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Kantaten BWV 21 & 147
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 03.09.2021 (Carus / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. Carsu 83.522) Gesamtspielzeit: 65:54 Internet: Gaechinger Cantorey |
BACH IN DER KOMFORTZONE
Zwei der schönsten Kantaten aus Bachs früher Zeit im Amt als Leipziger Thomaskantor sind ohne Frage jene mit den Werknummern BWV 21 und 147: Gerade bei BWV 21 ("Ich hatte viel Bekümmernis") erweist Bach sich als Verfechter des musikalischen theatrum sacrum - in einer für seine Zeitgenossen nicht selten irritierender Intensität. Da stürzen Tränenfluten, da zagt das auf sich selbst zurückgeworfene, verbindungslose Individuum ("Ich - ich - ich / ich hatte viel Bekümmernis"), das seufzt und klagt, das tanzt und lacht, da ist für ein intimes Liebesduett (Dialog Jesu mit der Angefochtenen Seele) ebenso Raum wie für die kluge "Seelsorge" ("Sei nun wieder zufrieden... / Was helfen uns die schweren Sorgen"). Wenn, ja wenn man die Musik denn lässt...
Bei der Deutung von Hans-Christoph Rademann bleibt davon wenig übrig. Hier scheint die Seele nicht in einer existenziellen Krise zu stecken. Eher verspürt man eine milde Dysthymie, die dann auch rasch behoben ist mit einer Art muskalischem "Wird schon wieder". In der Wahl der Tempi, der Zurückhaltung bei den dramatischen Effekten und der Fokussierung auf die Klangkultur steht dies in der Tradition Philippe Herreweghes. Überwiegend schön, eher verinnerlicht als ausdrucksstark und angenehm zu verfolgen von der sonntäglichen Couch aus, da kein Grund zur Beunruhigung. Das kann man so machen, aber neu und bewegend wird das Werk damit nicht. Zudem ist im Gegensatz zum souveränen Chor und Orchester die Leistung der Gesangssolisten höchst unterschiedlich: Während etwa Núria Rial sowohl ausdrucksstark als auch farbenreich agiert, versieht der Tenor Benedikt Kristjánsson seine Partie mit einer biedermeierlichen Bräsigkeit, die man durchaus ärgerlich nennen kann.
Etwas überzeugender gerät BWV 147 "Herz und Mund und Tat und Leben". Doch auch hier will vor lauter vornehmer Zurückhaltung der Funke nicht recht überspringen, bleibt die Freude eher blass.
Sven Kerkhoff
Trackliste
12-21 Herz und Mund un Tat und Leben, BWV 147 28:31
Besetzung
Wiebke Lehmkuhl: Alt
Benedikt Kristjánsson: Tenor
Matthias Winckhler: Bass
Gaechinger Cantorey
Hans-Christoph Rademann: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |