Reviews
Reflections + Voices
Info
Musikrichtung:
Jazz/Easy Listening
VÖ: 25.06.2021 ('63/'67) (Jazz Up!) Gesamtspielzeit: 77:02 Internet: http://www.stangetz.net/ http://www.in-akustik.com/ |
Stan Getz gilt als einer der wichtigsten Vertreter des West-Coast- und Cool Jazz, er lebte von 1927 - 1991. Sein sehr warmer, weicher und lyrischer Ausdruck auf dem Tenorsaxofon war ein Markenzeichen, mit dem man ihn unter vielen anderen erkennen konnte. Doch auch Aufnahmen aus dem Bereich des Bebop und mit Big Bands gibt es, und vielen Musikliebhabern wurde er sehr bekannt durch die Phase, in der er sich dem Bossa Nova zuwandte, wer kennt es nicht - "The Girl From Ipanema"....
Diese spezielle Art seines Spiels wird auf den beiden Platten dieser Kollektion, Reflections + Voices, jeweils aus 1963 und 1966, noch dadurch unterstützt, dass auf beiden Veröffentlichungen auch Claus Ogerman (#1-11 auch Lalo Schifrin) für die Arrangements verantwortlich zeichnet, das heisst, das Spiel des Saxofonisten wird noch umrahmt von üppigen Streicherwänden, dazu erklingt auf einigen Songs noch ein Chorarrangement. "The Look of Love “, ein Titel, der die Sessions des zweiten Albums abschließt wurde aber nicht in die ursprüngliche Version aufgenommen und auf dieser CD als Bonus, zusammen mit zwei Songs mit Getz als Solist mit dem Russell Garcias Orchester, hinzugefügt.
Kritiker warfen Getz seinerzeit vor, mit Reflections habe er sich vom Jazz endgültig verabschiedet. Klar, da ertönt eine Menge Easy Listening, und wenn es dann dahinschleichende Songs wie der Titelsong sind, mit dem säuselnden Chor, dann mag das einerseits zutreffen, andererseits aber auch beweisen, wie sicher er sich auch in diesen Gefilden bewegte und letztlich das Niveau auf hohem Level stand. Und Getz selbst spielt schließlich einwandfrei und sehr einfühlsam, und schließlich gibt es auch den einen oder anderen swingenden Titel wie "A Sleeping Bee". Und wenn man dann diese Version von Dylan's "Blowin' In The Wind" hört, dann sollte man nicht weiter meckern, denn schließlich ist dieses hervorragende Unterhaltungsmusik.
Verantwortlich für diese Qualität sind auch die sehr guten Begleitmusiker, wie der Drummer Mel Lewis, der Pianist Hank Jones oder der Gitarrist Kenny Burrell, dessen Solo man unbedingt beim Song "Nitetime Street" lauschen sollte, voller Feeling mit einem Schuss Blues. Letztlich bewegt sich die Musik auf Reflections auf der Grenze zwischen Jazz und Popmusik.
Beim zweiten Album, Voices, handelt es sich um Album aus 1966/1967, der, dem Titel entsprechend, eine Chorbearbeitung vorstellt, die anstatt einer üblichen Streicherbegleitung diese ersetzen soll durch die wortlosen Stimmen. Auch hier also wieder Ogerman, der verantwortlich zeichnet für diese nicht typische Herangehensweise, und tolle Musiker unterstützen dabei und verleihen der Musik diesen edlen Charakter. Diese Verbindung mit dem Chor ist wirklich sehr ungewöhnlich und man gewinnt dadurch eine andere Hörerfahrung. Die Musik auf Voices ist mehr dem Jazz zugewandt als der Unterhaltungsmusik, gleichwohl auch mit den Erfahrungen gespickt, die Getz durch sein Liebäugeln mit dem Bossa Nova gewonnen hat, man höre exemplarisch das leicht-laszive "Nica's Dream", denn in dieser Richtung gibt es weitere Titel.
Drei Boni runden die Sammlung ab, ein wunderschön schwelgendes "The Look Of Love", und zwei in Baden-Baden eingespielte Songs mit dem Orchester von Russell Garcia, beide sehr streicherbetont und so wirken sie, als könnte man sie gut für entsprechende Soundtracks nutzen, so entsteht bei "'Round Midnight" von Thelonious Monk ein kleiner Film beim Zuhören, ja, Mitternacht, diese Stimmung breitet sich aus, beklemmend, aber auch wunderschön und romantisch...
Trackliste
2 If Ever I Would Leave You
3 Love
4 Reflections
5 A Sleeping Bee
6 Charade
7 Early Autumn
8 Penthouse Serenade
9 Spring Can Really Hang You Up the Most
10 Nitetime Street
11 Blowin’ in the Wind
12 Once
13 I Didn’t Know What Time It Was
14 Nica’s Dream
15 (Little Rio) Un Poco Rio
16 Keep Me in Your Heart
17 Zigeuner Song
18 Barbara’s Theme (I Want to Live)
19 Where Flamingos Fly
20 Midnight Samba
21 Infinidad
22 Darling Joe
Bonus tracks:
23 The Look of Love
24 It Never Entered My Mind
25 ‘Round Midnight
Besetzung
Stan Getz (tenor saxophone)
Hank Jones (piano)
Kenny Burrell (guitar)
George Duvivier, Bob Bushnell (bass)
Mel Lewis (drums)
Claus Ogerman & Lalo Schifrin (orchestra & choir arrangements, conductor)
Voices (#12-22):
Stan Getz (tenor saxophone)
Herbie Hancock, Hank Jones (piano)
Jim Hall (guitar)
Ron Carter (bass)
Grady Tate (drums)
Claus Ogerman (orchestra & choir arrangements, conductor)
Bonus tracks (#23-25):
[23]: From the Voices sessions, but not included on the original LP.
[24-25]: Stan Getz With Russell Garcia’s Orchestra
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |