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Reviews

ToJa

V


Info

Musikrichtung: Melodic Rock

VÖ: 14.07.2017

(Pure Rock / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 45:03

Internet:

http://www.toja-rock.com

ToJa halten ihren Veröffentlichungsrhythmus ungefähr ein: Der schlicht V betitelte Fünftling erscheint vier Jahre nach dem Viertwerk (Sad) Songs Of Hope, allerdings in zum Quartett geschrumpfter Besetzung, so daß das eine der beiden Urmitglieder, Jan „JJ“ Thielking, zumindest im Studio alle Gitarren und auch noch die Keyboards einspielen mußte – aber das ist er ja aus der Frühzeit der Band, die damals noch eher Projektcharakter hatte und auch nicht live auftrat, gewohnt. Seit dem Viertling sind ToJa aber auch auf den Bühnenbrettern aktiv und wachsen dabei im Regelfall zum Sextett mit Andy Ecker als Keyboarder und Marc Bugnard, den der Melodic-Rock-Experte noch von Roko in Erinnerung haben könnte, als Zweitgitarrist, wobei letztgenannter auch am Album mitgearbeitet hat, allerdings nicht als Instrumentalist, sondern als Verantwortlicher für Mix und Mastering. Mit dem Songwriting hatte er scheinbar nichts zu tun, das blieb der Job Thielkings, und der hat sich offenbar entschlossen, anhand von Erfahrungen aus der Bühnenarbeit die neuen Songs etwas kompakter zu arrangieren. Es dominieren Drei- bis Vierminüter, lediglich „Where’s My Home“ schafft es über fünf, und „Love Is Like A Sin“ fällt mit seinen knapp sieben Minuten aus dem Rahmen – und das ist durchaus positiv zu sehen, denn trotz seines nicht sonderlich komplizierten Aufbaus macht dieses schleppende Epos jede Menge Hörspaß und übertrifft die drei davorstehenden kompakteren Nummern durchaus, wenngleich auch die nicht schlecht sind. Nur wartet man nach dem Großes versprechenden Intro des Openers „Tears Of Fire“ vergeblich darauf, daß der Song diese Größe dann auch transportiert – er ist auch refrainseitig einer der schwächeren der Scheibe. „She’s A Rebel“ an zweiter Position bringt ein hübsches Keyboardmotiv à la alte Bon Jovi zum Einsatz, ist aber nicht rebellischer als sagen wir Angela Merkel. Der Stampfer „Forever Rock“ besitzt einen recht einprägsamen und live sicher wirkungsvollen Refrain und erinnert in seiner Grundanlage an eine melodicrockigere Version von Accept, und auch in „Love Is Like A Sin“ hat Thielking mal eine Gitarrenmelodie eingeschmuggelt, die man in ähnlicher Form auch in „Princess Of The Dawn“ fand, ohne daß man dem Songwriter das freilich ankreiden sollte. Generell fällt auf, daß die auf dem Vorgängeralbum hier und da deutlich ausgeprägte Metalkante auf dem neuen Album weitgehend fehlt und ToJa sich nunmehr klar im Melodic Rock positionieren, was freilich nichts Schlechtes ist, solange sie gewisse Grundtugenden immer noch beherrschen – und das tun sie zweifellos, wenngleich sie wie erwähnt songwriterisch eher selten Bäume ausreißen, sondern eher solide Wertarbeit abliefern, was ja durchaus goutierbar ist. Die Akustikballade „Ballad For A Friend“ besitzt textlich offensichtlich einen traurigen Hintergrund, lädt aber durchaus zum Kuscheln eine, während „Modern Times“ eine sarkastische Abrechnung mit den Gefahren des heutigen Daseins darstellt, in die Drummer Max Rudolph dann auch ein paar Halftimedrums einbauen darf, über die der Traditionsrockfreund hier plangemäß stolpert. Weil dem Schlagwerker das so gut gefallen hat, gerät „Where’s My Home“ abseits vom stoischen Grundbeat aber auch bisweilen auf experimentelle Wege, wofür es einige Durchläufe braucht, bis sich da ein Gewöhnungseffekt eingestellt hat, mit Ausnahme der Doublebassteppiche unter dem Solo, die sich gleich beim ersten Mal als interessante Zutat in diesem Song entpuppen. Das ist auch derjenige, in dem die Parallelen zu den Österreichern Gallows Pole mit am stärksten ausfallen. „Run For Cover“ will einen großen Refrain einbauen, scheitert aber daran, daß Sänger Tommy Rinn arg zu kämpfen hat, um die angepeilte Steigerung zum Finale hin überhaupt zu erreichen, und im Finale des eigentlich recht gelungenen ersten Refrains von „Don’t Let Me Go“ liegen er und Backingsänger Thielking so schräg nebeneinander, daß man sich kopfschüttelnd fragt, ob das niemand gemerkt hat – schade drum, weil diese Akustikrocknummer mit schöner Solomelodie und anderen Qualitäten zu punkten weiß, und vor 30 Jahren ist sowas mit Majorunterstützung durchaus auch mal ein Hit geworden. Irgendwie aber wird man das Gefühl nicht los, daß Rinn mittlerweile das schwächste Glied in der ToJa-Kette darstellt oder daß er diesmal etwas darunter zu leiden hat, daß ihm Thielking weniger überzeugende Melodielinien zugewiesen hat. Daß das neoklassisch angehauchte und leider nur zweieinhalbminütige Instrumental „Senza Cantata“ unter diesen Umständen der stärkste Song der Platte geworden ist, verwundert daher nicht, aber der stampfende Closer „Ashes To Ashes“ gehört immerhin auch nochmal zu den stärkeren Nummern, wenngleich der Sänger hier wiederum durchaus noch expressiver hätte agieren können. So haben wir eine gediegene Dreiviertelstunde Melodic Rock vor uns, die das Vorgängerwerk nicht übertreffen kann, aber als durchaus solide bezeichnet werden darf, so daß man als Genrefreund durchaus hineinhören kann, allerdings keine Wunderdinge erwarten sollte: Feuer speit hier außer dem Vulkan auf dem Frontcover nur das funkensprühende Instrumental.



Roland Ludwig

Trackliste

1Tears Of Fire3:33
2She’s A Rebel3:36
3Forever Rock4:12
4Love Is Like A Sin6:50
5Modern Times3:23
6Ballad For A Friend3:31
7Where’s My Home5:19
8Run For Cover3:26
9Don’t Let Me Go4:17
10Senza Cantata2:25
11Ashes To Ashes4:22

Besetzung

Tommy Rinn (Voc)
JJ Thielking (Git, Keys)
Ole Dietz (B)
Max Rudolph (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger