Reviews

MxPx

Panic

Info Musikrichtung: Punk VÖ: 11.07.2005 (SideOneDummy) Gesamtspielzeit: 42:01 Internet: http://www.mxpx.com

Vom großen Major sind die US-Christen-Punker MxPx zu einem kleinen Indie ins westfälische(!) Münster(!!) abgestürzt. Die Wege des Herrn sind manchmal rätselhaft, aber sie führen immer ans Ziel. Denn offenbar hat das konservative Flair des Münsterlandes den rebellischen Punk in den Ami-Jungs, die auf den letzten Alben gelegentlich etwas ausgelaugt wirkten, erst wieder so richtig geweckt.

So durchgehend kräftig, lebendig und krachend wie auf Panic hat man die Truppe, die von ihrem beachtlich umfangreichen Backkatalog bereits über eine Million Einheiten verkauft hat, lange nicht mehr zu hören bekommen. Vielleicht klappt es mit dem neuen Dienstsitz ja auch mal mit dem in Deutschland bislang noch relativ geringen Erfolg.

Zur Sicherheit hat sich das Trio beim Songwriting prominente Unterstützung geholt. Bei dem für seinen Titel überraschend friedlichen “Wrecking Hotel Rooms“ hat Mark Hoppus von Blink 182 mitgepuzzelt; bei “Heard that Sound“ war es Joe Gittleman von den Mighty mighty Bosstones. Letzteres hat sich bereits ausgezahlt. “Heard that Sound“, einer der ruhigeren Tracks des Albums mit recht melodiösen Ansatz, ist bereits jetzt die erfolgreichste MxPx Radio-Single überhaupt. Im Punk-Bereich wurde es in den USA 2005 bislang nur von Green Day getoppt.

Was Panic dann endgültig zu einer der besten Fun Punk Scheiben der letzten Jahre macht, ist ihr Abwechslungsreichtum. Und das wird hier endlich einmal nicht dadurch erreicht, dass man das Gaspedal lediglich von Power über Gefühl bis hin zur Seichtigkeit schleifen lässt, sondern dadurch dass die Band ohne den roten Faden zu verlieren kräftig in der Welt herum wildert. So hört man nicht nur Cali Punk und Bad Religion (“Kicking and screaming“) im Hintergrund, sondern ebenso die ganz frühe Tom Robinson Band (“Cold Streets“), Metal- (“Call in sick“) und Nu Metal (“Get me out“)-Anklänge sowie irish Punk, der heftig nach den Pogues riecht (“Late again“).

Feine Scheibe ohne Ausfälle - und das kommt in diesem Gerne mehr als sehr selten vor. Selbst die obligatorische Ballade (das schon erwähnte “Wrecking Hotel Rooms“) ist eine völlig Kitsch-freie beschwingt erzählende Angelegenheit.

Norbert von Fransecky