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Reviews

Bach, J. S. (Herreweghe)

Mein Lebens Licht - Kantaten BWV 45 & 198, Motette BWV 118


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 9.4.2021

(PHI / Outhere Music / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. LPH035)

Gesamtspielzeit: 58:35

Internet:

Collegium Vocale Gent

KULTUR

Philippe Hereweghe ist seinem Bach-Ansatz über die Jahre treu geblieben: Unverwechselbar präsentiert er die Vokalmusik des Thomaskantors wie Präzisionen auf dem schwarzen Samt im Inneren eines Schatzkästleins, feinst aufpoliert und austariert, ein homogener Hörgenuss gerade auch dank des vom Dirigenten geformten Collegium Vocale Gent mit seiner delikaten Klangkultur. Die auf der aktuellen CD gekoppelten Werke kommen dabei ohne programmatische Verbindung aus: Die zweiteilige Kantate "Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist" aus Bachs reifer Schaffensperiode steht neben der Trauerode BWV 198 mit ihrer wunderbar vielfarbigen Instrumentierung. Dazwischen der titelgebende, in seiner Ein- und Zuordnung bis heute umstrittene Chorsatz "O Jesu Christ, mein´s Lebens Licht".

Bei der Trauerode zeigt sich im Vergleich mit Herreweghes früherer Einspielung (harmonia mundi, 1988) ein etwas bewegterer Zugriff und eine noch größere klangfarbliche Ausdifferenzierung. Ein Interpretationssprung ist dabei aber nicht festzustellen. So bleibt es hier wie auch bei den beiden anderen Werken dabei, dass die Deutung eher in einem kulturprotestantischen Sinne erfolgt: Das ist herrliche Musik, auf das Schönste aufgeführt, aber zumeist ohne Beunruhigungspotential oder geistlich-dramatische Aufladung. Der Kantate BWV 45 tut das weniger Abbruch als der Trauerode, die bei allem teils unfreiwillig komischem Pathos zum einen vielfach eine interessante dialogische Grundidee (Zwiesprache mit der verstorbenen Fürstin) verfolgt, dabei aber zugleich konsequent in den Abschnitten menschlicher "Trauerarbeit" fortschreitet - vom Nicht-wahrhaben-Wollen und Nicht-loslassen-Können zur Erinnerung, die als Reichtum und Kraftquelle erfahren werden kann. Herrweghe unterliegt zwar nicht wie einst Ton Koopman der Versuchung, das Ganze als staatstragendes Epitaph vor Ohren zu stellen und lässt eher rasch musizieren. Er nutzt aber das Aussdrucksspektrum eben auch nicht bis ins Letzte aus, so dass der an sich schmerzvoll klagende Eingangschor vom fast schon tänzerisch-beschingten Schlusschor nicht allzu weit entfernt ist. Hinzu kommt, dass der Chor tontechnisch etwas zu weit in den Hintergrund gerückt wurde und dabei im Klang unnötig kompakt daherkommt.

Wer gerade für die Trauerode nach einer anderen Alternative sucht, für den mag übrigens die sehr überzeugende Einspielung unter Václav Luks im Rahmen des All of Bach-Projekts der Netherlands Bach Society von Interesse sein:
Video-Clip



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-7 Kantate "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist", BWV 45
8 Motette "O Jesu Christ, mein´s Lebens Licht", BWV 188
9-18 Trauerode "Fürstin, laß noch einen Strahl", BWV 198

Besetzung

Dorothee Mields: Sopran
Alex Potter: Altus
Thomas Hobbs: Tenor
Peter Kooij: Bass

Collegium Vocale Gent
Philippe Herreweghe: Ltg.
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19 bis 20 Überflieger