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De Murcia, S. (Maiorana, St.)

Entre dos almas – Musik für Barockgitarre

Info Musikrichtung: Barock Gitarre VÖ: 05.03.2021 (Arcana / Note 1 / CD / 2019 / Best. Nr. A484) Gesamtspielzeit: 60:36

Für die Stücke des spanischen Gitarrenmeisters Santiago de Murcia, der von 1673 bis 1739 lebte, ist der etwas heisere, gewissermaßen sonnenverbrannte Klang einer nachgebauten Barockgitarre, die Stefano Maiorana spielt, sehr passend. Vor allem die volksmusikalisch inspirierten Stücke mit ihren Fandango-, Folia- oder Jacaras-Versionen klingen auf dem schlanken Instrument kunstvoll und zupackend archaisch. Ihre oft irrwitzige Virtuosität und überbordende Ornamentik, die der Klang der Gitarre prismatisch zerstäubt und die Illusion komplexer Mehrstimmigkeit erzeugt, wirft freilich die Frage auf, wie man so etwas mit zwei Händen spielen kann. Maiorana lässt seine Finger über die Saiten tanzen, dass einem schwindelig werden kann, baut nebenbei noch ein paar Percussioneffekte auf dem Corpus ein. Eine fast schon magische Einheit zwischen Spieler und Instrument stellt sich ein.

Dabei geht Maiorana mit einer gewissen künstlerischen Freiheit an die Quellen heran und fügt improvisatorische Abschnitte ein – ganz im Geiste des Komponisten und seiner Zeit. Die Stücke haben per se etwas Rhapsodisches und scheinen jederzeit bereit, neue Einfälle aufzunehmen und sich in eine andere Richtung weiterzuentwickeln.
Ein wenig spiegeln sie das bewegte Leben de Murcias, der in königlichen Diensten in Madrid und Neapel stand, der aber auch Frankreich und die spanischen Niederlande bereiste. Spuren seiner Musik finden sich auch in Mexico und Chile, wenngleich er selbst dort wohl nicht gewesen ist. Er bearbeitete auch Werke anderer Komponisten, u. a. Sonaten von Arcangelo Corelli, der er sich freilich auch mit einer gewissen Freiheit aneignete. Diese Bearbeitungen klingen deutlich gemäßigter und beruhigter und zeigen, wie selbstverständlich de Murcia sich mit seinem Instrument in unterschiedlichen musikalischen Welten bewegen konnte.
Im Ganzes ein überzeugendes Porträt dieses Meisters!

Georg Henkel