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Diverse: SPV

Krautrock Meeting

Info Musikrichtung: Krautrock VÖ: 30.05.2005 (SPV) Gesamtspielzeit: 217:00

Wenn es alte Recken dreißig Jahre später (immer) noch einmal wissen wollen, führt das in vielen Fällen zu eher peinlichen Veranstaltungen. Kluge Jungs, wie die Beatles, haben sich daher rechtzeitig aufgelöst und die Finger von jeder Reunion gelassen. Das Erstaunliche an dieser Doppel-DVD ist, dass sich hier gleich sechs Acts aus den 70ern auf die Bühne gewagt haben und nicht eine einzige überflüssige oder altbackene Note über die Rampe kommt. Ein Dankeschön vorab daher an die Bands, die SPV, die das Teil veröffentlicht hat, und den WDR Rockpalast, in dessen Rahmen die zu Grunde liegenden Konzerte zwischen dem 21. und dem 23. Dezember 2004 in der Bonner Harmonie aufgezeichnet wurden.

Mit Guru Guru, Jane, Amon Düül II und Birth Control waren vier der großen Kraut-Rock Legenden am Start. Warum Epitaph und Karthago in dieser Hinsicht eher die zweite Geige spielen, wird auch auf dieser Aufnahme deutlich. Das Schräge, Eigenwillige, etwa Verrückte, das wohl das einzige wirkliche „stilistische“ Band zwischen den Kraut-Rockern war, ist bei diesen beiden Bands kaum zu entdecken. Epitaph legen eine kraftvolle an anglo-amerikanischen Vorbildern orientierte Hard-Rock-Show hin, die einzelne Elemente enthält, die man heute wohl als progressiv bezeichnen würde. Karthago wiederum bietet eine erstklassige Blues-Rock-Show, die dann ihre ganz großen Momente hat, wenn Kraan-Keyboarder Ingo Bischof in die Tasten greift.

Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Sets von Guru Guru und Amon Düül II. Während letztere die wohl schwächste Perfomance aller sechs Band liefern und etwas orientierungslos wirken, lassen die Mannen um Mani Neumeier den Wahnsinn des Krautrocks in voller Größe aufleben. Neumeier und Roland Schaeffer tröten und blasen auf allem, was irgendwelche Geräusche macht und zum Schluss darf sogar der legendäre “Elektrolurch“ auferstehen, in dessen Verkleidung Neumeier zu Recht auf dem Cover der DVD erscheinen darf.

Die beiden Live Top-Acts stehen angemessen je am Ende der beiden DVDs. Im direkten Sängervergleich schlägt Peter Panka (Jane) seinen Namensvetter von Birth Control um Längen. Panka ist um keinen Millimeter schwächer geworden; während Peter Völler bei den Vocals zu “Gamma Ray“ doch deutlich hinter den Glanztagen zurückbleibt. Das hat natürlich seine Gründe. Hatte Föller damals eine Glanzleistung hingelegt, konnte Panka, dessen Gesicht wie eine in Haut geschriebene Gesichte der Ausschweifungen des Rock’n’Roll aussieht, schon zu den Topzeiten von Jane nicht singen. Aber darum ging es beim Krautrock zum Glück nie. Und die Atmosphäre haben beide Bands ungebrochen durch die Jahre getragen. “Daytime“ und “Out in the Rain“ lassen noch immer dieselbe Gänsehaut aufkommen wie eh und je. Die sphärischen Sounds der hannoverschen Pink Floyd haben ihre Magie nicht verloren. Und der Text des natürlich wesentlich rockigeren “Gamma Ray“ hat auch 30 Jahre post nichts an Aktualität verloren.

Noch etwas zur Ausstattung der DVD. Meisterhaft gerecht hat jede Band eine halbe Stunde Spielzeit bekommen. Dazu kommen drei etwa zehnminütige Interviews in denen jeweils zwei Musiker zu ihren Bands und der damaligen Zeit befragt werden. Herrlich skurril und familiär.

Norbert von Fransecky