Reviews
Downhill From Everywhere
Info
Musikrichtung:
Americana/Soft Rock
VÖ: 23.07.2021 (Inside Recordings) Gesamtspielzeit: 50:10 Internet: https://www.jacksonbrowne.com/ https://www.hemifran.com/news/ |
Ach, wie schnell doch die Zeit vergeht. 1972 war es, dass der 1948 in Heidelberg geborene Jackson Browne sein Debüt-Album veröffentlichte. Mit "Jamaica Say You Will" und "Doctor, My Eyes" enthielt es bereits zwei sehr hervorragende Songs, von denen noch viele nachfolgen sollten. Nicht alle Alben auf dem weiten Weg zu Downhill From Everywhere waren überzeugend, ein oder zwei Ausnahmen mag es gegeben haben, doch mit den letzten Platten konnte mehr durchaus wieder zufrieden sein.
Und auch die neue Veröffentlichung ist sehr gut gelungen. Zunächst ist es Musik, die irgendwie "typisch Browne" ist, allein die Stimme ist es, die das besondere Etwas ausstrahlt. Dann natürlich diese ganz eigenwillige Stimmung, von der letztlich alle Musik des Protagonisten bestimmt ist, diese leichte Melancholie, diese wunderschönen Harmonien, diese abgerundete Schönheit der Melodien. Ein wesentlicher Bestandteil der Musik war eigentlich immer David Lindley, der fast alle frühen Produktionen mit seinem Spiel veredelte, später leider nur noch sporadisch, und kurz noch mit Browne zusammen auf der gemeinsamen tollen Platte "En Vivo Con Tino".
Nun, ich vermisse Lindley einerseits auf Downhill From Everywhere, doch andererseits ist mit dem Gitarristen Greg Leisz ein sehr fähiger Sessionmusiker an Bord, der die gemeinsame Stimmung zwischen Browne und Lindley bei vielen Songs wieder aufleben lässt, wenn er mit der Lap Steel oder der Pedal Steel auftritt.
Inhaltlich/thematisch soll es bei dem Album um das Leben in Los Angeles gehen. So bemerkte Browne: Aber es ist wirklich eine Metapher für das Leben selbst. Ich verehre diese Stadt, aber ich habe versucht, sie zu verlassen, ungefähr seit der Zeit, als ich mein erstes Album fertiggestellt habe. Man kann ein Leben, wie man es kennt, lieben und schätzen und sich darauf verlassen, aber tief im Inneren sehnt man sich vielleicht auch nach etwas anderem, selbst wenn man nicht weiß, was es ist.
Die Texte der zehn Songs sind im Booklet abgedruckt und laden ein zum Mitsingen oder dazu, die Songs in ihrer Gesamtheit besser zu geniessen. So beschäftigt sich der Künstler unter anderem mit den Themen Umweltverschmutzung, gleichgeschlechtliche Liebe, illegale Einwanderer, Würde, Zweifel, Respekt von Anderen und mit Allem, was uns Alle täglich umgibt.
Vorab vor Erscheinen dieser Platte gab es zwei Singleveröffentlichungen, den Titelsong und "My Cleveland Heart". Während er erste ein im Tempo leicht angezogener Rocker ist, spiegelt "My Cleveland Heart" am besten den typischen Browne wider, wie man ihn von Beginn an kennen und ggf. lieben gelernt hat. Apropos Lieben, "Minutes To Downtown" ist eines der für mich schönsten Songs der Platte, ein Lied über die Liebe.
Gesamtheitlich betrachtet, orientiert sich der Sound der Platte stark an den Siebzigern, und wird durchzogen von einer guten Rock-Ausrichtung, zwar meist als Soft Rock, aber auch ein oder zweimal etwas druckvoller, zum Beispiel bei "Until Justice Is Back". Bei vielen Songs fällt auf, dass die Stimmung entscheidend mitbestimmt wird durch die beiden Background-Sängerinnen Alethea Mills und Chavonne Stewart, ja, diese Zutaten fügen sich perfekt ein in dem Gesamtsound. Und immer wieder ist es Greg Leisz, den ich für einen großen Zugewinn halte.
Verabschiedet aus dieser Platte mit der sehr angenehmen Musik werden wir mit "A Song For Barcelona", eine locker dahintreibende Widmung mit laszivem mediterranen Flair, dezent hintergründigem Flamenco-Anstrich inklusive, und nach einer ganz kurzen Song-Unterbrechung bei etwa Minute sieben wird noch Spanisch gesungen, so wie auch auf "The Dreamer" übrigens. Jedenfalls ist dieses ein sehr sympathischer Ausklang...
Trackliste
2 My Cleveland Heart
3 Minutes To Downtown
4 A Human Touch
5 Love Is Love
6 Downhill From Everywhere
7 The Dreamer
8 Until Justice Is Real
9 A Little Soon To Say
10 A Song For Barcelona
Besetzung
Mauricio Lewak (drums)
Greg Leisz (electric guitar, lap steel, pedal steel)
Val McCallum (electric, acoustic guitars, tenor guitars, vocals)
Pete Thomas (drums)
Davey Faragher (bass)
Jeff Young (vocal, Hammond organ, piano)
Russ Kunkel (drums)
Bob Glaub (bass)
Mark Goldenberg (electric guitar)
Jason Crosby (piano)
Chavonne Stewart (vocal)
Alethea Mills (vocal)
Jay Bellerose (drums)
Jennifer Condos (bass)
Patrick Warren(keyboards)
Leslie Mendelson (vocal)
Waddy Wachtel (electric guitar)
Raúl Rodriguez (palmas)
DeAnte Duckett (vocal)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |