Reviews
Solos and More at Studio 304
Info
Musikrichtung:
Jazz, Experimental, Improvisation
VÖ: 30.04.2021 (Wide Ear Records [WER054]) Gesamtspielzeit: 38:08 Internet: https://alexriva.noblogs.org/ http://www.wideearrecords.ch |
Das kleine aber feine Label Wide Ear Records aus der Schweiz bietet – wie viele andere aus unserem Nachbarland – sehr viel Qualität, aber auch Musik, die nicht für Jedermann ein Ohrenschmaus ist. Solos and More at Studio 304 von Alex Riva dürfte hierbei wohl keine Ausnahme machen.
Was erwartet man von einem Soloalbum für Blockflöte? Wenn nun der ein oder andere spontan an die Musik des blinden Barockvirtuosen und Notensammlers Jacob van Eyck (1590-1657) denkt, so könnte er falscher nicht liegen. Und doch ist Alex Riva ein Virtuose, wie es nur wenige gibt. Aufgenommen wurde das Album im Studio 304 in Bangalore. Und der Titel Solos and More at Studio 304 deutet es schon an. So ganz stimmt es nicht. Zum einen ist Sängerin Bihdhumani beim letzten Stück (“Carnatic Music Class with a Martian“) in faszinierender Zwiesprache und freier Improvisation vertreten. Noch mehr aber spielt Mikael Szafirowski eine enorme Rolle. Denn er mischt und mischt und mischt die Klänge und verfremdet sie in einer nie gehörten Weise. Gerade im Stück Mika’s Minutes - der Titel spricht Bände – wird dies deutlich. Dabei steht bei aller Verfremdung die Musik immer im Vordergrund. Und Alex Riva selbst ist ein Meister seiner Kunst. Egal, welche Flöte er gerade zur Hand hat. Er erschafft mit ihnen Klänge, die man diesem – meist als unscheinbar geltendem und etwas belächeltem – Instrument nicht zutrauen würde. Selbst zwei Instrumente gleichzeitig und mit Zirkularatmung, wie man sie zum Beispiel von Didgeridoo kennt, bilden kein Problem. So ist es möglich, dass ein Stück wie “The Reincarnation of a Toe“ über fünf Minuten ohne Unterbrechung wie ein Fluss dahinfließt und vor sich hin mäandriert. Eine unwirkliche Klangwelt öffnet sich dem Hörer.
Solos and More at Studio 304 ist ein Album, welches dem Hörer viel abverlangt und nicht jeder dürfte dieser Musik offen gegenüberstehen. Es lohnt sich aber, sich diesem Klangkosmos zu nähern, denn in jedem Stück kann man die Vielfalt der Blockflöte sowie das Können und die Musikalität Alex Rivas erkennen. Er kratzt mit seinen Stücken eben nicht nur an der Oberfläche der Töne herum, sondern taucht tief in diese hinein und fördert unglaubliche Klänge an die Oberfläche. Schön, dass die Klangqualität der Aufnahme, dies perfekt unterstützt. Für Mutige sehr empfehlenswert!
Trackliste
1 | The Self-Immolation of a Toe | 3:23 |
2 | On Glasses-but-no-Cheese Street | 3:57 |
3 | Sun Ra Becomes Rasam | 9:06 |
4 | Beedi Power | 2:42 |
5 | The Reincarnation of a Toe | 5:24 |
6 | Mika's Minutes | 2:01 |
7 | Narasimha's Toothbrush | 1:18 |
8 | Carnatic Music Class with a Martian | 10:17 |
Besetzung
Bindhumalini: Voice (on track 8)
Mikael Szafirowski: Mixes and Remixes
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |