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Reviews

Rod Sacred

Submission


Info

Musikrichtung: Metal

VÖ: 21.10.2016

(Pure Underground / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 72:13

Internet:

http://www.rodsacred.it

Sardinien war und ist nicht gerade als der Nabel der Metalwelt bekannt, aber auch dort gab und gibt es selbstverständlich metallische Aktivitäten, beispielsweise rings um die zentrale Figur Franco Onnis. Der Bassist leitete in den Achtzigern eine Band namens Rod Sacred, die es auf ein selbstbetiteltes Album brachte, dessen Veröffentlichungsjahr in den Quellen differierend angegeben wird. Andreas Preisig nennt im Bandeintrag im Lexikon „Heavy Metal aus Südeuropa“ 1988, die Encyclopedia Metallum spricht von Januar 1990, und das Backcover der hier vorliegenden CD nennt das Jahr 1989. Fest steht, dass Gitarrist Paolo Bonilli, auch Co-Songwriter einiger Songs, 1989 ums Leben kam, und auf dem Album ist er laut Preisigs Besetzungsangabe nicht zu hören. Wie für so viele traditionsorientierte Metalbands ging es aber auch für Rod Sacred in den frühen Neunzigern nicht weiter, und nach diversen anderweitigen Bandaktivitäten und einem Reunionversuch 1996/97, der ein dem Vernehmen nach aggressiveres Album namens Sucker Of Souls hervorbrachte, wagte Onnis erst 2016 wieder den Schritt an die tonkonservenschätzende Öffentlichkeit, nämlich in Gestalt des Sieben-Track-Werkes Submission, das im Erzgebirge Interesse weckte, allerdings für zu kurz befunden wurde. Ergo packte man kurzerhand noch alle neun Tracks der alten, damals in einer 1000er Auflage erschienenen LP als Boni mit drauf, wodurch die Spielzeit nunmehr weit über 70 Minuten reicht und man einen guten Teil des regulär konservierten Schaffens Rod Sacreds jetzt auf einen Schlag bekommen kann.

Da die neuen Songs sozusagen als Aufhänger genommen wurden (also kein Re-Release der alten Scheibe mit sieben neuen Bonustracks, was als alternative Konstellation möglich gewesen wäre), hebt die Scheibe mit ihnen an, und schon der eröffnende Titeltrack macht klar, dass die Band erneut stolz die Flagge des traditionellen Metal schwenkt. Allerdings macht sie das auf eine Weise, die sich von diversen Festlands-Landsleuten durchaus unterscheidet. Die Sarden lassen sich durchaus auch ins Epic-Metal-Lager einsortieren, besitzen aber keinen Keyboarder und lassen auch niemanden gasthalber an dieses Instrument. Statt dessen spielen sie gelegentlich mit angedüsterten Elementen, so dass man sich gelegentlich an Black Sabbath zu Tony-Martin-Zeiten erinnert fühlt, nur eben ohne Geoff Nicholls‘ Tastenarbeit. Das Tempo liegt dabei überwiegend in mittleren Bereichen, wird aber reichlich variiert, so dass sich „Stop Fears“ phasenweise fast als Ballade geriert, während „Hyper Drive“ titelgemäß ab und zu ins Speedgepolter umschlägt und eine Nummer wie die Bandhymne „Rod Sacred“ in ihren sechseinhalb Minuten das ganze Spektrum zwischen atmosphärischen Parts, schleppendem Midtempo und treibenden, aber noch unter der Speedgrenze bleibenden Passagen abdeckt. Da der Song auch noch mit einem starken Refrain ausgestattet ist, geht er glatt als bester der sieben neuen durch, wobei anhand der vorliegenden Informationen nicht ermittelbar ist, ob es sich um eine Neukomposition oder aber um ein Überbleibsel der ersten Schaffensperiode handelt, das nicht den Weg auf die Debüt-LP gefunden hatte. Zwei der sieben neuen Songs hat Drummer Andrea Atzeni mitgeschrieben, und der gehört erst zur neuzeitlichen Besetzung, so dass „Stop Fears“ und „A Strange Life!!“ (die beiden Ausrufezeichen gibt’s nur im Booklet, nicht aber auf der Inlaycard) also neueren Datums sein dürften. Sie fallen auch stilistisch ein ganz klein wenig aus dem Rahmen: Von „Stop Fears“ war schon die Rede, und „A Strange Life!!“ ist geradliniger und blitzsauberer Melodic Rock an der Grenze zum Melodic Metal (oder meinetwegen auch umgekehrt), wie es ihn sonst im neuen Material auch nicht nochmal gibt. Dass aber auch Onnis selbst das Spektrum durchaus weit faßt, macht „Radio“ mit seinem gewissen Rock’n’Roll-Touch deutlich – die latente Düsternis, die etwa der eröffnende Titelsong hier und da atmet, bleibt hier komplett abwesend. Dieser Song schließt den Reigen der sieben neuen ab, und bis hierher hat man sich auch an den Gesang von Antonio Deriu einigermaßen gewöhnt, wenngleich der Mann schon von Preisig als Schwachpunkt der Band diagnostiziert wurde und tatsächlich keiner der ganz Großen seiner Zunft ist. In „Submission“ legt er die Gesangslinien teils arg unabhängig vom instrumentalen Unterbau an, aber das gelingt in anderen Nummern etwas besser, und die episch-breite mittelhohe Stimme ist durchaus anhörbar, wenngleich man sich hier und da bei dem Gedanken ertappt, wie das Material mit einem richtigen Könner, also beispielsweise Tony Martin, geklungen hätte.

In den acht mit Gesang versehenen alten Songs („The Enter“ ist ein Instrumental) liegen die Linien durchweg eine Oktave höher, aber durchaus nicht symbiotischer zum Unterbau – Preisigs Urteil kann also nachvollzogen werden, zumal Deriu gerade in den Höhen ein wenig angestrengt klingt, wie man etwa in den Strophen von „Live Your Life Again“ hört. Der gewisse episch-breite Touch ist auch hier schon angelegt, findet allerdings noch kaum Korrespondenz in der Musik: Onnis und sein Co-Songwriter Bonilli deuten mit der Zurücknahme des ersten Viertels des Solos von „Live Your Life Again“ schon an, dass sie durchaus Ambitionen in die Epic-Metal-Richtung hegen, aber die Grundausrichtung ist, wie von Preisig korrekt festgestellt, noch klassischer Power Metal, was freilich das eine oder andere Experiment nicht ausschließt. In „Lonely Between Mass Of Puppets“ etwa agiert Drummer Joe Del Rio phasenweise derart nervös und breaklastig, dass man besorgt schaut, ob immer noch die gleiche CD im Player rotiert und nicht plötzlich eine progressiver ausgerichtete Truppe die Regie übernommen hat. „The Enter“ wiederum klingt nach der Entwicklung des Baßthemas, das einen für einen Moment an Grave Diggers (mehr als ein halbes Jahrzehnt später entstandenes!) „Rebellion (The Clans Are Marching)“ erinnert, in den Gitarrenharmonien so sehr nach Iron Maiden, wie nur irgendwas nach Iron Maiden klingen kann. Wie Rod Sacred das damals live hinbekommen haben, müssen Dabeigewesene beurteilen – sie agierten jedenfalls auf der LP als Quartett mit nur einem Gitarristen, während die neue Formation zum Quintett mit zwei Sechssaitern angewachsen ist, was allerdings auch auf diverse Phasen der Frühzeit zutreffen wird, denn neben Bonilli dürfte Langzeit-Gitarrist Martino Vergiu quasi durchgehend dabeigewesen sein, und die Gesamtmitgliederliste in der Encyclopedia Metallum gibt sogar noch weitere Saitenschwinger an, allerdings für die Frühzeit ohne genaue zeitliche Zuweisung. Ein Faible für längere Songs hatte die Formation jedenfalls auch damals schon: „The Mystery Of Quid“, abermals an die Black Sabbath der damals gleichen Zeit erinnernd, braucht zur Aufklärung des Mysteriums knapp sechseinhalb Minuten und „Dreaming“ zur vollen Ausprägung des Traumes sogar knapp acht, wobei die Akustikpassagen in den Strophen samt dem Gesang Erinnerungen an die ganz, ganz frühen Scorpions zu Lonesome Crow-Debützeiten hervorrufen, während der gesamte Song so wirkt, als stamme er aus der Uli-Jon-Roth-Phase der genannten Band. Auf derartige epische Breite festgelegt sind Rod Sacred indes nicht, wie etwa der weitgehend begeisternde Speedie „Circle Of Lust“ unter Beweis stellt – der braucht nur 3:45 Minuten und hätte sinnvollerweise sogar noch kürzer ausfallen können, denn der abgestoppte hintere Soloteil wirkt irgendwie eingeklebt und nicht so richtig organisch dazugehörig und hätte daher ohne Schaden wegbleiben können. Möglicherweise diente er allerdings live als Aufhänger für ein Baßsolo von Onnis, der in besagtem abgestopptem Teil mal kurz mit Leadfunktionen nach vorn tritt. Wie gut die Chancen stehen, die Combo auch mal außerhalb Sardiniens auf einer Bühne zu erleben, wagt der Rezensent nicht zu prognostizieren, aber richtig groß werden Rod Sacred auch im zweiten Anlauf nicht werden – dazu sind sie im Gesamtüberblick zu kauzig. Trotzdem besitzen die Kompositionen irgendwie Charme, und wenn man mit Derius Stimme und deren nicht immer integraler Einbindung klarkommt, könnte man diese Combo richtig liebgewinnen und Submission als von der breiten Masse verkanntes Kleinod anzusehen geneigt sein. Nur dem Cover, übrigens mit dem der alten LP identisch, lediglich mit dem ergänzten neuen Albumtitel im oberen Teil der Steinplatte, die dem, ähem, Wesen als Rückenlehne dient, wäre der Kleinod-Charakter wohl definitiv nicht zuzusprechen ...



Roland Ludwig

Trackliste

1Submission5:49
2Hyper Drive4:11
3Stop Fears4:04
4Let Yourself Go4:11
5Rod Sacred6:28
6A Strange Life!!4:22
7Radio3:19
8Don't Fear The Pain4:22
9Live Your Life Again3:48
10Lonely Between Mass Of Puppets3:48
11The Mystery Of Quid6:25
12Crazy For You4:18
13Circle Of Lust3:45
14The Enter2:16
15Dreaming7:52
16Will Of Living3:13

Besetzung

Antonio Deriu (Voc)
Giuseppe Eriu (Git, 1-7)
Luca Mameli (Git, 1-7)
Martino Vergiu (Git, 8-16)
Franco Onnis (B)
Andrea Atzeni (Dr, 1-7)
Joe Del Rio (Dr, 8-16)
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So bewerten wir:

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