Reviews
Escape Of The Phoenix
Info
Musikrichtung:
Progressive Metal
VÖ: 26.02.2021 (AFM / Soulfood) Gesamtspielzeit: 64:16 Internet: http://www.evergrey.net |
Vom letzten Album The Atlantic war ich enttäuscht. Der Zauber, sonst fester Bestandteil der Musik von Evergrey, fehlte fast komplett. Auf dem neuen Longplayer Escape Of The Phoenix ist er noch nicht wieder zu 100 % zurück, aber zumindest in einem so großen Ausmaß, dass es sich positiv auf den Gesamteindruck auswirkt.
Dabei sieht es zunächst gar nicht danach aus, denn mit „Forever Outsider“ haben die Schweden ausgerechnet den schwächsten Track an den Anfang gestellt. Ein ungestümer, von Johan Niemanns unerbittlich pumpendem Bass dominierter Auftakt, aber bis auf das starke Solo von Henrik Danhage nichts Besonderes. Wirkt in Verbindung mit dem Video zwar viel besser, dennoch als erste Single eine unglückliche Wahl. Die folgende zweite Auskopplung „Where August Mourn“ hätte sich eher angeboten, weil sie aufgrund der stärkeren Einbindung der Keyboards repräsentativer für die Platte ist.
„Stories“ bietet dann in allen Bereichen noch einmal eine Steigerung. Das Stück beginnt balladesk nur mit Gesang und einer betörenden Keyboard-Melodie à la Silent Skies, die jene schwer zu beschreibende Evergrey-Melancholie entstehen lassen, bevor nach 1:15 Minuten die übrigen Instrumente einsetzen und mit ihrer Wucht ein majestätisches Gefühl der Erhabenheit erzeugen, das einem wohlige Schauer über die Rücken laufen lässt. Im weiteren Verlauf entwickelt sich ein sehr abwechslungsreiches und doch kompaktes Stück Musik, das nach 5 Minuten von einer flirrenden Gitarrenmelodie gekrönt wird. Mit „A Dandelion Cipher“ folgt ein äußerst gelungener Ausflug in Richtung Prog Metal. Hier geben, wie eigentlich auf der ganzen Scheibe, erneut vibrierende Basssaiten den Ton an. Vor allem deswegen klingt Escape Of The Phoenix härter und griffiger als The Atlantic.
Von „The Beholder“ dürfte sich so mancher mehr versprochen haben, weil James LaBrie darauf als Gastsänger zu hören ist. Sein Beitrag fällt allerdings viel geringer aus als erwartet; so gering, dass man nicht von einem Duett sprechen kann. Der Zusatz „featuring James LaBrie“ trifft den Kern! Davon abgesehen ist die Nummer trotz der dramatischen Inszenierung vor allem musikalisch nicht das erwartete Highlight.
Falls jemand von „The Beholder“ enttäuscht ist, wird ihn das anschließende „In The Absence Of Sun“ mehr als entschädigen. Beim ersten Durchlauf der eindrucksvollste Song mit unheimlich vielen Facetten und Wendungen. Spätestens jetzt sind Evergrey in der gewohnten Klasse zurück!
Als fast ebenso stark erweist sich „You From You“, in dessen Tiefen man wunderbar eintauchen und sich vollkommen in seiner angenehmen Schwermut verlieren kann. Das ist die Magie von Evergrey!
Mit „Run“ und dem Bonustitel „The Darkness In You“ hat man zwei echte Grower an den Schluss dieser Scheibe gepackt. Ersterer gefällt mit einem coolen Break (das ich zuerst glatt überhört habe), und „The Darkness In You“ ist allemal so gut, dass ich es anstelle von „Forever Outsider“ auf die normale Platte genommen hätte.
Evergrey wechseln auf ihrem zwölften Studio-Output immer wieder geschickt den Grad an Intensität. Das Wechselspiel aus Schönheit und Ruppigkeit sorgt für Spannung und, was am wichtigsten ist, über weite Strecken für dieses gewisse Prickeln.
Insgesamt ist gegenüber dem Vorgänger eine deutliche Verbesserung festzustellen. So weit wie die Rezensentin vom Stormbringer-Webzine, die Escape Of The Phoenix bereits jetzt zu ihrem Album des Jahres kürt, würde ich dann aber doch nicht gehen.
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Forever Outsider | 4:09 |
2 | Where August Mourn | 5:31 |
3 | Stories | 6:40 |
4 | A Dandelion Cipher | 4:34 |
5 | The Beholder (featuring James LaBrie) | 5:49 |
6 | In The Absence Of Sun | 6:07 |
7 | Eternal Nocturnal | 4:34 |
8 | Escape Of The Phoenix | 4:11 |
9 | You From You | 5:18 |
10 | Leaden Saints | 5:56 |
11 | Run | 5:51 |
12 | The Darkness In You | 5:36 |
Besetzung
Henrik Danhage (Git)
Rikard Zander (Keys)
Johan Niemann (B)
Jonas Ekdahl (D)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |