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McCartney

III

Info Musikrichtung: Rock / Pop VÖ: 18.12.2020 (Capitol / Universal) Gesamtspielzeit: 44:49 Internet: http://www.Paulmccartney.com

Was macht ein notorischer Musiker im Lockdown? Musik natürlich! Paul McCartney hat sich entschlossen seinen beiden Solo-Alben von 1970 und 1980 ein drittes folgen zu lassen und dieses Mal - Kontaktverbote radikal befolgend - einfach wirklich alles selbst zu machen. Die Presse schlug schon im Vorfeld Purzelbäume, aber das hätte sie wahrscheinlich auch getan, wenn Sir Paul Weihnachtslieder zur Blockflöte veröffentlicht hätte.

Also stutzen wir das Ganze mal auf’s rechte Maß. Natürlich hat McCartney keinen völligen Mist abgeliefert. III bietet genug, um sich das Album bei entsprechendem Willen schön zu hören. Aber Klassiker to be sind darauf nicht zu finden. Und wäre es nicht der Ex-Beatle gewesen, der diese Dreiviertelstunde aufgenommen hat, hätte wohl kaum jemand weiter Notiz davon genommen. Ich glaube, auch bei Hardcore-Fans wird III in einem halben Jahr kaum noch im Player zu finden sein.

Immerhin weiß McCartney durchaus zu überraschen. Gleich der Opener, ein grooviger, fast instrumentaler Gitarren-Rocker, kommt überraschend (sic!) hart daher, auch wenn es gewisse Parallelen zu Back to the Egg gibt. Bei dem (p)optimistischen „Find my Way“ ist die Stimme zwar altersbedingt gebrochen, wirkt aber dennoch überraschend (!) jugendlich.

Highlight des Albums ist die Power-Nummer „Lavatory Lil“. Auch die kleine Gitarrenminiatur „The Kiss of Venus“ und der Akustikausklang „Winter Bird / When Winter comes“ gehören auf die Haben-Seite. Der Rest ist im Wesentlichen Füll-Material, wobei das beim ersten und zweiten Durchlauf unauffällige „Pretty Boys“ (Leider! kein Joe Jackson-Cover) das Potenzial zum Wachsen hat, wenn man dem Album genügend Spielzeit gönnt.

III ist Lockdown mäßig im Homestudio aufgenommen worden. Bei einigen der Stücke könnte es sich lohnen, sie nach dem Lockdown für das nächste Album (unter welchem Namen auch immer) noch einmal stärker ausproduziert aufzunehmen - und dann mit einer Band im Rücken.

Norbert von Fransecky