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Reviews

Gatti, Enrico

Imitating the Human Voice (13-CD-Box)


Info

Musikrichtung: Barock / Klassik - Violine

VÖ: 03.09.2021

(Arcana / Outhere / Note 1 / 1994-2016 / Best. Nr. A 206)

Gesamtspielzeit: 851:00

Internet:

Enrico Gatti

SPRECHEND

"Imitating the Human Voice" - der Titel der Anthologie mit den im Laufe vieler Jahre und Jahrzehnte beim Label Arcana erschienenen CDs könnte leicht in die Irre führe. Denn das Violinspiel von Enrico Gatti zeichnet sich weniger durch einen sanglichen als durch einen stets um das Sprechende, Rhetorische bemühten Ansatz aus, in der Tongebung eher druckstark als galant, bei den Tempi eher in sich ruhend als in die Extreme ausgreifend. Dabei hat Gatti sich im Laufe der Zeit durch eine erstaunliche Repertoire-Bandbreite gearbeitet und sich nicht zuletzt um einige Neuentdeckungen im Opus von Arcangelo Corelli und Alessandro Stradella verdient gemacht.

Deren Musik darf auch in dieser mit dreizehn CDs prall gefüllten Box natürlich nicht fehlen. Vor allem was Gatti der zwar stilbildenden, für sich genommen aber oft auch akademischen Musik Corellis an Farbenpracht und Ausdrucksstärke abringt, lässt dabei noch immer aufhorchen. Andere Einspielungen mögen etwas in die Jahre gekommen sein: Bachs Musikalisches Opfer hat man - mittlerweile - auch schon geschmeidiger und weniger trocken gehört, Mozarts Violinsonaten kommen klanglich arg rauh daher, was selbst beim Einsatz historischer Instrumente nicht (mehr) sein muss. Bei den Sonaten aus der Feder von Veracini oder Tartini indes setzen Gattis Aufnahmen noch immer Maßstäbe.

Lohnend ist allzumal auch die Beschäftigung mit den musikhistorisch-programmatischen Alben, bei denen Gatti und sein Ensemble Aurora zum einen den Wurzeln des Kontrapunkts nachgehen und sich dabei so zwanglos wie bruchlos und souverän vom 16. Jahrhundert (Palestrina) bis zum späten 18. Jahrhundert (Mozart) vorarbeiten, Verbindungslinien nachzeichnend und Entwicklungsstufen illustrierend. Zum anderen findet sich hier eine profunde Zusammenstellung von Violinmusik des neapolitanischen Stils, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts schließlich den Musikgeschmack in ganz Europa prägen sollte: Während Leo und Fiorenza als Vertreter dieser Schule bestens bekannt sind, widmet sich Gatti hier vor allem den eigentlichen, heute aber weitgehend vergessenen musikalischen Vätern, nämlich Giovanni Carlo Cailò (1659-1722) und Pietro Marchitelli (1643-1729).

Alles in allem ermöglicht die Box zum kleinen Preis eine lohnende, abwechslungsreiche Entdeckungsreise und lädt zum Stöbern ein.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Veracini: Sonaten für Violine & Bc op. 1 Nr. 1 & 6 & op. 2 Nr. 8 & 12
+Corelli: Sonate da Chiesa op. 3 Nr. 1-12; Sonaten WoO. 4-10; Triosonaten (Sonate da camera) op. 4 Nr. 1-12 (Rom, 1694); Fuga a quattro voci op. posth.
+Mozart: Sonaten für Violine & Klavier KV 301-306; Variationen KV 359 & 360; Streichquartett KV 387
+Stradella: Weihnachtskantaten "Ah! Troppo e ver" & "Si apra al riso"; Sonata di Viole
+Bach: Ein Musikalisches Opfer BWV 1079; Violinsonate BWV 1021; Triosonate BWV 1038; Contrapunctus IV aus Die Kunst der Fuge
+Tartini: Sonaten für Violine & Bc op. 2 Nr. 1, 4,5, 11; Sonaten für Violine, Cello & Cembalo
+Palestrina: Kyrie aus Missa Ecce sacerdos magnus; La ver l'aurora
+Frescobaldi: Christe II aus Messa delli Apostoli; Toccata cromaticha per la Levatione aus Messa della Domenica
+Lasso: La niuct froide et sombre
+Castello: Sonata XV a 4 per stromenti d'arco
+Rosenmüller: Sonata VII a 4
+Leo: Concerto für 4 Violinen & Bc
+Cailo: Violinsonate; Sonate für 3 Violinen & Orgel; Sonate für 2 Violinen & Cembalo
+Marchitelli: Sonate Nr. 8 für 2 Violinen & Bc; Sonate Nr. 2 für 3 Violinen & Bc
+Fiorenza: Concerto di violini e basso
+Supriani: Toccata V a violoncello solo con la sua Diminuzione

Besetzung

Enrico Gatti: Violine

Ensemble Aurora

Lavinia Bertotti, Barbara Zanichelli, Emanuela Galli, Roberto Balconi, Laura Alvini, Guido Morini, Alain Gervreau, Orchestra Barocca della Civica
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