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Reviews

Debussy, C. (Rattle)

La Mer u. a.


Info

Musikrichtung: Orchester

VÖ: 22.08.2005

EMI Classics / EMI
CD DDD (AD live 2004) / Best. Nr. 5 58045 2


Gesamtspielzeit: 78:46

PLASTISCH

Mit den erotischen Fantasien eines Fauns begann 1892 die Neue Musik in Frankreich. Claude Debussys zehnminütiges Ballett Prélude à l’après-midi d’un faune nach einem Gedicht Mallarmes beschwört mit unwirklichen, pastellzarten Orchesterfarben und weich verfließenden Konturen die Impressionen einer sommerschwülen arkadischen Landschaft, in der ein junger Sartyr in Paarungsstimmung kommt …
Simon Rattle inszeniert mit den Berliner Philharmonikern die Musik spannungsvoll flirrend und traumverloren melancholisch: ein Begehren, das keine Erfüllung findet.
Gegen dieses frühe Meisterwerk nimmt sich das später entstandene Orchestertryptichon La Mer aufs Ganze viel greifbarer aus. Die fast schon neurotische Dauersublimation des Fauns schlägt hier zumindest taktweise um in entfesselte Elemente. Rattle trägt dabei die Farben stark und leuchtend auf und gewinnt dem Stück so ausgesprochen expressive Momente ab, die zu den ansonsten schillernden Klangmischungen in reizvollem Kontrast stehen. Exemplarisch, nämlich mit gespannter Elastizität, gelingen auch die stufenlosen Tempo-Übergänge. Die sanft wogende oder auch wild bewegte Meeresoberfläche mit ihrem grau-blau-braun-weißem Farbenspiel, salzige Gischt, vielfach gebrochenes Sonnenlicht und malerisches Hafenidyll verschmelzen so zu einem ausgesprochen suggestiven Klangbild.
Obschon diese beiden "Hits" reichlich im Katalog vertreten sind, wird man nur wenige mit so viel sicherem Gespür für die fragile Architektur und die Finessen der Instrumentation finden.

Dieser Ansatz und Rattles Gespür für plastische Rhythmik lässt auch das selten gespielte Ballett La Boíte à joujoux charmant funkeln (gerne hätte man mehr über die Handlung erfahren, doch das knappe Booklet schweigt sich dazu leider aus). Debussy hatte die Komposition auf eine seinerzeit bekannte Kindererzählung zwar noch fertigstellen können, starb aber, bevor er die Instrumentierung abschließen konnte. Die vollendete dann sein Freund und Kollege André Caplet. Reizvoll ist diese schnörkellose Musik vor allem wegen der vielen folkloristischen Einsprengsel.

Sozusagen als Zugaben steuert der Komponist Colin Matthews noch die Orchesterfassungen dreier bekannter Preludes bei. Bereits bei seiner Ergänzung von Holsts Suite „The planets um ein Stück für den seinerzeit noch unbekannten (und aktuell heißumstrittenen) Planeten Pluto hat Matthews seine Affinität zu postimpressionistischen Farbenspielen gezeigt. Ohne Debussys Orchestersprache einfach zu imitieren, sind ihm hier drei atmosphärische, gelegentlich postmodern nachgesüßte Charakterstücke gelungen.



Georg Henkel

Trackliste

01 Prélude à l’après-midi d’un faune
02-04 La Mer
05-09 La Boíte à joujoux
10 Ce qu’a vu le vent d’ouest
11 Feuilles mortes
12 Feu d’artifice

Besetzung

Berliner Philharmoniker
Ltg. Simon Rattle
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger