Reviews
Stream
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 29.05.2020 (Enja Yellowbird) Gesamtspielzeit: 62:37 Internet: https://christopheschweizer.com/ http://www.enjajazz.de/index-1.htm https://www.martinaweinmar.de/ |
Der US-amerikanische Schlagzeuger Billy Hart wurde am 29.November 2020 achtzig Jahre alt. Zu Ehren dieses Mannes, der seit den fünfziger Jahren bereits mit zahlreichen Koryphäen der Jazzgeschichte arbeitete, veröffentlichte der Schweizer Posaunist Christophe Schweizer (Jahrgang 1968) dieses Album, Stream.
Die bereits vierte Zusammenarbet der beiden Musiker führt sie zusammen mit anderen bekannten Jazzern, mit Sebastian Gille, Pablo Held und Joris Teepe. Schweizer lebte, studierte und arbeitete in Bern, in Banff(Kanada) und für zehn Jahre in New York. Zusammenarbeiten erfolgten mit namhaften Musikern wie Richie Beirach, Phil Markowitz, Robert Dick, Phil Woods, Benny Bailey, Joe Lovano und vielen anderen.
Seit 2002 lebt der Posaunist in Hamburg und wirkte dort musikalisch. Stream wurde im Riverside Studio Köln im November 2019 eingespielt. Neben einer Fremdkomposition (#9) von Heyman/Green stammen alle übrigen Songs von den Bandmitgliedern, #2&7 von Pablo Held, #3 von Sebastian Gille, #8 von Joris Teepe und der Rest von Schweizer.
Allen Stücken gemein ist eine sehr intime Stimmung, die sehr viel Ruhe, Gelassenheit und Spielfreude ausstrahlt, gleich zu Beginn mit "One Day" äußerst gefühlvoll demonstriert. Die Musik schwebt dahin, und erinnert mich sehr stark an einige Veröffentlichungen auf dem Label ECM aus den siebziger Jahren. Ja, ein Hauch von Verklärtheit, Träumerei und Weite schwingt mit und entführt in ein sehr angenehmes Hörvergnügen. Dabei ist es besonders spannend, dem Zwiegespräch von Posaune und Sopransaxofon zu lauschen, und den dazwischen liegenden Piano-Passagen voller Schönheit, untermauert vom singenden Bass und dem unverkennbar professionellem Spiel von Billy Hart. Und hier ist es dann der erneute Brückenschlag zu ECM, und jenen Aufnahmen, die Hart dort mit Charles Lloyd einspielte. Jedenfalls führt mich die Musik gedanklich und emotional auch dort hin.
"Cameo" zeigt die kreative Vielfalt der Band auf, hier wird mit Klangmustern und Stimmungen perfekt gespielt, man scheint sich gegenseitig intensiv zuzuhören und entwickelt etwas Gemeinsames, eine große Einheit zeichnet den Sound dieses modernen Jazz' aus. Und in jedem einzelnen Song findet Entwicklung statt, die sich nicht allein durch das Arrangement, sondern vor Allem durch Spontaneität auszeichnet. Bei "Cameo" ist es überdies noch diese große Freiheit der Gestaltung, die demonstriert wird, ein ständig freies kreatives Fliessen...
Grundsätzlich trifft dieses auf jeden einzelnen Song zu, und es erfrischend, sich anzuhören, wie sich jeder einzelne Musik hierbei einbringt. Mitunter erinnern mich einige Passagen an die Musik Ornette Colemans, aber letztlich finden sich Elemente des Hard Bops wie auch solche damals modernen, aus denen sich nach und nach die Fusion-Entwicklung vollzog. Die Musiker passen in dieser Kombination sehr gut zusammen, haben sie doch verschiedene musikalische Hintergründe und Eigenarten, von romantisch über harmonisch und abstrakt, hier sich gegenseitig befruchtend, mit einem relativ individuellen Ergebnis, das ein spannendes Hörerlebnis verspricht.
Trackliste
2 Cameo (7:39)
3 Winter (5:57)
4 Motion (6:13)
5 Glow (7:27)
6 You (7:18)
7 Medipack (5:06)
8 Peter‘s Power (5:57)
9 Body And Soul (8:16)
Besetzung
Sebastian Gille (tenor & soprano saxophone)
Pablo Held (piano)
Joris Teepe (bass)
Billy Hart (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |