Reviews
Static
Info
Musikrichtung:
Jazz-Rock/Fusion
VÖ: 05.03.2021 (Whirlwind Recordings) Gesamtspielzeit: 48:58 Internet: https://www.arthurhnatek.com/ https://www.whirlwindrecordings.com/ https://uk-promotion.net/ |
Der 1990 in Genf geborene Arthur Hnatek hatte das Glück, im elterlichen Musikgeschäft verschiedene Musikinstrumente kennen zu lernen. Bereits im Alter von acht Jahren wandte er sich dem Schlagzeug zu. Es folgten professioneller Unterricht und schließlich ein Studium in New York.
Neben Arbeiten mit vielen internationalen Künstlern leitete er ebenfalls eigene Bands. Die aktuelle Platte, Static ist erstmalig im Trioformat eingespielt worden. Doch solche Musik, wie man sie bereits früh von Sonny Rollins hörte, in der gleichen Besetzung mit Saxofon, Bass und Schlagzeug, sollte man hier nicht erwarten. Hard Bop wird es nicht geben, und das wird gleich von Beginn an klar ausgesagt. Vielmehr höre ich hier zunächst Spuren jener Zeit, als sich der Jazz nach und nach in den Jazz Rock entwickelte, also etwa Ende der Sechziger, als von Miles Davis "Bitches Brew" erschien, oder ein wenig später "Jack Johnson", aber auch die motonen Funk-Rhythmen von "On The Corner" (1972) höre ich hier ganz vordergründig, besonders natürlich im Spiel von Hnatek.
Und weil dieser Jazz so gar nicht swingt, ist es ein Hauptaugenmerk, der auf einen anderen Rhythmus gerichtet wurde, nämlich das stoiische und monotone Gestalten. Und das wiederum bringt mich zur Spielweise von Jaki Liebezeit, der letztlich auch einst als Jazzmusiker seine Karriere begann, bis er dann als rhythmischer Motor der Band Can berühmt wurde. Diese oft stark repetitive Grundlage bildet den Untergrund für den Saxofonisten Francesco Geminiani, der jedoch hierbei auch nie so recht in den Swingmodus kommen will. Ähnlich empfand ich das seinerzeit, als die erste Formation von Weather Report entstand, seinerzeit noch mit Alphonse Mouzon als Drummer. Der Saxofonist Wayne Shorter spielte darüber oft seine weit weggetragen wirkenden Klangfetzen, die wie Wolken schwebten.
Und so erlebe ich mit Static, dem Titel gemäß, recht viel statisch Orientiertes, nicht immer struktuell vordergründig, sondern eher, aus dem Nichts kommend, dahintreibend, mit einem hohen Improvisationsanteil. Insofern erlebe ich diese Musik auch wie eine persönliche Rückschau auf die Entwicklung des Jazz Rocks, der Fusion-Bewegung. Mitunter schiebt sich Bassist Fabien Iannone in die Gestaltungsmuster ein und bringt dann Assoziationen zu Miroslav Vitous ins Gedächtnis.
Und so fließt die Musik der Platte recht anpackend, mitunter hypnotisch wirkend, hält rhythmisch am Boden und läßt, unterschiedlich von Song zu Song, Raum für zarte Improvisationen, die selten einmal harsch abheben. Der Sound scheint mitunter mit elektronischen Untertönen angereichert zu sein, wirkt daher ein wenig spacig und wie nicht von dieser Welt. Aber gerade diese von Hall bestimmte Atmosphäre ist es, die das Besondere ausmacht, vielleicht mit einem gelegentlichen Hauch von Ambient gewürzt. Die rockigen Anteile und die besondere Art der Gestaltung lassen durchaus auch zu, dass man Anteile von entsprechenden Bands des Genres Prog Rock herausfiltern könnte, gedanklich würde ich dann zu King Crimson oder Van der Graaf Generator tendieren.
Schließlich, resümierend festgestellt, ist es gelungen, eine ganz besondere Art der jazzgrundierten Fusion zu schaffen, höchst interessant, ein wenig unzugänglich mitunter, mehr zugänglich dann, wenn man sich einfach einmal nur in diese Rhythmik fallen lassen will.
Trackliste
2 27 (5:26)
3 Brew (8:21)
4 Midi Sans Frontieres (4:51)
5 Nine B (7:45)
6 In Three (4:40)
7 Static (6:00)
8 Cinque (3:08)
9 The End (0:47)
Besetzung
Francesco Geminiani (tenor saxophone)
Fabien Iannone (double bass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |