Reviews
Loom
Info
Musikrichtung:
Avantgarde/Electronic
VÖ: 19.03.2021 (Ronin Rhythm) Gesamtspielzeit: 45:11 Internet: https://www.kalitrio.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Mit der aktuellen CD Loom begebe ich mich in die Schweiz und stoße auf das Kali Trio. Nach dem Debüt-Album aus 2019 ist dieses die zweite Veröffentlichung des Trios mit Piano, Gitarre und Schlagzeug. Das klingt irgendwie nach Jazz, doch bereits die ersten Takte belehren mich eines Besseren. Auch wurden die genannten Instrumente auf elektronischem Wege erheblich in ihrem Klangspektrum erweitert.
So klingt das Piano übersteuert, verzerrt, die Gitarre scheint Fetzen durch den Klangraum wirbeln zu lassen, nur das Schlagzeug klingt klar akzentuiert. Tranceartig schleicht sich die Stimmung durch den elfeinhalb Minuten langen Song "Shipol". Es mag durchaus interessant sein, den einzelnen Klangfetzen etwas abzugewinnen in musikalischer Hinsicht, doch wenn sich dieser ständig gleiche Pianolauf durch das Stück zieht, wird das einfach langweilig, zumindest bis etwa Minute sieben, dann knallen satte verzerrte Breitseiten voller Verzerrung in die Stimmung und lockern ein wenig auf. Doch unter welchem Aspekt soll man dieses nun beurteilen? Das ist keine herkömmliche Musik, man könnte sich vielleicht an der Musik von Kraftwerk orientieren, man könnte nun aber auch extrem avantgardistisch denken und den möglichen tieferen Sinn versuchen zu ergründen. Denn wirklich schön und zur Entspannung anregend ist dieses Klanggebilde nicht. Und dieser endlose Pianolauf geht immer weiter.... Vielleicht wäre das etwas für Techno-Freaks, die dazu abtanzen?
Auf Bandcamp wird zum Plattentitel Loom erklärt, dass das Wort zwei Bedeutungen habe, einerseits eine Maschine bezeichnend, die Fäden zu einem Stoff zusammenwebt oder auch eine Handlung, die bedrohlich, verzerrt oder großräumig erscheint. Nun, ich denke, beide Begrifflichkeiten werden durch die Musik sicher erfüllt und insofern thematisch auch treffend umgesetzt im Ausdruck. Man bewegt sich weit abseits jeglichen Mainstreams und hat Klangwelten geschaffen, die außerordentlich fordernd sind.
Hinsichtlich der Arrangements hat man gespart, improvisatorische Entwicklungen bestimmen das Klangbild und den Verlauf der einzelnen Songs, kann man darüber hinaus überhaupt von Kompositionen sprechen? Ich verspüre, emotional betrachtet, viel Kälte in der Musik, unterstützt von nervösen Rhythmen, und diese Kälte schleicht, paart sich mit einer Art technischer Emotionslosigkeit, als hätte man einen Roboter per künstlicher Intelligenz programmiert, in irgendwelchen Klangmustern nach etwas Passendem zu suchen und mit berechnender Logik anzuwenden.
Es mag der Band in positivem Sinne anzurechnen sein, dass sie bekannte Instrumente in ein neues Gewand packt und hieraus neue Klangwelten schafft, die ich jedoch, je mehr ich hineintauche in diese bizarre Welt, eigentklich bereits kennen gelernt habe. So erinnere ich mich an die Band The Durutti Column, die in den Achtzigern ähnlich agierte, nur wärmer und freundlicher. Auch Spuren von Tuxedomoon oder anderen Acts der New Wave-Bewegung vermag ich integriert zu vernehmen. Nun - letztlich imitiert Kali Trio keine Band, und ob es entsprechende Neigungen oder Vorbilder gab, ist mir auch nicht bekannt. Ihre Musik ist individuell und eigenständig, sehr tranceartig verpackt und mit Sicherheit nicht für Viele zugänglich, sondern stellt eher eine Herausforderung dar.
Trackliste
2 Transitoriness (10:52)
3 Dry Soul (8:09)
4 Folding Space (14:46)
Besetzung
Urs Müller (guitar)
Nicolas Stocker (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |