Reviews
The Soul Jazz Experience Vol. 1
Info
Musikrichtung:
Jazz/Soul-Fusion
VÖ: 17.09.2021 (Upper Level Records) Gesamtspielzeit: 53:57 Internet: https://yorkmusic.de/ https://upperlevelrecords.com/ http://www.nuzzcom.com/ |
Jörg Ostermayer, so heisst er wirklich, der unter dem Künstlernamen York agierende Saxofonist, der in verschiedenen Soul- und Jazzformationen spielte, davon die bekanntesten wohl die "Jazzkantine". Der aus Bremen stammende Musiker war/ist darüber hinaus als gefragter Studiomusiker unterwegs und ebenfalls als Musikproduzent und als Komponist von Film- und Theatermusiken tätig.
Das aktuelle Projekt liegt mir vor mit der CD The Soul Jazz Experience Vol. 1. So ist zu lesen, dass sich der Musiker von Jazz und Soul inspirieren ließ, Musik, die man stilistisch in die Zeit zwischen 1968 und 1972 stecken kann. Doch ich sehe dieses Zeitfenster erweitert, zeitlich sowohl weiter zurück als auch vor.
Alle zwölf Songs wurden von York als Komponist, Arrangeur, Produzent und Musiker betreut. Doch - halt! "I Can't Get No Satisfaction" stammt natürlich von Jagger/Richards. Und der Song fällt ein wenig aus dem Rahmen, eben, weil man ihn schon kennt, im Gegensatz zu den übrigen Songs. Man mag geteilter Meinung sein zu Coverversionen, manchmal können sie auch ein Graus sein. York ist es jedoch gelungen, sich rasch zu lösen vom bekannten Thema und einen eigenen Song vorzustellen, der eine lockere Stimmung verbreitet, ganz cool und mit letztlich eigenwilliger Bearbeitung inklusive einiger eingeflochtener Wortfetzen, der dem Ganzen einen sehr modernen Touch verleiht, sehr elegant schält sich dann ein Flötensolo heraus.
Um noch einmal auf den den Musiker inspirierenden Zeitraum von 1968-1972 zurück zu kommen. So soll der Song "CP & PD" als Hommage an des Saxofonisten Idole Charlie Parker und Paul Desmond angesehen werden. Und somit geht für mich der inspirierende Zeitraum letztlich zurück bis in die Vierziger. Mag dieser Song auch eher an Paul Desmond erinnern, so ist es "Can You Feel The Heat", das (mich) an Charlie Parker erinnert. Einerseits wird mit textlichen gesprochenen Passagen zwar auf Miles Davis verwiesen, der durch eingeflochtene Samples selbst noch zu Wort kommt, doch wird später ein Saxofonthema verwendet, das ich von Charlie Parker kenne.
Wie dem auch sei, schließlich ist es York gelungen, mit seiner sehr locker angegangenen Art einen Brückenschlag zu vollziehen vom Jazz der (vornehmlich) Fünfziger bis hin zu modernen Spielarten der Musik, inklusive Hip Hop und Rap. Insofern möchte ich The Soul Jazz Experience Vol. 1 auf eine Stufe stellen mit aus meiner Sicht ähnlich gelagerten Projekten wie Guru's Jazzmatazz oder Nuyorican Soul. Allerdings vernehme ich bei York ein wenig mehr swingende Ansätze, und Guru's Anliegen groovte dann und wann ein wenig mehr. Allen gemein ist jedoch die sehr gute Tanzbarkeit der Musik, ein Jazz, der eigentlich nicht unbedingt typischer Jazz ist, aber dessen Elemente grundsätzlich perfekt verarbeitet und in einem neuen Gewand vorstellt, eine gelungene Fusion mithin, die ebenfalls lateinamerikanische und afrikanische ("BSC Tribute") Elemente enthält.
Und - das Ganze ist sehr professionell und mit viel Feeling dargeboten, und sollte es Anhänger auch über den Zirkel von Jazz- oder Soul-Liebhabern hinaus finden können, mitunter könnten auch Jene, die auf Easy Listening stehen, den einen oder anderen Song mögen. Modern geraten sind jene Passagen, in denen Samples verwendet wurden oder Gastsänger/innen dabei sind. Insgesamt eine sehr unterhaltsame Musik, der man sich unbeschwert nähern sollte, damit man ihre Unbeschwertheit mit Freude teilen kann.
Trackliste
2 The Days in Brazil [05:15] feat. Guida de Palma
3 Can You Feel the Heat [04:24] feat. Yane Singh
4 CP & PD [04:19]
5 Flamingo Girl [04:09] feat. Pat Appleton
6 E Nobi Do [03:46] feat. Guida de Palma
7 BSC Tribute [04:11]
8 Too Much Tension [04:10] feat. Pat Appleton
9 Walz with Me [04:53]
10 With a Bit Kurkuma [04:49] feat. Yane Singh
11 YSL & BB [04:49]
12 Moove & Groove [05:02]
Besetzung
Rick Petrone (double bass)
R.T. King (guitar)
Don Harris (trumpet)
Jary Mall (percussion)
Jay Dee (DJ)
York (Rhodes, Wurlitzer, organ, clavinet D6, vibraphone, saxes, flutes & bass clarinet)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |