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Häusermann - Käppeli - Meier

Die UMELIEDER-Kollektion

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 06.11.2020 (Rabbit Hill Records) Gesamtspielzeit: 54:04 Internet: https://www.haeusermann-kaeppeli-meier.ch/trio.html https://rabbithillrecords.ch/ http://uk-promotion.net/

In die Schweizer Musik-Szene führt uns die Platte Die UMELIEDER-Kollektion der drei Herren Häusermann - Käppeli - Meier. Anlässlich einer Arbeit für das Festival für Neue Musik Rümlingen hat Ruedi Häusermann Mättenberg kennengelernt, das ist ein kleiner Weiler oberhalb Rümlingen, der hauptsächlich aus einem grossen Maisfeld und den Feldweg drum herum besteht. Diesen Feldweg nennen die Einheimischen „Ume Mais ume“. Er war von diesem Ort so angetan, dass er sich vornahm, dafür ein musiktheatralisches Projekt zu erfinden und begann als ersten Schritt, einfache singbare Melodien zu entwerfen. Das Projekt konnte leider nicht realisiert werden, doch an diesen kinderliedartigen Melodien arbeitetete er weiter…..


Und genau das werden wir erleben, zarte einfache Melodien, mit einer ungewöhnlichen Zusammenstellung teils ungewöhnlicher Instrumente zusammengestellt. Und das klingt anders, oder anders, als man es erwarten würde. Denn Ähnliches hat es sicher schon gegeben, versucht man, das Gehörte zu vergleichen. Die tänzelnden Elemente, die sich innerhalb der Strukturen selbständig machen, rücken die Improvisation weit ins Blickfeld, solche Improvisationen, wie man sie teilweise auch aus dem Free Jazz kennt. Doch Free Jazz ist das nicht. Dann wieder fühle ich mich mitunter an alte Stücke von Frank Zappa erinnert, dann wieder bin ich beim nordischen Jazz in seiner Aufbruchphase zu Beginn der Siebziger, bei Juhani Aaltonen, Edward Vesala und anderen.

Die elf einzelnen Songs scheinen ineinander zu fließen und bilden eine atmosphärisch dichte Einheit. Dabei stellt sich das Ergebnis mitunter so dar, als würden spontane Ideen zu der jeweiligen Gestaltung der UMELIEDER führen, doch, genauer betrachtet, scheint ein strenges Konzept dahinter zu stecken, eine Mischung aus rhythmisch betonten Strukturen und melodisch geprägten Passagen, die sich ergänzen und unterstützen zu diesem ungewöhnlichen Ergebnis. "Nur keine Überrumpelung" ist hierfür ein brillantes Beispiel.

Herrlich ist es, die erheiternden Songtitel zu lesen. "Lauter gute Menschen und können keinen kühlen Kopf bewahren", "Seien Sie nicht gekränkt über folgende Erläuterung", das ist lustig, klingt zugleich nachdenklich und man ist geneigt, sich jedem einzelnen Song so zu widmen, als hätte man das Gefühl, dass die jeweilige Aussage auch genau so umgesetzt worden. Die drei Herren auf dem Innencover lachen und mit ihrem fröhlichem Ausdruck scheinen sie zu signalisieren, dass diese Musik absolut nicht akademisch geprägten Köpfen entsprungen zu sein scheint. Und so klingt es auch, keine Kopfmusik, sondern Musik aus Freude, aus Spass, geboren, unbeschwert und mit dem Anspruch, die Fantasie anzuregen, nicht nur die kindliche Fantasie, sondern auch jene aller Erwachsenen, die im Herzen jung geblieben sind.

So lädt die Musik rasch ein zum Verweilen, zum Träumen, und die ungewöhnliche Instrumentierung trägt entscheidend dazu bei, ein so recht wunderschönes Stück ist für mich das "Exactement So ist es", das durch den Raum schwebt und teils tranceartig und teils träumerisch in mannigfaltige gedankliche Welten entführen kann. Und so ist es mit jedem einzelnen UMELIED, allesamt Sprungbretter für die eigene Fantasie, Soundtracks für imaginäre Kurzfilme, abstrakt, einfach schön, verspielt oder einfach märchenhaft, aber nie unheimlich oder gruselig.

Stilistisch einzuordnen ist das Ganze sicherlich grundsätzlich zum Jazz, gerade dann, wenn es auch einmal elegant swingt wie bei "Wieder sind einige Spannen Zeit vergangen". Nur - das ist garantiert nichts für Puristen, doch alle mit einem offenem Geist und guten Herzens steht diese bezaubernde Musik der Drei offen...

Wolfgang Giese