Reviews
Werke für Violine und Orchester
Info
Musikrichtung:
Neue Musik
VÖ: 20.08.2002 Edition Hera / Klassik-Center Kassel (CD, DDD (AD: 1997) / Best.nr. M&V 02104) Gesamtspielzeit: 70:59 Internet: Michael Jelden Edition Hera |
WAGHALSIG
Wer sich in die Höhe des Löwen wagt und wie Michael Jelden Khatchaturians (1903-1978) anspruchsvolle Werke für Violine und Orchester ausgerechnet in St. Petersburg einspielt, der muss sich seiner Sache schon verdammt sicher sein. Denn Khatchaturians Musik bedeutet nicht nur die Verschmelzung der armenisch-kaukasischen Folklore mit der großen symphonischen Tradition samt Dissonanzen und rhythmischen Verrückungen, sondern auch eine geradezu artistische Herausforderung für den Solisten.
Jelden stürzt sich in diese Virtuosenliteratur mit draufgängerischer Waghalsigkeit und kraftvoll expressivem Spiel. Mag auch manchmal das Ausdrucksspektrum nicht vollständig ausgereizt werden, so kommt man doch unweigerlich ins Staunen über das stupende Können des Solisten und die mutige Wahl der Tempi. In den Ecksätzen des Violinkonzertes trägt das auch über manche Schwäche hinweg, die dem Werk in Bezug auf Wahl und Vielfalt des leicht faßlichen thematischen Materials eigen ist. Dazu tragen außerdem die bestens aufgelegten St. Petersburger Philharmoniker bei, die den Farbenreichtum der Partitur voll ausreizen, ohne zu stark auf grelle Effekte abzuheben.
Im rhapsodischen Mittelsatz hinterläßt die Interpretation, wie auch in der Konzertrhapsodie, einen weniger unmittelbaren Eindruck und wirkt oft zu eindimensional.
In seiner herben Schönheit und kompositorischen Freiheit ist das ergänzend aufgenommene Nocturne eine echte Bereicherung, v.a. als Gegensatz zum in der Grundanlage doch eher konventionellen Violinkonzert.
Mit dem Violinisten Michael Jelden ist übrigens jüngst beim Label Edition Hera auch eine Neueinspielung von Paganinis Violinkonzerten Nr. 2 und 4 erschienen (Vogtland-Philharmonie Greiz/Reichenbach; HER 2115). Das Besondere: Jelden spielt im zweiten Konzert den ursprünglich vom Komponisten vorgesehenen Mittelsatz, von dem im Originalmanuskript nur die Solo-Stimme, aber keine Orchestrierung überliefert ist, die der Solist daher hier selbst vorgenommen hat.
Sven Kerkhoff
Trackliste
1 Allegro con fermezza 15:54
2 Andante sostenuta 13:43
3 Allegro vivace 10:06
4 Konzertrhapsodie für Violine und Orchester 26:22
5 Nocturne, "Musik für Lermontov" aus dem Drama "Masquerade" 4:54
Besetzung
St. Petersburger Philharmoniker
Ltg. Gustavo E. Pils-Sterenberg
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |