Reviews
Smith / Kotzen
Info
Musikrichtung:
Hardrock
VÖ: 26.03.2021 (BMG / Warner) Gesamtspielzeit: 47:14 Internet: http://www.smithkotzen.com |
Dass Adrian Smith und Richie Kotzen hammergeile Songs schreiben können, ist z.B. von Iron Maiden und The Winery Dogs her bestens bekannt. Dass der Brite und der Amerikaner stilistisch gut zusammenpassen, konnte man hoffen oder als selbstverständlich voraussetzen – je nachdem was man erwartet, wenn ein Autodidakt wie Smith auf einen „gelernten“ Gitarristen wie Kotzen trifft. Für mich ein interessanter Gegensatz, der einiges versprach. Aber mit der enormen, vibrierenden Spannung, mit der die beiden das Ergebnis ihrer ersten – und hoffentlich nicht letzten! - Kollaboration gefüllt haben, habe zumindest ich nicht gerechnet!
Das liegt zum einen an der angenehm unaufgeregten Art und Weise, wie sich die beiden Musiker die Bälle zuspielen, zum anderen an den unwiderstehlichen Songs, die selbst bei den wildesten solistischen Eskapaden jederzeit im Mittelpunkt stehen. Die Refrains gehen allesamt geradezu unverschämt leicht ins Ohr. Zum Beweis höre man sich etwa den heimlichen Hit „Some People“ an! Dabei kommt jedoch nie das Gefühl auf, ein Chorus sei mit Gewalt auf eingängig getrimmt worden. Alles klingt ganz natürlich, was zum Glück auch für den Sound gilt. Mehr Sorgfalt hätte man dagegen bei den ärgerlichen Fade-Outs bei „Running“ und dem ansonsten überragenden „Scars“ walten lassen müssen! So etwas muss heutzutage nun wirklich nicht mehr sein!
Bei aller Lockerheit hört man trotzdem die harte Arbeit, mit der Smith und Kotzen ihre kreativen Ideen zusammengefügt haben, deutlich heraus. Aber am meisten kommt der Spaß rüber!
Womit ich ebenfalls nicht gerechnet habe, ist, wie toll Adrian Smith mittlerweile singt! Die meiste Vokalarbeit überlässt er zwar seinem Kollegen, singt aber oft im Hintergrund als zweite Stimme mit. Beim Slow Blues „Glory Road“ ist er dagegen ganz in seinem Element und macht die Nummer mit seinem kraftvoll-sensiblen Gesang zu einem der zahlreichen Highlights des Albums.
Ein anderes ist „Solar Fire“, das sich durch den treibenden Beat von Maiden-Drummer Nicko McBrain in dezent metallische Gefilde erhebt, dabei aber nicht verkrampft, sondern genauso elastisch und locker bleibt wie der Rest dieser äußerst gelungenen Platte, bei der mancher mehr als einmal das Feeling der Siebziger verspüren dürfte. Wohlgemerkt, ohne dass es angestaubt oder gar veraltet klingt, sondern herrlich knackig und voller Wärme!
In einigen Reviews wurde „Smith/Kotzen“ bereits zum Rockalbum des Jahres erklärt. Vielleicht ist und wird es das ja auch. Ganz so weit würde ich in meinem Urteil dennoch nicht gehen, vor allem weil nicht jeder Song die Klasse von „Scars“ erreicht. Außerdem tummeln sich auf dem weiten Feld des bluesigen Hardrocks ja auch noch andere, deren exzellente neue Alben man bei aller Euphorie keinesfalls vergessen darf, z.B. The Dead Daisies...
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Taking My Chances | 4:46 |
2 | Running | 4:19 |
3 | Scars | 6:18 |
4 | Some People | 4:22 |
5 | Glory Road | 4:54 |
6 | Solar Fire | 4:29 |
7 | You Don´t Know Me | 7:14 |
8 | I Wanna Stay | 5:13 |
9 | ´Til Tomorrow | 5:39 |
Besetzung
Richie Kotzen (Guitar, Vocals, Bass, Drums on Tracks 1-5)
Gäste:
Tal Bergman (Drums on Tracks 7-9)
Nicko McBrain (Drums on Track 6)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |