Reviews
Lagos Pepper Soup
Info
Musikrichtung:
World Music/Jazz-Fusion
VÖ: 01.07.2020 (Whirlwind Recordings) Gesamtspielzeit: 62:54 Internet: https://michaelolatujamusic.com/home https://www.whirlwindrecordings.com/ https://uk-promotion.net/ |
Der Bassist Michael Olatuja wurde in London geboren und wuchs in Nigeria auf. Heute lebt er in New York. Er ist bekannt für seine individuelle Gestaltung durch Elemente west-afrikanischen Afrobeat und Jazz. So hat er bereits mit vielen namhaften Jazz-Kollegen zusammengearbeitet, wie Terence Blanchard oder Kurt Elling, aber auch in anderen Genres mit Stevie Wonder oder Shakira.
Nun stellt er seine neue, seine dritte, Platte vor, benannt nach einer west-afrikanischen Mahlzeit, Lagos Pepper Soup. Unter den Mitmusikern finden sich einige hochkarätige Musiker wie Angelique Kidjo, Dianne Reeves, Lionel Loueke, Regina Carter oder Joe Lovano. Wie Olatuja aussagt, handelt es sich bei dem Album thematisch um Hoffnung, Inspiration und Neuanfänge.
Schnell bin ich mittendrin in diesem heißem Fusion-Gebräu, hier purzeln Assoziationen in verschiedene Richtungen - zum nigerianischen Drummer Tony Allen, zu Weather Report, zu Stanley Clarke, zu Joe Zawinul, zu Pili Pili. Die sehr besondere Zutat in dieser Pfeffersuppe ist der Einsatz des Streicherensembles auf fünf der zwölf Songs. Das ergibt ganz besondere Reibung, wenn sich über den ständig pluckerndern afrikanischen Rhythmus die Streicher positionieren und einfach darüber schweben, nicht jedoch, ohne Spuren zu hinterlassen. So geben sie in der Tat eine sehr spezielle Würzung, das ist hervorragend.
Überhaupt finden sich sehr viele afrikanische Zutaten in der Musik, sei es der gerade erwähnte Rhythmus, die damit verbundene treibende und in Bewegung bringende Perkussion, die jeweiligen Solo-Gesangsbeiträge oder die Chor-Arrangements. Dazu spielt Olatuja einen knackigen Bass oder auch einmal den akustischen mit sehr viel Jazz-Feeling, dass sich zum Beispiel auf "Ma Foya" mit der Harfe zu und der Perkussion mit afrikanischer Ausstrahlung perfekt paart zu einem unwiderstehlichen Höregenuss. Und wenn dann noch die Streicher darüber schleichen, dann wünscht man sich, diese mit 3:23 recht kurze Stück möge länger sein.
Aber das empfinde ich eigentlich bei jedem Song so, allein dieser fulminante Auftakt, mit dem der Protagonist fast genauso klingt wie Jaco Pastorius, ist nach einer Minute leider schon beendet. Doch Olatuja legt knackig nach mit dem Titelsong, der aber auch wirklich den kompletten Körper in Bewegung zu bringen scheint. Herrlich, diese afrikanische Polyrhythmik, das reisst unweigerlich mit. Welch' eine Leidenschaft, welch' eine Kraft, die diesen Song vorantreibt!
Mit "The Hero's Journey" erleben wir mit 8:42 den längsten Song der Platte, und hier wird die Zeit sehr gut genutzt für die Entwicklung aus Ausbreitung und Ausschmückung des Arrangements, hier erstmalig mit dem Streicherensemble. Die Cousine des Jazzers James Carter, Regina Carter, glänzt darüber hinaus mit ihrem Violinen-Solo.
Letztlich gibt es keinen einzigen Durchhänger auf Lagos Pepper Soup. Als Gesamtheit betrachtet, wirkt die Musik der Platte wie aus einem Guss, doch dennoch glänzt jeder einzelne Song mit seiner Besonderheit, allein durch die jeweiligen Gäste. So bestimmt zum Beispiel der Saxofonist Joe Lovano den Ausdruck von "Leye's Dance" wesentlich mit. Dieser Song geht stark in Richtung Weather Report und klingt ein wenig "westlicher" als viele der anderen, stärker afrikanisch geprägten Beiträge.
Trackliste
2 Lagos Pepper Soup
3 The Hero's Journey
4 Soki
5 Ma Faya
6 Brighter Day
7 Shadows Fade
8 Home True
9 Bola's Song
10 Mivapola
11 Leye's Dance
12 Grace
Besetzung
Aaron Parks (piano - #2, 3, 7, 9, 10, 11, 12)
Etienne Stadwijk (keyboards - #1, 2, 3, 4, 5, 7, 11)
Terreon Gully (drums - except #5, 6)
Troy Miller (drums - #6)
Magatte Sow (percussion - #2,3, 4, 6, 9,11)
Femi Temowo (guitar - #6)
Herve Sambe (guitar - #11)
Michael Aarons (guitar - #12)
Camille Thurman (voice - #9,12)
Thana Alexa (voice - #3)
Ayanna George (backing vocals - #2,3,4)
Cassondra James (backing vocals - #2,3,4)
Rasul A-Salaam (backing vocals - #2,3,4)
Samir Zarif (tenor and soprano saxophone - #8,10,12)
Alicia Olatuja (vocal arrangement - #4)
'Lagos Pepper Soup' String Orchestra - #3,4,6,7, 9)
Joseph Joubert (orchestra conductor)
Angelique Kidjo (voice - #2)
Dianne Reeves (voice - #4)
Laura Mvula (voice - #6)
Becca Stevens (voice - #8)
Regina Carter (violin - #3)
Lionel Loueke (guitar - #2, 4, 10)
Joe Lovano (sax - #11)
Robert Mitchell (piano - #8)
Onaje Jefferson (voice - #7)
Brandee Younger (harp - #5)
Grégoire Maret (harmonica - #9)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |