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Reviews

Kenny Garrett

Sounds From The Ancestors


Info

Musikrichtung: Jazz-Fusion

VÖ: 27.08.2021

(Mack Avenue)

Gesamtspielzeit: 67:40

Internet:

http://www.kennygarrett.com/
http://www.mackavenue.com/
https://www.martinaweinmar.de/

Der 1960 in Detroit geborene Saxofonist Kenny Garrett lernte sein Handwerk unter anderem bei großen Meistern, so im Duke Ellington Orchester als auch bei den Jazz Messenger von Art Blakey, sowie später auch bei Miles Davis.

Seit 1985 veröffentlicht er regelmäßig Soloplatten, und fast jede davon war etwas Besonderes, und ebenso besonders ist auch die neueste Platte - Sounds From The Ancestors. Nun, der Titel weist offensichtlich bereits in die Richtung: Musik der Vorfahren also.

Und diese Vorfahren sind klar definiert - Musik aus Afrika, Musik der ersten farbigen Einwohner der Vereinigten Staaten, Blues, Baumwollfelder, Gospel aus den Kirchen. Ebenso finden wir zwei Würdigungen unter den acht Songs - "Hargrove" erinnert an Roy Hargrove und ""For Art's Sake" an Art Blakey.

Durch diese mannigfaltigen Einflüsse aus der Musikgeschichte generell und des Jazz im Besonderen kann man erwarten, dass sich die Musik von Sounds From The Ancestors sehr vielseitig gestaltet. Und genau das ist der Fall!

Mit dem ersten Song, "It's Time To Come Home", wird ein herrlich entspanntes Latin-Feeling verbreitet, und die Bata-Trommel vermittelt ein Gefühl von Nigeria. Dazu bläst der Protagonist ein ganz spirituell angehauchtes Alto-Saxophone, das ein wenig an den Sound von John Coltrane erinnert.

Die erste Widmung, "Hargrove" besitzt einen cool schleppenden Groove, das ist feinste Fusion, untermalt von dezenter Perkussion. Mitten im Song wird das Thema von "A Love Supreme" von John Coltrane eingeschoben. In eine ähnliche Fusion-Richtung, auch hier wieder mit wortlosem Gesang untermalt, schwebt das leichte "When The Days Were Different", das mich auch ein wenig an die Stimmung der Musik von Marvin Gaye erinnert. Dem Drummer Art Blakey gedenkt man dann mit "For Art's Sake", bei dem vom Drummer Bruner herrlich Synkopen getrommelt werden.

Die zweite Hälfte startet mit dem mehr am reinen Jazz orientierten "What Was That?", der Geist des Hard Bop bahnt sich seinen kreativen Weg mit einem ideenreich aufspielendem Garrett. "Soldiers of the Fields / Soldats Des Champs", das mit knapp elf Minuten lange Stück, unterteilt sich nicht nur hinsichtlich des zweisprachigen Titels, im "französischen" Teil ist Garrett noch zusätzlich als E-Pianist gelistet. Die Drummer Rudy Bird und Lenny White geben mit ihren Snares noch reichlich rhythmischen Druck, das klingt enorm treibend und virtuos, sehr interessant, dieses ständige Trommeln im Hintergrund.

Der Titelsong klingt sehr kubanisch, und zählt mit seiner aufbrausenden Energie zu den Höhepunkten des Albums. Zum Schluss gibt es dann noch das "Original" des Songs, der diese Platte eröffnete. Er ist um zwei Sekunden kürzer und ist ohne den Gesang von Jean Baylor und dem ebenfalls singenden Bata-Spieler Dreiser Durruthy eingespielt worden. Erklärungen gibt es hierfür nicht. Jedenfalls gefällt mir das Nicht-Original etwas besser, weil es noch lebendiger wirkt.

Resümierend betrachtet, ist Kenny Garrett eine hervorragende Platte gelungen, die eine stark individuelle Note ausstrahlt, dabei von großer Entspanntheit in der Ausführung, Klarheit im Ausdruck und emotional geprägten Elementen geprägt ist. So empfände ich es als sehr begrüßenswert, wenn sich Garrett musikalisch weiterhin auf die Suche nach Ursprüngen und Quellen machen würde, eventuell auch in etwa in jene Richtung, die ich von Randy Weston so schätze. Jedenfalls ist es mit Sounds From The Ancestors eindrucksvoll gelungen, die reiche Tradition aus Afrika und Kuba mit jener Entwicklung in den USA mit Gospel, R&B und Jazz behutsam und geschmeidig zu verknüpfen.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 It's Time to Come Home (9:49)
2 Hargrove (5:14)
3 When the Days Were Different (8:08)
4 For Art's Sake (8:05)
5 What Was That? (8:32)
6 Soldiers of the Fields / Soldats Des Champs (10:55)
7 Sounds from the Ancestors (7:10)
8 It's Time to Come Home (Original) (9:47

Besetzung

Kenny Garrett (alto saxophone, vocals - #2, electric piano - #2,3,4,6, piano intro/outro - #7)
Ronald Bruner (drums)
Vernell Brown, Jr. (piano - exc. #3)
Lenny White (snare - #6)
Johnny Mercier (piano, organ - #3, Fender Rhodes - #4)
Maurice Brown (trumpet - #2)
Corcoran Holt (bass)
Dwight Trible (vocals - #7)
Rudy Bird (percussion, snare - #6)
Jean Baylor (vocals - #1)
Linny Smith (vocals - #2, 3)
Chris Ashley Anthony (vocals - #2, 3)
Pedrito Martinez (vocals & congas - #7)
Dreiser Durruthy (bata, vocals -#1)
Sheherazade Holman (vocals - #2, 3)
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