger spielte, vor allem, wenn der Drummer J.C.Heard mit dabei war. Mit "I Can't Get Started With You" wird die erste Ballade vorgestellt und auch hier präsentiert Garner sein rhythmisches Spiel der linken Hand ganz klar. Ein sehr herausragender Song ist auch "Lover", mit einer langen Piano-Einleitung, und wenn es dann losswingt, dann hat man tatsächlich den Eindruck, hier würde Freddie Green mit seinem typischen Sound seiner Rhythmusgitarre mitspielen, beeindruckend ist das!
Erstaunlich ist, dass vier Jahre nach dem "Concert By The Sea" nur ein Titel aus jenem Konzert auch nun vorgestellt wird, und das ist "Bernie's Tune". So kann ich gut vergleichen, inwieweit es Unterschiede gibt. Beim letzteren Titel wirbelt Garner 1959 teilweise noch virtuoser, der 1955er-Song ist schneller und swingt etwas mehr, ansonsten sind beides Spitzentitel, die noch eine weitere Gemeinsamkeit haben, bei beiden Konzerten bediente Eddie Calhoun den Bass. Track Acht - ja, da ist es endlich: "Misty", man kann verzaubert werden von dieser imposanten wuchtigen Darbietung dieser wunderschönen Ballade. Diese Ausgrabung ist ein wahres Geschenk für alle Jazzfreunde!
Trackliste
2 But No For Me (3:44)
3 I Can’t Get Started With You (4:44)
4 Dreamy (3:26)
5 Lover (4:23)
6 Moments Delight (5:05)
7 Bernie’s Tune (3:36)
8 Misty (4:20)
9 Erroll’s Theme (1:41)
Besetzung
Eddie Calhoun (bass)
Kelly Martin (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |