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Reviews

Anette von Eichel

Inner Tide


Info

Musikrichtung: Vocal Jazz

VÖ: 29.01.2021

(Challenge Records)

Gesamtspielzeit: 52:47

Internet:

https://anettevoneichel.de/
https://www.challengerecords.com/home
https://www.martinaweinmar.de/

Die in Hessen geborene Anette von Eichel studierte sowohl Jazz-Gesang als auch klassischen Gesang und hat mit mehreren Ensembles verschiedener Stilrichtungen gearbeitet, um nur einige zu nennen: Naima, Bundesjazzorchester, Ensemble H, Cologne Contemporary Jazz Orchestra . 2001 erschien ein Debüt-Album, "Welcome to My World". Ein wohl wichtiger Schritt war eine Veröffentlichung in der Serie "JazzThing Next Generation", das war gerade "Vol. 2". "Get Out Now" hiess das Album und wurde allseits hoch gelobt.

Nun gibt es ein neues Werk, Inner Tide, also eine Darstellung innerer Ebbe und Flut? Jedenfalls stammen alle Kompositionen, sowohl die Texte als auch die Musik, von der Protagonistin. Doch nicht nur gesungene Texte, sondern auch fließende wortlose Passagen durchziehen die Songs, in dem Anette von Eichel ihre Stimme als Instrument einsetzt. Beteiligt sind bekannte Jazzmusiker der deutschen Szene, grundsätzlich ein Trio, auf drei Titeln vom Saxofonisten Jasper Blom aus den Niederlanden unterstützt.

Zusammen bilden die Musiker mit der Sängerin eine traumwandlerische Einheit, nicht nur als reine Begleiter agieren sie, sondern gestalten stets sehr einfühlsam mit. Besonders kommt das dann zur Geltung bei einem der schönsten Songs der Albums, der Ballade "The Secret Garden". Dieses scheint dann auch wohl ein Kernsong der Platte zu sein. Die "inneren Gezeiten" werden schließlich auch beschrieben im Text: "This is how I sweetly pass through my days and nights, a bit out of this world, humming, rising and sinking with my Inner Tide“.

Ganz wunderbar gelingt es in diesem Spitzensong, diese beabsichtigte Aussage musikalisch perfekt umzusetzen, stimmlich absolut sicher, zart und kraftvoll im Wechsel, voller herausgekehrter Emotionen. Doch auch freiere und avantgardistische Ausprägungen tauchen auf, ein wenig spüre ich dann Jeanne Lee, zum Beispiel auf "All We Need", dem ersten Song mit Jasper Blom, der den Gesang begleitet als unterstützendes Element, bevor er aufbricht zu seinem Solo, das Ganze klingt dann so verdammt "sophisticated", dieser Jazz ist so überzeugend im Ausdruck, handwerklich auf höchstem Niveau, aber nie trocken und akademisch, sondern mit reichlich Feeling bestückt. Ja, "All We Need", ein weiterer Höhepunkt der Platte!

So wirkt die Musik, in ihrer Gesamtheit betrachtet, als dermaßen locker aus dem Ärmel geschüttelt, dass man angesichts dessen nur frohlocken kann. Darüber hinaus verfügt Anette von Eichel über eine sehr individuelle Stimme, mit der sie teilweise ungewöhnlich gestaltet, nicht nur in einer Funktion als reine Jazz-Vokalistin. Und daher wirkt jeder einzelne Song beim Anhören wie ein Höhepunkt des Albums, man kann sich rasch einlassen und mitfahren. Und so strahlen dann weitere Titel, wie das lange "Fallen", wiederum mit Blom, hier mit einer sich tief in die Seele bohrenden Stimmung, das herrliche etwas freiere "Stones" oder das mit dem gestrichenen Bass geführte und nur vom Piano unterstützte, dramatisch wirkende "In Silence", hier ohne Gesang, hell und frisch und begeisternd. Eine wunderbare Jazz-Platte der nicht gewöhnlichen Art, mit einer dicht agierenden Besetzung, die mit ihrem Spiel wichtige Akzente setzt im Meer aktueller Veröffentlichung der Szene.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 It's What We Do (6:38)
2 Honey (5:05)
3 Secret Garden (6:03)
4 All We Need (5:27)
5 Merry-go-round (6:52)
6 Fallen (8:57)
7 Stones (7:20)
8 If You Were Here (4:17)
9 In Silence (2:05)

Besetzung

Anette von Eichel (vocals)
Sebastian Sternal (piano)
Henning Sieverts (double bass)
Jonas Burgwinkel (drums)
Jasper Blom (tenor saxophone - #4, 6, 7)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger